Die Corona-Warn-App ist da |
Seit heute morgen kann die Corona-Warn-App der Bundesregierung in Zusammenarbeit mit dem Robert-Koch-Institut, der Telekom und SAP auf Smartphones heruntergeladen werden. / Foto: Getty Images/Sitthiphong Thadakun/EyeEm/PZ
Die App kommt nach Worten von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) passend zur jetzigen Phase weiterer Corona-Lockerungen. Etwa auf Demonstrationen, in Bussen und Bahnen gebe es nun zunehmend »anonyme Nähe« zu anderen Menschen.
Die App ermögliche dann Meldungen an Personen, die darüber sonst nie hätten informiert werden können. Spahn verwies auch auf die Urlaubszeit, wenn sich Deutsche im Ausland und bei Ferien im Inland träfen oder von Reisen zurückkommen. Spahn betonte jedoch, dass die App vernünftiges Verhalten nicht ersetze. Es bleibe wichtig, Abstand zu halten und teils Alltagsmasken zu tragen. Die App könne helfen, Kontaktpersonen schneller zu warnen – dabei sei jede Stunde ein Gewinn.
Der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, erklärte, die App solle eine Ergänzung für die Arbeit der Gesundheitsämter beim Nachverfolgen von Infektionsketten sein. So könnten zusätzliche »Risikobegegnungen« identifiziert werden. In die Risikobewertung flössen unter anderem Dauer und Nähe der Begegnung ein.
Die App soll das Nachverfolgen von Infektionen erleichtern. Dafür kann sie messen, ob sich Handynutzer über eine längere Zeit näher als etwa zwei Meter gekommen sind. Dazu sendet die App über die Nahfunktechnik Bluetooth im Abstand von zweieinhalb bis fünf Minuten eine Serie von Identifikationsnummern (ID) in die nähere Umgebung. Gleichzeitig werden Bluetooth-Signale von anderen empfangen.
Halten sich Nutzer, die beide die App laufen haben, nebeneinander auf, tauschen die Smartphones ihre IDs aus. Die App wertet die Dauer des Kontakts aus und registriert dabei, wie stark das Bluetooth-Signal war. Aus der Signalstärke lässt sich der ungefähre Abstand berechnen.
Wer positiv auf Covid-19 getestet wurde, trägt diesen Status selbst in die App ein. Um einen Missbrauch zu verhindern, muss dieser Status offiziell bestätigt werden. Wer sich in der Nähe infizierter Personen aufgehalten hat, wird darüber informiert und kann Schutzmaßnahmen ergreifen – etwa sich auch ohne Symptome auf Kassenkosten testen lassen oder sich in eine Quarantäne begeben, um andere vor einer Ansteckung zu bewahren.
Auch der Virologe Christian Drosten verspricht sich von der neuen staatlichen Corona-Warn-App einen »guten Effekt« – auch im Fall von relativ niedrigen Nutzerzahlen. Selbst dann könne »an vielen Stellen ein entscheidender Unterschied« erzielt werden, sagte der Wissenschaftler von der Charité in Berlin in seinem NDR-Podcast. Die App sei ein »entscheidend wichtiges Werkzeug«, um die Zahlen niedrig zu halten. Bei der Suche nach Kontakten eines Infizierten komme es schließlich vor allem auf Geschwindigkeit an: Müssten da erst Telefonketten losgehen, gehe wichtige Zeit verloren.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.