Dem Herpes Herr werden |
Küssen verboten – das gilt zum Glück nur während einer akuten Herpesinfektion. »Schlafen« die Viren, ist Küssen nicht ansteckend. / Foto: Adobe Stock/Darya
»Rhagade« bedeutet in der medizinischen Fachsprache »Einriss«. Solche feinen Verletzungen der Haut können an unterschiedlichen Stellen des Körpers auftreten. Am Mundwinkel sprechen Ärzte auch von Angulus infectiosus oder Perlèche. Der Volksmund nennt diese Gesundheitsstörung schlicht und einfach »Faulecken«. Sie beginnen als schuppende Rötung an einem oder beiden Mundwinkeln. Im weiteren Verlauf treten häufig gelbliche Schuppenkrusten und kleine Einrisse der Haut auf. Mundwinkelrhagaden machen sich schon morgens bei den ersten Mundbewegungen schmerzhaft bemerkbar. Den Tag über bilden sich beim Öffnen des Mundes immer wieder schmerzhafte Mikroeinrisse. Wenn Faulecken mit sauren Speisen oder Getränken in Berührung kommen, brennt es meist höllisch.
Mundwinkelrhagaden können bei Menschen jedes Alters auftreten. Die Ursache ist oft eine länger bestehende Feuchtigkeit in den Mundwinkeln durch vermehrte Speichelbildung, etwa bei Zahnspangen- oder Prothesenträgern. Dies weicht die Haut auf und verringert ihre Barrierefunktion. Auch wenn Menschen die Angewohnheit haben, ständig die Lippen oder die Mundwinkel zu lecken, kann dies Faulecken verursachen. Zu weiteren Faktoren zählen zum Beispiel trockene Haut, Neurodermitis, Kontaktdermatitis, Diabetes mellitus, Eisen-, Zink- und Vitamin-B-Mangel sowie ein Down-Syndrom. Manchmal entstehen wiederholte kleine Verletzungen auch beim Einsetzen der Zahnprothese. Bei älteren Menschen können fehlende Zähnen oder ein schlechter Prothesensitz dazu führen, dass die Lippen bei geschlossenem Mund anders aufeinanderliegen als bisher und sich ein feuchteres Milieu entwickelt.
Ohne Behandlung zieht sich die Erkrankung oft über Wochen hin und es entsteht eine chronische Entzündung. Das ist nicht nötig, denn das Problem lässt sich meist gut beheben. Die erste Maßnahme besteht darin, die gerissenen Mundwinkel am Tag immer wieder mit einem sauberen Tuch trocken zu tupfen und nicht daran zu lecken. Durch gezielte Pflege kann die gereizte Haut an den Mundwinkeln heilen. Dazu eignet sich Hautschutzcreme für trockene bis sehr trockene Haut. Am besten trägt man sie zu Beginn mehrmals täglich, dann nur noch einmal täglich dünn auf. Folgende Produkte eignen sich beispielhaft: Alfason® Repair Creme, Eucerin® Acute Lip Balm, Letibalm Fluido und Neuroderm® Repair Creme.
Wer Neurodermitis hat, kann zur Pflege der Mundwinkel auch die ohnehin benötigte Basissalbe verwenden. Topika mit Hydrocortison lassen stark entzündete und schmerzende Mundwinkel schnell abheilen. Auch Zubereitungen mit Dexpanthenol und Zink sorgen für eine schnelle Heilung. Die regelmäßige Lippenpflege zum Beispiel mit einem Pflegestift trägt zur Hautgesundheit rund um die Lippen bei.
Im Beratungsgespräch geht es auch darum, die vermutliche Ursache herauszufinden, um sie nach Möglichkeit zu beheben. Bei schlechtsitzenden Zahnprothesen beispielsweise sollte der Patient den Zahnarzt aufsuchen. Er kann feststellen, was verändert werden muss, um die Mundwinkel zu entlasten. Eine ausgewogene Ernährung ist wichtig, um eine ausreichende Vitamin- und Mineralstoffversorgung sicherzustellen. Möglicherweise ist kurzfristig ein Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll, um einen bestehenden Mangel schnell zu beheben.
Wenn es den Anschein hat, dass sich zusätzlich Bakterien, Pilze oder Herpes-Viren in den Rhagaden angesiedelt haben, ist ein Besuch beim Haus- oder Hautarzt ratsam, damit er die Erreger diagnostiziert und gezielt behandelt. Der Arzt ist auch der richtige Ansprechpartner, wenn sich die Beschwerden unter Selbstbehandlung nicht bessern oder immer wiederkehren.