Eine Wellenlänge voraus |
Was geht und was geht nicht im Sommer 2021 an heimischen Badeseen und Schwimmbädern? / Foto: Adobe Stock/mmphoto
Pünktlich zur heißesten Zeit des Jahres hat sich der Corona-Inzidenzwert zum Positiven entwickelt. Können wir jetzt also endlich wieder ohne Bedenken schwimmen, planschen und abtauchen? Schwimmen ja, ganz ohne Bedenken aber noch nicht.
Grundsätzlich sei die Ausübung von Wassersport in diesem Sommer wieder erlaubt, schreibt etwa das Bayerische Innenministerium. Das betrifft vor allem das Schwimmen in Schwimmbad, See und Meer, das Bootfahren mit dem Segel- oder Ruderboot und Wassersport wie Stand-Up-Paddeln (SUP) oder Kite- und Windsurfen. Düsen Sie jetzt aber nicht gleich in den nächsten SUP-Fachmarkt, um sich das langersehnte Board zu kaufen, sondern lesen Sie besser noch unseren Artikel zu Ende. Ein paar wichtige Hinweise sollten Sie trotz grundsätzlicher Erlaubnis nämlich kennen. Etwa, dass Pandemie-bedingt SUP in diesem Jahr gar nicht überall erlaubt ist.
Dass Verhaltensregeln und Bestimmungen, die aufgrund der Pandemie im öffentlichen Raum – also auch im Freibad oder am See – gelten, von Bundesland zu Bundesland verschieden sind, brauchen wir Ihnen an dieser Stelle nicht mitzuteilen. Dass dieser Umstand es uns jedoch unmöglich macht, hier eine allgemeine Übersicht zu erstellen, vielleicht schon. Deswegen gilt: Bevor Sie unbedarft die Badetasche packen und von dannen ziehen, checken Sie lieber noch mal schnell die Hinweise Ihres Bundeslandes oder Bezirks auf Aktualität.
Die meisten Freibäder – aber längst nicht alle – haben dieses Jahr wieder geöffnet und gestaffelte sowie begrenzte Badezeiten. Meist muss man sich zuvor online registrieren und ein Ticket für ein bestimmtes Zeitfenster buchen, Neudeutsch auch Slot genannt. Sonst besteht die Gefahr, dass Sie das blaue Nass nur durch den Zaun zu Gesicht bekommen. Das klassische Kartenhäuschen im Eingangsbereich dürfte in den meisten Fällen der Vergangenheit angehören. Sind Mitarbeiter vor Ort, helfen sie beim Registrieren mit der Luca- oder Corona-Warn-App.
Die Ansteckungsgefahr im Becken ist relativ gering. Vom Wasser selbst geht zumindest keine Gefahr aus. Darüber sind sich Experten etwa der Weltgesundheitsorganisation WHO oder des Umweltbundesamts (UBA) einig. Es gäbe »keine Hinweise darauf, dass SARS-CoV-2 über den Wasserweg übertragen wird«. Vor allem nicht, wenn es sich um aufbereitetes und mit Chlor desinfiziertes Badewasser handelt. Viren werden durch das Chlor »zuverlässig inaktiviert«, erklärt Christian Ochsenbauer, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen. Chlor schädige die Lipiddoppelmembran des behüllten Coronavirus und inaktiviere es somit, so das UBA.
Sind Sie Fan von Bädern mit biologischer Aufbereitung, wie Naturbadeteichen, ist das mit der Ansteckungsgefahr über das Wasser etwas anderes. Naturbäder enthalten »kein Desinfektionsmittel, daher geht von derartigen Bädern ein gewisses Infektionsrisiko aus«, so betont das UBA. Das liege daran, dass hier nur auf natürliche Reinigungs- und Abbauprozesse gesetzt werde. Unbedenklich sei es dagegen, in Badeseen oder in Nord- und Ostsee zu schwimmen, heißt es weiter. Mögliche Viren würden so stark verdünnt werden, dass von ihnen eigentlich keine Gefahr mehr ausgehen könne.
