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Verschiedene Wirkstoffe probieren

Das richtige Mittel gegen Kopfschmerz

Wohl jeder Mensch leidet ab und an unter Kopfschmerzen. Oft ist es eine harmlose Befindlichkeitsstörung, die sich aushalten lässt. Wenn die Schmerzen aber stark sind und die Arbeitsfähigkeit einschränken, fragen Betroffene in der Apotheke nach einem geeigneten Medikament.
Annette Immel-Sehr
12.09.2019  14:00 Uhr

Die häufigste Kopfschmerzart ist der Spannungskopfschmerz. Meist tritt er ohne erkennbaren Grund auf. In manchen Fällen bringen Betroffene die Schmerzen aber auch mit einem langen Aufenthalt in geschlossenen Räumen, Stress, Wetteränderungen oder einem hohen Alkoholkonsum in Verbindung. Spannungskopfschmerz lässt sich am besten mit »dumpf drückend« beschreiben. Die Ursachen sind bis heute unklar.

Manche Wissenschaftler vermuten eine Störung in der Schmerzverarbeitung. Schmerzhemmende Nervensignale funktionieren nicht, sodass Schmerzimpulse weitergeleitet werden, die normalerweise herausgefiltert würden. Andere Forscher postulieren geringfügige Verspannungen der Nackenmuskulatur als Ursache von Spannungskopfschmerzen.

Die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e. V. empfiehlt als Mittel der ersten Wahl zur Selbstmedikation von Spannungskopfschmerzen eine Monotherapie mit Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen oder Diclofenac (Dosierungen siehe Tabelle).

Behandlungsempfehlung Spannungskopfschmerz Akute Migräne
Zwei Tabletten als fixe Kombination: 250–265 mg ASS + 200–265 mg Paracetamol + 50-65 mg Coffein 1. Wahl 1. Wahl
ASS 1000 mg 1. Wahl 1. Wahl
Diclofenac 12,5–25 mg 1. Wahl
Ibuprofen 400 mg 1. Wahl 1.Wahl
Zwei Tabletten als fixe Kombination: 500 mg Paracetamol + 65 mg Coffein 1. Wahl
Naratriptan 2,5 mg 1. Wahl
Phenazon 1000 mg 1. Wahl
Paracetamol 1000 mg 2. Wahl 1. Wahl
Tabelle: Selbstmedikation beim Kopfschmerz vom Spannungstyp und bei Migräne nach den Empfehlungen der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) sowie weiteren Fachgesellschaften

Des Weiteren zählen fixe Kombinationen aus ASS, Paracetamol und Coffein beziehungsweise aus Paracetamol und Coffein zu den Mitteln der ersten Wahl. Coffein verstärkt und beschleunigt nachweislich die Wirkung von Analgetika. Mittlerweile gibt es eine Reihe von Präparaten, die der erst genannten Fixkombination entsprechen, zum Beispiel in Doloversa®, Melabon® K, Ratiopyrin® oder Thomapyrin® intensiv. Hier muss der Patient jeweils zwei Tabletten einnehmen, um die empfohlene Dosis zu erzielen. Die andere Fixkombination aus Paracetamol und Coffein ist in Deutschland nicht in der empfohlenen Dosis im Handel, wohl aber mit einem etwas anderen Gehalt (zum Beispiel Temagin® Paracetamol plus, Vivimed®). Paracetamol als Monotherapie gilt gemäß der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft als Mittel der zweiten Wahl in der Selbstbehandlung von Spannungskopfschmerzen.

Wer Kopfschmerzen hat, wünscht sich ein möglichst schnell wirkendes Schmerzmittel. Durch galenische Formulierungen wie Brausetabletten oder Harttabletten mit erhöhtem Sprengmittelanteil und reduzierter Wirkstoffkorngröße ist es den Herstellern gelungen, einen schnelleren Wirkeintritt zu erzielen. Ibuprofen ist in manchen Präparaten als Lysinat enthalten, um eine schnelle Wirkung zu erreichen. Die Aminosäure wirkt als Lösungsvermittler. Der optimale Effekt wird allerdings nur erreicht, wenn die Medikamente nicht auf vollen Magen eingenommen werden.

Verschiedene Wirkstoffe bei Kopfschmerzen ausprobieren

Manchmal berichten Kunden, dass ein gängiges Kopfschmerzmittel bei ihnen nicht wirkt. Tatsächlich ist das individuelle Ansprechen verschieden. Auch Medikamente, die den evidenzbasierten Empfehlungen entsprechen, wirken bei manchen Kopfschmerz-Patienten nicht oder nur schwach. Wenn ein Patient also mit der Wirkung eines Analgetikums nicht zufrieden ist, lohnt es sich, einen anderen Wirkstoff auszuprobieren.

