Diabetes prägt die Haut |
Die Haut von Diabetikern ist häufig trocken, juckt und spannt. Spezielle Pflegeprodukte regenerieren den Hydrolipidmantel und mindern so das Risiko für Infektionen und Ekzeme. / Foto: Getty Images / Westend61 / Vladimir Godnik
Zwischen 30 bis 70 Prozent der Diabetiker zeigen dermatologische Symptome und Erkrankungen, informiert die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) in einer Pressemitteilung. Die Experten gehen davon aus, dass mehr als 50 Hautkrankheiten in Verbindung mit der Stoffwechselerkrankung stehen. Warum sich Haut und Diabetes gegenseitig beeinflussen, ist nicht vollständig geklärt. Vermutlich begünstigen Entzündungsprozesse, Ablagerungen von zuckerhaltigen Substanzen in der Haut und die geschwächte Immunabwehr Infektionen, fasst die DDG zusammen.
Diabetikerhaut altert schneller. Der erhöhte Blutzuckerspiegel heizt den normalen Alterungsprozess der Haut erst richtig an. Altern bedeutet für die Haut unter anderem, dass der Garant für Elastizität, also das Kollagen, durch Zucker abgefangen wird und seine dreidimensionale Struktur verliert. Beim Diabetiker läuft dieser Prozess wegen des erhöhten Blutzuckerspiegels entsprechend rascher ab. Zellmembranen werden dadurch starr. Das macht es den Blutzellen nicht eben leicht, durch sie hindurchzudringen, so die vereinfachte Vorstellung.
Und so erscheint die Haut von Diabetikern, die ihren Blutzucker nicht konstant in den Griff bekommen, oft welk und schlecht durchblutet, zeigt Fältchen, spannt und schuppt, ist trocken und neigt zu Juckreiz. Ihr Wasserbindungsvermögen ist reduziert. Häufig zeigt sich im Gesicht auch eine Couperose, bei der die feinen Gefäße erweitert sind. Vermutlich liegt das an den schlechten Fließeigenschaften des Blutes. Dadurch staut sich das Blut in den kleinsten Venen der obersten Hautschichten.
Doch Vorsicht: Trockene, schuppige Haut ist nicht nur ein kosmetisches Problem, sondern birgt vor allem gesundheitliche Risiken. Zu den häufigsten Hauterscheinungen bei Menschen mit Diabetes gehören bräunliche, narbenähnliche, rundliche Flecken, die sich meist über dem vorderen Schienbein zeigen. Die diabetische Dermopathie, wie die Pigmentveränderungen auch genannt werden, findet sich bei bis zu 70 Prozent aller Patienten. »Sie ist sehr oft das erste Anzeichen eines nicht erkannten Diabetes«, wird Professor Dr. Claudia Pföhler von der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie des Universitätsklinikum des Saarlandes in der Pressemitteilung zitiert. Wer solche Flecken an Schienbeinen, Unterarmen oder Füßen bemerkt, sollte beim Hausarzt oder Diabetologen seinen Nüchternblutzucker überprüfen lassen. Die gute Nachricht: »Die Flecken verschwinden, sobald der Diabetes eingestellt ist«, versichert die Dermatologin.
Da der natürliche Säureschutzmantel der Haut angegriffen ist, haben es Pilze und Bakterien leicht, in die Haut einzudringen. Schlecht eingestellte Diabetiker neigen denn auch auffällig oft zu Ekzemen, Mundsoor, Rhagaden in den Mundwinkeln sowie Pilzinfektionen an Füßen, in den Leisten oder der Achselhöhle, unter der Brust, in der Scheide oder im Analbereich. »Chronische Pilzinfektionen mit ihrem quälenden Juckreiz gelten als Marker-Erkrankung für Diabetes mellitus«, betont Pföhler. Candida albicans ist der häufigste Erreger. Auch hier gilt: Unbedingt nüchtern den Blutzuckerwert messen lassen. »Sobald der Blutzuckerwert normalisiert ist, können die Pilzinfektionen oft mit örtlichen Cremes und Zäpfchen erfolgreich behandelt werden«, berichtet die Hautexpertin.
