Eine Fettleber lässt sich umkehren |
Neben der Ernährungsumstellung ist regelmäßige körperliche Aktivität die zweite wichtige Komponente für die Behandlung der Fettleber. / Foto: Adobe Stock/pressmaster
Die nicht alkoholische Fettleber (NAFLD) ist die am weitesten verbreitete Form der Fettleber weltweit. Nach Angaben der Deutschen Leberstiftung ist in Deutschland bereits jeder vierte Erwachsene über 40 Jahre und jedes dritte übergewichtige Kind von einer Fettlebererkrankung betroffen. Experten gehen davon aus, dass die Verbreitung der Fettleber weiter zunehmen wird. Schätzungen zufolge wird erwartet, dass im Jahr 2055 etwa 55 Millionen Europäer und US-Amerikaner eine Fettleber aufweisen werden.
In den meisten Fällen entsteht die Fettleber als Folge des metabolischen Syndroms. Dieses ist gekennzeichnet durch das gemeinsame Auftreten verschiedener Symptome und Krankheitsbilder. Dazu gehören: Übergewicht (vor allem Bauchfett), ein gestörter Zuckerstoffwechsel mit Insulinresistenz und dauerhaft erhöhtem Blutzuckerspiegel sowie erhöhte Blutfettwerte und Bluthochdruck. Als ursächlich für die Entwicklung eines metabolischen Syndroms gelten eine ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel. Denn werden dem Körper permanent mehr Kalorien zugeführt als er verbrauchen kann, wird die überschüssige Energie in Form von Fett eingelagert. Das geschieht nicht nur im Fettgewebe, sondern auch in der Leber. Übersteigt der Fettgehalt der Leberzellen die Marke von 5 Prozent, sprechen Mediziner von einer Fettleber. Diese kann übrigens auch entstehen, wenn kein offensichtliches Übergewicht vorliegt. Etwa 10 Prozent der Menschen mit Fettleber sind normalgewichtig oder schlank. Bei ihnen liegt in der Regel eine genetische Disposition vor, die durch zu wenig Bewegung und ungünstige Ernährung zum Tragen kommt.
Da eine medikamentöse Therapie für die Fettleber derzeit nicht zur Verfügung steht, setzt die Behandlung an den Ursachen an. Vermehrte körperliche Aktivität in Kombination mit einer kalorienreduzierten und ausgewogenen Ernährung verringert den Fettgehalt des Körpers und der Leber. Als ideal gilt die mediterrane Diät mit einem geringen Kohlenhydratanteil und vorwiegend pflanzlichen Speisen. Empfohlen wird ein Kohlenhydratanteil von 50 bis 55 Prozent der Gesamtenergiezufuhr. Dabei sollten komplexe Kohlenhydrate aus Vollkorngetreideprodukten, Hülsenfrüchten, Gemüse, Obst und Nüssen bevorzugt werden.
Süßigkeiten sollten möglichst gemieden werden. / Foto: Adobe Stock/Wolfgang Mücke
Einfache Kohlenhydrate wie Glucose, Fructose und Saccharose, die vor allem in Süßigkeiten und Softdrinks, aber auch in Fruchtsäften enthalten sind, sollte man möglichst meiden. Ihre gesteigerte Aufnahme wird als eine der Ursachen für die starke Zunahme der Fettlebererkrankung sowie von Übergewicht und Adipositas gesehen. Ein moderater Verzehr von Fructose in Form von Obst gilt hingegen als unbedenklich. Geraten wird zu zwei Portionen pro Tag. Als Portion gilt in etwa die Menge, die in die eigene Hand passt.
Im Rahmen der Ernährungsumstellung müssen viele Betroffene auch ihre Fettaufnahme deutlich reduzieren. Sie sollte nur etwa 30 Prozent der Gesamtenergiemenge ausmachen und idealerweise einen hohen Anteil an einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren aufweisen. Als gut geeignet gelten zum Beispiel hochwertige Öle wie Raps- und Olivenöl, Avocados, Oliven, fettarme Milchprodukte sowie Samen und Nüsse. Gerade bei Letzteren besteht oft Unsicherheit, da sie eine hohe Kaloriendichte aufweisen. Die moderate Aufnahme wird von Experten jedoch ausdrücklich empfohlen.
Gemieden werden sollten hingegen Lebensmittel mit einem hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren. Diese begünstigen eine Insulinresistenz, führen zu oxidativem Stress in der Leber und fördern die Entstehung der Fettleber. Gesättigte Fettsäuren finden sich vorwiegend in tierischen Produkten wie zum Beispiel Butter, Schmalz, Sahne, Wurst, Käse und fettem Fleisch, aber auch in einigen pflanzlichen Produkten. Dazu gehören Kokosöl und Kokosfett sowie beliebte Snacks wie Chips und Schokoriegel.
Betroffenen wird geraten, den Konsum je nach Produkt ganz zu reduzieren oder zumindest deutlich einzuschränken und auf fettarme Varianten umzusteigen. Weiterhin auf dem Speiseplan stehen kann Fisch. Er dient neben Eiern, Milchprodukten, Hülsenfrüchten und Nüssen als Eiweißquelle. Beachtet werden sollte lediglich der Fettgehalt der konsumierten Sorten sowie die Zubereitungsart. So wird empfohlen, statt zu braten fettarme Zubereitungsarten wie Dünsten oder das Mitkochen in Suppen und Ähnlichem zu bevorzugen.
