Die häufigsten Fragen zu Cannabis |
Wie es mit Interaktionen aussieht, müsse individuell geprüft werden. »Alle Arzneimittel können Wechselwirkungen haben«, so Fister. Tetrahydrocannabinol (THC), Cannabidiol (CBD) und Cannabinol (CBN) werden über das Cytochrom-P-450-System verstoffwechselt. Am häufigsten seien Interaktionen mit Antikoagulantien, ZNS-wirksamen Substanzen, Sedativa und Opioiden. Der Apotheker empfahl allen Patienten, die ein Cannabisarzneimittel zum ersten Mal erhalten, mit Arzt und Apotheker einen Wechselwirkungscheck durchzuführen.
Bezüglich der Frage, ob Patienten ein Cannabisarzneimittel in der Öffentlichkeit einnehmen oder anwenden dürfen, erklärte Fister: »Wenn der Arzt fixe Zeitpunkte vorgegeben hat, zum Beispiel um 8, 12 und 16 Uhr zu inhalieren, darf das natürlich in der Öffentlichkeit passieren. Es ist ein Arzneimittel.« Anders sieht der Apotheker es allerdings, wenn die Arzneidroge geraucht wird. Dies sollte an Orten der Öffentlichkeit vermieden werden oder nur an abgeschiedenen Plätzen erfolgen.
Beim Autofahren gelte: »Die Fahrtüchtigkeit muss gewährleistet sein.« Es sei strafbar, wenn ein Patient, der beispielsweise aufgrund von Müdigkeit oder Schwindel beeinträchtigt ist, ein Fahrzeug im Straßenverkehr führe. Gerade in der Eingewöhnungsphase sollten Patienten »Karenzzeit einplanen« und zuerst abwarten, wie sie das Medikament vertragen. Von Vorteil sei eine Bescheinigung der Fahrtüchtigkeit durch den verschreibenden Arzt, aus der hervorgeht, dass in der entsprechenden Dosierung keine Ausfallerscheinungen zu erwarten sind. Außerdem empfiehlt Fister, einen Therapienachweis mitzuführen, zum Beispiel eine Rezeptkopie oder einen Medikamentenpass.
Eine weitere häufige Frage: Wie sich Cannabisarzneimittel von Opioiden unterscheiden. Grundsätzlich träten weniger Nebenwirkungen auf als bei Opioiden, erläuterte der Apotheker. Das Abhängigkeitspotenzial sei geringer beziehungsweise bei Cannabis in therapeutischer Dosierung nicht nachgewiesen. Auch das Risiko einer Überdosierung sei bei Opioiden höher und solch eine Überdosis könne tödlich enden (Atemdepression). Fister sieht Cannabis vor allem als Add-on zu einer bestehenden Therapie. Krebspatienten, die viele oder hochdosierte Opioide erhalten, könnten durch die Anwendung eines Cannabisarzneimittels gegebenenfalls die Opioid-Dosis reduzieren oder Medikamente absetzen, was die Lebensqualität erhöhe.