Füße sind die typischen Problemzonen der Diabetiker. Die richtige Fußpflege spielt daher eine bedeutende Rolle. / Foto: iStock/PeopleImages
Beim Nagelpilz steht nicht der Juckreiz im Vordergrund, sondern verdickte Nagelplatten, Flecken, Brüchigkeit und Risse. Er ist für Diabetespatienten besonders gefährlich, weil die Nagelschäden als Eintrittspforte für Bakterien dienen, die beispielsweise ein diabetisches Fußsyndrom fördern können. Die Sanierung von Nagelpilz bei Diabetikern ist deshalb keine kosmetische Frage, sondern eine medizinische Notwendigkeit und gehört in die Hände von Podologen, betont die DDG.
Bakterien, die über kleine Fußwunden in den Körper eintreten, können sogar eine schwerwiegende Wundinfektion auslösen, ein sogenanntes Erysipel, auch Wundrose genannt. Ein Erysipel macht sich an der Haut als flammende Rötung bemerkbar, die sich rasch ausbreitet, bevorzugt an den Unterschenkeln oder im Gesicht. Werden die Hautsymptome von Fieber und Schüttelfrost begleitet, sind das Gefahrenzeichen für einen Notfall. Eine Blutvergiftung könnte drohen.
Die DDG weist darauf hin, dass Diabetiker selbst etwas für ihre Hautgesundheit tun können. Spezielle Pflegeprodukte helfen dem angegriffenen Hydrolipidmantel, sich zu regenerieren und das Risiko für Infektionen und Ekzeme zu minimieren. Dafür braucht es aber die tägliche Pflege.
Vor allem im Winter sollten Pflegecremes einen höheren Lipidanteil enthalten. Es empfehlen sich zum Beispiel Wasser-in-Öl-Emulsionen, die etwa Jojoba-, Weizenkeim-, Nachtkerzen-, Traubenkern- oder Borretschöl, Phospholipide oder Ceramide enthalten (wie La Roche-Posay Nutritic Intense, Dermasence Polaneth Lotion). Auch Oliven- und Mandelöl fetten die Haut. Gleichzeitig sollte entsprechenden Präparaten ein Natural Moisturizing Factor (NMF) wie Harnstoff, Glycerol oder Milchsäure zugesetzt sein (wie Wohlderma plus, Allpresan® diabetic, Dermasence Adtop Creme, Eucerin® Hyaluron-Filler Urea, Eucerin® Urea Repair). NMF erhöhen das Wasserbindungsvermögen der obersten Hornschicht und wirken somit der der Verdunstung entgegen.
Für Diabetiker ist Harnstoff ideal. Er weicht die Hornschicht auf, hält Feuchtigkeit in der Haut zurück, erhöht deren Wasserbindungsfähigkeit, wirkt leicht juckreizlindernd, schuppenlösend und antibakteriell. Er ist ein Juckreizstiller mit Langzeiteffekt, zum Vorbeugen also ideal. Außerdem sollte der Creme-Tiegel sowohl für Gesicht als auch für den Rest des Körpers Antioxidanzien enthalten. Dazu gehören wasserlösliches Vitamin C zum Schutz der Zellflüssigkeit und fettlösliches Vitamin A oder E, um die Zellmembranen in Schutz zu nehmen. Die drei Vitamine sollen freie Radikale abfangen, sodass deren zerstörerische Kraft verpufft.
Warnsignal Juckreiz: Jucken, das auf keine Therapie anspricht, kann auf eine Nierenschädigung hindeuten. / Foto: Adobe Stock/LStockStudio
Zusatztipp: Um die angegriffene Hautbarriere zu fetten, helfen medizinische Ölbäder mit Soja-, Mandel- oder Erdnussöl (wie Balneum-Hermal® F). Die Rückfettung bremst gleichzeitig den Feuchtigkeitsverlust der Hornschicht und sorgt für ein entspanntes Hautgefühl. Juckende Haut beruhigt sich.
Die Experten der DDG weisen darauf hin, dass bei extrem starkem Juckreiz, der auch durch klassische Therapien wie Glucocorticoide oder Antihistaminika nicht nachlässt, der Arzt hellhörig werden sollte. Unstillbarer Juckreiz, der auf keine Therapie anspricht, sei bei Diabetespatienten ein Hinweis auf eine Nierenfunktionsstörung. »Manchmal hilft eine Lichttherapie gegen die Hautprobleme«, ergänzt Pföhler. In jedem Fall sollte ein Dermatologe hinzugezogen werden. Für die Nierenschädigung ist der Nephrologe zuständig.