Damit eine Ernährungsumstellung Wirkung zeigt, muss sie dauerhaft umgesetzt werden. Sinnvoll ist es deshalb, alle Veränderungen so zu gestalten, dass man sie langfristig durchhalten kann. Vor allem in Bezug auf die Ernährung ist es wichtig, dass es weiterhin gut schmeckt und Betroffene genussvoll essen können. Um die Umstellung zu erleichtern und schnell neue Lieblingsgerichte zu finden, hilft es, bei Betroffenen die Neugierde gegenüber neuen Lebensmitteln, Rezepten und Zubereitungsarten zu wecken oder Angehörige mit ins Boot zu holen.
Der Verzicht auf Süßigkeiten fällt mitunter schwer. Gegen Heißhungerattacken kann bewusstes Naschen in Maßen ohne schlechtes Gewissen helfen. Empfehlenswert ist dunkle Schokolade. Verschiedene Studien zeigen, dass sie das metabolische Syndrom sogar günstig beeinflussen kann. Ein Effekt auf die Fettleber selbst ist jedoch nicht belegt. Anders sieht das beim Konsum von Chili und Peperoni aus. Hier weisen Studien darauf hin, dass sich die scharfen Schoten positiv auf eine Fettlebererkrankung sowie das metabolische Syndrom auswirken könnten.
Gute Nachrichten gibt es zudem für Kaffeeliebhaber. Studien deuten darauf hin, dass Kaffee einen schützenden Effekt auf die Entstehung der Fettleber und ihre Folgeerkrankungen zu haben scheint. Die Art des Kaffees, ob Bohnen- oder Pulverkaffe, spielt dabei ebenso wie der Koffeingehalt keine Rolle. Neben Kaffee zählt Tee zu den am meisten konsumierten Getränken. Und auch ihm werden immer wieder zahlreiche schützende Eigenschaften zugesprochen. So konnten Studien zeigen, dass der Konsum von grünem Tee mit einem erniedrigten Risiko für eine Fettleber assoziiert ist.
Um den täglichen Flüssigkeitsbedarf zu decken, eignet sich Wasser am besten. Alkohol sollte hingegen ein Tabu sein. Er verursacht zwar nicht die nicht alkoholische Fettleber, viele Betroffene vertragen ihn jedoch schlechter. Zudem erhöhen bereits kleine Mengen das Zirrhoserisiko, wenn gleichzeitig eine Adipositas vorliegt. Auch von der Zigarette lassen Menschen mit Fettleber besser die Finger, denn Nikotin kann den Verlauf der Fettlebererkrankung negativ beeinflussen.
Viele Betroffene haben Interesse an pflanzlichen Präparaten und Nahrungsergänzungsmitteln, die ihre Lebergesundheit verbessern können. Die Klassiker Mariendistel und Artischocken scheinen jedoch bei einer bestehenden Fettleber keinen Effekt zu haben. Die Studienlage zur Einnahme von Vitamin-E-Präparaten ist nicht einheitlich. Zwar konnten einzelne Studien einen Nutzen nachweisen, in Langzeitstudien überwogen jedoch die negativen Effekte. Die aktuelle Leitlinie »Nicht-alkoholische Fettlebererkrankung« empfiehlt keine Supplementierung von Vitamin E. Auch für die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren wird keine Empfehlung ausgesprochen.
Neben der Ernährungsumstellung ist regelmäßige körperliche Aktivität die zweite wichtige Komponente für die Behandlung der Fettleber. Das gilt nicht nur für Betroffene mit Übergewicht, sondern auch für normalgewichtige und schlanke Personen. So rät die Leitlinie »Nicht alkoholische Fettlebererkrankung« Betroffenen mit einem BMI unter 25 kg/m2 zu mindestens 150 bis 300 Minuten Ausdauertraining bei mittlerer Intensität oder 75 bis 150 Minuten mit starker Intensität pro Woche. Gut geeignet sind zum Beispiel Gehen, Laufen, Radfahren oder Schwimmen.
Bei Übergewicht richten sich die Empfehlungen nach dem Ausmaß und orientieren sich an den Behandlungsmaßnahmen zur Adipositas. Anders als bei normalgewichtigen Betroffenen wird hier eine Gewichtsreduktion angestrebt. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) weist darauf hin, dass eine Gewichtsabnahme von etwa 5 Prozent mit einer Abnahme des Leberfettgehaltes von etwa 30 Prozent einhergeht. Nach Angaben der Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) kann man zudem davon ausgehen, dass sich die Fettleber bei einem Gewichtsverlust von 10 Prozent innerhalb eines Jahres fast vollständig erholt.
Ein Gewichtsverlust wirkt sich darüber hinaus positiv auf eine bestehende Insulinresistenz, einen Typ-2-Diabetes und eine Hyperlipidämie aus. Hungern oder radikale Diäten sollten Betroffene jedoch vermeiden. Das belastet die Leber stark und kann das Organ überfordern. Dasselbe gilt für viele kleine Mahlzeiten. Experten raten bei der Fettleber zu drei Hauptmahlzeiten am Tag. Und diese sollten regelmäßig gegessen werden. Frühstück oder Mittagessen auszulassen, erhöht sogar - ebenso wie zu wenig Schlaf - das Risiko für Adipositas und Fettleber.
Die Leber besitzt ausgeprägte Regenerationsfähigkeiten. Wer es schafft, seine Ernährung dauerhaft umzustellen und sich mehr zu bewegen, kann eine Fettleber vollständig umkehren. Bleibt sie hingegen unbehandelt, schreitet die Erkrankung voran. Über das Stadium der Fettleber-Entzündung fibrosiert die Leber, was schließlich in eine Leberzirrhose münden kann. Sowohl die entzündete Fettleber als auch die Leberzirrhose neigen zur Tumorbildung, wenn sie von einer nicht alkoholischen Fettleber ausgehen. Mitunter entsteht deshalb bereits Leberzellkrebs, bevor das Stadium der Zirrhose erreicht ist.