Ob Schwimmbad, See oder Meer: Eine Regel gilt in diesem Jahr immer. Halten Sie Abstand, auch im Wasser! Schwimmt man dicht neben einer infizierten Person, besteht Ansteckungsgefahr. Klingt in Ihren Ohren nicht nachvollziehbar, weil Sie glauben, dass man sich beim froschartigen Rudern mit Armen und Beinen schon ganz von allein ausreichend Abstand schafft? Es sei da an den allseits beliebten Tratsch im Wasser mit der Nachbarin oder den engen Ein- und Ausstieg erinnert, an dem man sich ganz unfreiwillig sehr nahe kommt. Und da Sie im Wasser keine Schutzmaske tragen, sollten Sie das mit dem Abstand auch hier ganz genau und nicht nur »etwas genauer« nehmen.
Wenngleich so gut wie nur wenig Gefahr vom Wasser selbst ausgeht, lauert das Corona-Unheil eher im Außenbereich, also im Eingangsbereich, rund um die Toiletten, Umkleiden oder am Kiosk. Die Stadtwerke München weisen etwa darauf hin, dass Pandemie-bedingt auch 2021 nicht alle Attraktionen zur Verfügung stehen. Das betrifft zum Beispiel Rutschen oder Sprungtürme. Innenduschen und Umkleiden in geschlossenen Räumen bleiben aus hygienischen Gründen meist grundsätzlich gesperrt. Was die allgemeine Ansteckungsgefahr über Oberflächen angeht, gibt die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen Entwarnung: Schwimmbäder unterlägen einem strengen Hygienereglement, das beinhaltet, dass Flächen und Installationen sehr häufig gereinigt und desinfiziert werden müssen.
Ist der, der am liebsten in kühles See- oder ins Meerwasser springt, am natürlichen Wasser besser dran? Abgesehen von der bereits genannten per se geringen Ansteckungsgefahr übers Wasser eigentlich nicht, denn die allgemeinen Vorsichtsmaßnahmen gelten natürlich auch hier.
Informieren Sie sich beim Ausflug an den See zudem unbedingt vorab, ob es vor Ort überhaupt noch Parkplätz gibt. Im vergangenen Sommer hat die Pandemie einen solchen Ansturm auf heimische Seen mit sich gebracht, dass es häufig entweder zu Verkehrschaos kam oder Abstandsregelungen nicht mehr einzuhalten waren. Manche Seen wurden deswegen geschlossen - und bleiben es wohl auch in diesem Jahr. Andere wiederum beschränken den Zugang, wie etwa der Badesee in Heddesheim (Rhein-Neckar-Kreis). Die Anzahl seiner maximalen Gäste wurde 2021 von mehr als 10.000 Badegästen vor der Pandemie auf 3500 reduziert.
Der letzte Urlaub ist ausgefallen und auch in diesem Sommer nicht einfach umzusetzen. Viele haben das gesparte Geld deswegen in ein SUP investiert. »Stehpaddeln« auf dem Wasser boomt seither wie nie. Falls Sie auch vorhaben, mit dem SUP über das Wasser zu schippern, sollten Sie sich unbedingt informieren, ob am Wunschsee das Boarden überhaupt erlaubt ist.
Durch die Flut an Neu-Paddlern haben manche Seebetreiber die Nutzung von SUP-Boards eingeschränkt – einige nur in ausgewählten Bereichen, andere ganz. Zum einen zum Schutz der Natur, zum anderen aufgrund von Corona. Aber auch da, wo sich die Anwohner beschweren, etwa über das laute Aufblasen und Luftablassen der SUP-Boards oder über unachtsame Paddler, die zu nah am Ufer entlangschippern, ist das Surfen oft verboten.
Ausgesprochen gut. So bestätigt zumindest die EU-Kommission, die im vergangenen Jahr 93 Prozent aller deutschen Badegewässer als ausgezeichnet bewertet hat. 98 Prozent der Badeseen, Flussbäder und Bäder an Nord- und Ostsee erfüllen die Qualitätsanforderungen. Lediglich 27 von 2291 Badegewässern haben wegen schlechter hygienischer Wasserqualität schließen müssen – und zwar meist, weil Sturm und Starkregen Schmutzwasser in die Badegewässer gespült hatten.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.