Die Beziehung von Herz und Psyche |
17.08.2021 08:30 Uhr |
Die Psychokardiologie untersucht die Verbindung von Herz- und psychischer Gesundheit. / Foto: Getty Images/Oliver Rossi
Das Broken-Heart-Syndrom, auch bekannt als Tako-Tsubo-Syndrom oder Tako-Tsubo-Kardiomyopathie, ist wohl eines der besten Beispiele dafür, welche enormen Auswirkungen Stress auf das Herz haben kann. Betroffene zeigen klassische Symptome eines Herzinfarkts mit plötzlich einsetzenden Brustschmerzen und Atemnot. Sie haben ein verändertes EKG und eine erhöhte Konzentration von Herzenzymen. Einzig ein verschlossenes Herzkranzgefäß ist nicht zu finden. Dafür ist die linke Herzkammer bauchig erweitert, der Ausflusstrakt verengt und die Pumpfunktion eingeschränkt.
Übereinstimmend berichten die Betroffenen von einem vorausgegangenen emotional oder körperlich stressigen Ereignis. Häufig genannt werden Trennungen, der Tod eines nahestehenden Menschen, traumatische Erlebnisse, Lampenfieber, die Diagnose einer schweren Erkrankung, starke Schmerzen oder eine Operation sowie ungewohnte körperliche Anstrengung. Aber auch positive Aufregung wie ein Lottogewinn oder eine Hochzeit können das Broken-Heart-Syndrom auslösen. Ursächlich ist vermutlich die große Menge an Stresshormonen, die in diesen Situationen ausgeschüttet wird. Wissenschaftler gehen derzeit davon aus, dass sie die Herzmuskelzellen schädigen und einen vorübergehenden Funktionsverlust bewirken.
Eine einheitliche Behandlungsmethode ist bisher nicht etabliert. Empfohlen werden Acetylsalicylsäure, Beta-Blocker und ACE-Hemmer, dazu Bettruhe und ausreichend Flüssigkeit. Bei vielen Patienten erholt sich die Pumpfunktion des Herzens innerhalb weniger Tage bis Wochen. Allerdings darf das Broken-Heart-Syndrom auch nicht unterschätzt werden. Es kann lebensbedrohende Komplikationen wie Kammerflimmern, schwere Rhythmusstörungen oder einen kardiogenen Schock verursachen. Etwa 3 Prozent der Betroffenen versterben.
Das Broken-Heart-Syndrom tritt fast ausschließlich bei Frauen zwischen 50 und 70 Jahren auf. Nur etwa jeder zehnte Patient ist ein Mann. Warum das so ist, ist nach wie vor unklar. Wissenschaftler vermuten, dass der geringere Östrogenspiegel nach der Menopause das Herz von Frauen anfälliger für Stresshormone machen könnte. Und das scheint auch bei anderen Erkrankungen eine Rolle zu spielen. So konnte das Team um Dr. Conglong Wang von der Drexel University in Philadelphia zeigen, dass psychosozialer Stress bei Frauen eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung der koronaren Herzkrankheit (KHK) spielt.
In ihrer Studie haben die Forscher die Daten von mehr als 80.000 Teilnehmerinnen einer großen Gesundheitsstudie (Women´s Health Initiative Observational Study) hinsichtlich einzelner Stressoren untersucht. Dabei zeigte sich, dass besonders belastende Lebensereignisse wie schwerwiegende Erkrankungen oder der Tod des Partners das Risiko einer KHK um 12 Prozent steigerte. Starker sozialer Stress durch negativ wahrgenommene Sozialkontakte steigerte das Risiko um 9 Prozent. Beruflicher Stress alleine war bei Frauen hingegen nicht mit einem erhöhten KHK-Risiko assoziiert. Erst die Kombination aus einem Beruf mit geringen Anforderungen und Kontrolle sowie hohem sozialen Stress ergab eine Risikoerhöhung um 21 Prozent.