Kopfschmerzmittel sollten im Rahmen der Selbstmedikation nur über kurze Zeit, das heißt maximal drei bis vier Tage eingenommen werden. Darauf sollten PTA und Apotheker bei der Abgabe immer hinweisen. Wenn die Beschwerden in dieser Zeit nicht verschwunden sind, sollten Betroffene die Ursache anhaltender oder immer wieder auftretender Kopfschmerzen ärztlich abklären lassen. Ein weiterer Grund für die zeitliche Begrenzung ist die Tatsache, dass die häufige und langedauernde Einnahme von Schmerzmitteln selbst zu Kopfschmerzen führen kann.

Neben den klassischen Analgetika gibt es eine Alternative, die sich in der Behandlung von Spannungskopfschmerzen bewährt hat: Pfefferminzöl (Oleum menthae piperitae) in 10%iger ethanolischer Lösung. Die Lösung wird auf Stirn und Schläfen aufgetragen. Offenbar tritt über die Hautreizung eine entspannende Wirkung ein. Bei Bedarf kann die Lösung mehrmals im Abstand von 15 Minuten aufgetragen werden.

Auch Kinder haben Kopfschmerzen

Kopfschmerzen gelten als die häufigste Schmerzstörung im Kindes‐ und Jugendalter. Sie können viele Ursachen haben, beispielsweise auf Hunger, Flüssigkeitsmangel, Müdigkeit oder Fehlsichtigkeit beruhen. Leichte Beschwerden lassen sich oft mit Trinken, einem nassen Tuch auf der Stirn oder – bei Kindern ab sechs Jahren – durch Auftragen von Pfefferminzöl-Lösung auf Stirn und Schläfen bessern. Letzteres sollte sparsam angewendet werden, damit die Augen nicht durch verdampfendes Öl gereizt werden. Von den OTC-Analgetika sind Paracetamol und Ibuprofen für die Anwendung bei Kindern zugelassen. Bei Kindern unter zwölf Jahren darf ASS nicht angewendet werden. Es besteht die Gefahr eines Reye-Syndroms, einer sehr seltenen, aber lebensbedrohlichen Krankheit. Treten die Kopfschmerzen wiederholt auf, sollte ein Kinder- und Jugendarzt zu Rate gezogen werden.

Neben Spannungskopfschmerzen gibt es weitere Kopfschmerzarten, zum Beispiel solche, die von der Halswirbelsäule herrühren, Cluster-­Kopfschmerzen und Medikamenten-Übergebrauch-Kopfschmerz. Besonders bei häufig auftretenden Beschwerden, sehr starken Schmerzen oder bestimmten Begleiterscheinungen sollten PTA und Apotheker den Patienten immer zur Abklärung an den Arzt verweisen.

Schmerzstärke variiert

Die häufigste Kopfschmerzerkrankung neben dem Spannungskopfschmerz ist Migräne. Schätzungsweise 7 bis 14 Prozent der Bevölkerung in Deutschland leiden an wiederkehrenden Anfällen. Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer. Auch Kinder können Migräne haben. Etwa vier bis fünf Prozent der Mädchen und Jungen in Deutschland haben damit zu kämpfen.

Die Schmerzintensität kann bei jeder Attacke stark variieren. Der Schmerz ist typischerweise einseitig, klopfend, pochend, pulsierend. Schon leichte körperliche Betätigung verschlimmert die Beschwerden. Zusätzlich können Übelkeit, Erbrechen sowie Licht- und/oder Geräuschempfindlichkeit auftreten. Typischerweise dauern Migräneattacken zwischen vier und 72 Stunden. Betroffene sollten wiederkehrende Beschwerden grundsätzlich ärztlich abklären lassen.

Handelt es sich tatsächlich um Migräne, ist bei leichter Ausprägung eine Selbstmedikation möglich, bei starken Schmerzen brauchen die Patienten in der Regel verschreibungspflichtige Medikamente. Die Empfehlungen der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e. V. zur Behandlung akuter Migräne im Rahmen der Selbstmedikation ähneln denen für Spannungskopfschmerzen. Sie unterscheiden sich aber insofern, als dass Paracetamol sowie Phenazon und Naratriptan als Mittel der ersten Wahl empfohlen werden. Diclofenac sowie die fixe Kombination von Paracetamol und Coffein haben sich dagegen zur Migränebehandlung nicht bewährt.

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