Depressivität und Essstörungen durch Pandemie gestiegen |
Der Anteil schwerer Depressivität ist seit der Pandemie statt um die erwarteten 1 Prozent um 5 Prozent gestiegen. / Foto: Adobe Stock/IvSky
Vor allem für die Gruppe der 18- bis 25-Jährigen sei ein Anstieg im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie zu beobachten, sagte Youssef Shiban, Professor für Klinische Psychologie an der Privaten Hochschule Göttingen (PFH). Das sei auch deshalb bedenklich, weil die Suche nach einem Psychotherapieplatz schon vor der Corona-Krise mit deutlichen Wartezeiten verbunden gewesen sei.
Ein ähnlicher Trend wie bei der Depressivität zeichnet sich nach Angaben von Shiban für andere Störungen ab. So sei bei Essstörungen ein deutlicher Zuwachs bei einer mittleren und schweren Symptombelastung zu erkennen.
Bisher nahmen rund 2000 Menschen online an der Befragung teil. Geplant ist ein Vergleich zwischen Bundesländern sowie mit Norwegen und Kanada. Kooperationspartner sind die Universität Regensburg, die Inland Norway University of Applied Sciences und die Carleton University in Ottawa.
Die Wissenschaftler verwenden den sogenannten ISR-Fragebogen – ein Instrument, mit dem Symptome für psychische Störungen erfasst werden. Gemäß der Normstichprobe des ISR wäre ein Anteil von schwerer Depressivität in der Allgemeinbevölkerung von 1 Prozent zu erwarten, sagte Shiban. »In unserer Studie konnten wir hingegen einen Anteil schwerer Depressivität von 5 Prozent beobachten.« Es gebe Hinweise, dass solche Auswirkungen von Quarantänemaßnahmen längerfristig bestehen bleiben könnten.
Zahlreiche Studien wie zum Beispiel das «COSMO»-Projekt (www.corona-monitor.de) (»COVID-19 Snapshot Monitoring«) untersuchen unter anderem das psychische Wohlbefinden der Menschen während der Corona-Pandemie. So empfanden Ende Mai 40,4 Prozent der für »COSMO« Befragten ihre persönliche Situation als belastend. 22,6 fühlten sich einsam. Vor allem junge Menschen und Singles bezeichneten sich als einsam – und Einsamkeit geht nach Beschreibung der Forscher mit »erheblichen Gesundheitsrisiken« einher. Zudem beklagte mehr als jeder Dritte eine geringe soziale Unterstützung – 2012 taten dies laut einer repräsentativen Studie nur 17 Prozent. Hintergrund könnten die Kontaktbeschränkungen sein, vermuten die Wissenschaftler.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.