Diabetes-Therapie: Individuell und mit Zusatznutzen |
Die Arzneistoffgruppe, zu der die Wirkstoffe Glibenclamid, Gliquidon und Glimepirid gehören, hatte jahrelang Konjunktur, wurde häufig verordnet. Mittlerweile sinken die Verordnungszahlen. Denn wie sich im Laufe der Zeit in Studien gezeigt hat, haben Sulfonylharnstoffe einige Nachteile, verglichen mit dem Firstline-Therapeutikum Metformin. Sie wirken insulinotrop, indem sie das Ansprechen der Betazellen auf den physiologischen Glucose-Stimulus verbessern und über diesen Weg die Insulinsekretion steigern. Das funktioniert, wenn die Betazellen der Bauchspeicheldrüse noch etwas Insulin produzieren. Die Nachteile: Sulfonylharnstoffe können schwere und lang anhaltende Unterzuckerungen hervorrufen. Das liegt am Wirkmechanismus. Sie stimulieren die Insulinausschüttung die gesamte Zeit, in der sie wirken. Ein Prozess, der im Laufe der Zeit auch dazu führt, dass sich die Bauchspeicheldrüse erschöpft. Das geschieht zwar auch ohne diese Medikamente im Rahmen eines Typ-2-Diabetes, aber sie scheinen den Prozess zu beschleunigen.
Häufig nehmen Patienten unter der Therapie zu – unerwünscht, denn das fördert die Insulinresistenz. In verschiedenen Studien zeigte sich außerdem eine erhöhte Sterblichkeit. Dennoch gibt es Typ-2-Diabetiker, die mit Arzneistoffen dieser Gruppe gut zurechtkommen und eine gute Stoffwechseleinstellung erreichen. Als Patient ist die Frage beim Diabetologen aber erlaubt, ob womöglich auch ein Medikament mit mehr Vorteilen für die Behandlung in Frage käme.
Zunehmend werden Sulfonylharnstoffe durch sogenannte DPP-4-Hemmstoffe ersetzt. Die DDG-Leitlinien dazu: »DPP-4-Inhibitoren sind nebenwirkungsarme, effektive Alternativen zu Sulfonylharnstoffen und können auch eingesetzt werden, wenn eine Kontraindikation zum Einsatz von Metformin vorliegt.« Wirkstoffe sind Saxagliptin (Onglyza®, Kombination mit Metformin: Komboglyze®) und Sitagliptin (Januvia®, Kombinationen mit Metformin: Janumet® und Velmetia®). Die Arzneistoffklasse bietet Vorteile, so beschreiben es die Leitlinien der DDG: ein günstiges Sicherheitsprofil auch bei fortschreitender Niereninsuffizienz bis zur Dialyse – von großer Bedeutung bei älteren Menschen –; das Körpergewicht steigt unter der Therapie nicht an, die Gefahr für Unterzuckerungen ist gering, und die HbA1c-Werte verbessern sich. Die Gesamtmortalitätsrate ist unter der Therapie nicht erhöht. Allerdings liegt die Blutzucker-senkende Wirkung unter derjenigen von GLP-1-Antagonisten und SGLT-2-Hemmern.
DPP-4-Hemmer bremsen den Abbau des körpereigenen Darmhormons GLP-1. Dadurch schüttet die Bauchspeicheldrüse vermehrt Insulin und weniger Glucagon aus der Leber aus. Zudem entleert sich der Magen langsamer, wodurch sich die Patienten länger satt fühlen. Der Effekt auf Blutdruck und Körpergewicht ist neutral.