Dranbleiben fällt leichter, wenn Sport Spaß macht |
Jeder hat andere Vorlieben, wenn es um Sport geht. Sicher ist, wenn man Spaß dabei hat, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass man die Sportart regelmäßig ausübt. / Foto: Getty Images/Luis Alvarez
Wenn sich Menschen mit starkem Übergewicht mehr bewegen wollen, empfehlen ihnen Fitness-Ratgeber häufig dieselben Sportarten. Radfahren, Schwimmen oder Nordic Walking zum Beispiel. Denn sie haben einen Vorteil: Sie schonen die Gelenke, weil es keine oder nur eine geringe Druckbelastung auf die Füße gibt.
Christine Joisten von der Deutschen Sporthochschule Köln hingegen würde Patienten mit Adipositas niemals eine konkrete Disziplin empfehlen. »Diejenige Sportart ist gut, die man gerne macht«, sagt die Professorin am Institut für Bewegungs- und Neurowissenschaft. Patrick Arnold drückt es ganz ähnlich aus. Natürlich seien Radfahren oder Wassergymnastik gut für Menschen mit zu vielen Pfunden, so der Physiotherapeut und Trainer. Grundsätzlich aber sollte man eine Sportart »finden, welche individuell Spaß macht«.
Neben einer gesunden und maßvollen Ernährung ist Sport ein wichtiges Mittel, um dem Übergewicht zu Leibe zu rücken. Damit das klappt, muss man langfristig und kontinuierlich Sport treiben. Das gehe nur dann, wenn man Freude dabei empfinde, sagt Patrick Arnold. Sonst lasse die Motivation schnell nach. Daher könnten auch Mannschafts- oder Ballsportarten sinnvoll sein. Krafttraining, das den Aufbau der Muskulatur fördert, sowieso.
Als adipös bezeichnet die Medizin Menschen, deren Body-Mass-Index (BMI) bei über 30 liegt. Ab einem Wert von 35 spricht man von Adipositas Grad 2, bei 40 und mehr von Grad 3. Um einen BMI von 40 zu haben, muss ein 1,80 Meter großer Mensch etwa 130 Kilogramm wiegen. Extremes Übergewicht kann Folgeerkrankungen auslösen. Dazu gehören Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und orthopädische Beschwerden.
Arnold spricht aus beruflicher Erfahrung. Er leitet die Sporttherapie am Zentrum für Ernährungsmedizin und Prävention (ZEP) am Münchner Krankenhaus Barmherzige Brüder. Dort gibt es ein Programm für Menschen mit Adipositas, das neben Bewegungseinheiten auch ärztliche und psychologische Betreuung sowie Ernährungsberatung umfasst. Die Gruppe bleibt ein Jahr lang fest zusammen. Angebote wie dieses können dabei helfen, den Einstieg zu finden. Auch andere Klinken oder spezielle Adipositas-Ambulanzen bieten solche Programme an.
Adipositas ist laut Christine Joisten »eine chronische Erkrankung«. Und der (Wieder-)Einstieg in den Sport für Menschen, die sich noch nie oder schon lange nicht mehr viel bewegt haben, ist nicht einfach. Aber: »Den« Menschen mit Adipositas gibt es laut Christine Joisten nicht. Daher braucht es den individuellen Blick auf den angehenden Sportler oder die Sportlerin. Was gut funktioniert, kann ganz unterschiedlich sein.