Einfache Maßnahmen mit großer Wirkung bei Sodbrennen |
Reichen Allgemeinmaßnahmen nicht aus, kommen Medikamente zur Säurebindung oder -hemmung, zur Refluxkontrolle oder zum Schleimhautschutz hinzu. Dazu zählen Antacida wie Aluminium- und Magnesiumhydroxid sowie Calcium-, Magnesium- und Kaliumhydrogencarbonat oder Magaldrat und Hydrotalcid als Schichtgitterantazida. Alginate legen sich als hochvernetztes Gel auf den Mageninhalt und bilden eine physikalische Barriere gegen die Säure. Protonenpumpeninhibitoren (PPI) wie Omeprazol, Pantoprazol und Esomeprazol, dürfen in der Selbstmedikation maximal zwei Wochen lang eingesetzt werden.
Als Präparat mit dualem Ansatz bringe Schwabe ein Medizinprodukt auf den Markt, das Calcium- und Magnesiumcarbonat plus einen Extrakt aus Feigenkaktus enthält (Refluthin®), erklärte Dr. Martin Lehner, Pharmakologe und Leiter der präklinischen Forschung bei dem Pharma-Unternehmen. Die Carbonate könnten sehr rasch mit der Salzsäure des Magens reagieren und diese neutralisieren, während der Extrakt mit Opuntia-Polysacchariden (Opunxia70) mit Wasser eine viskose Gelstruktur ausbilde. Diese lege sich als mukoadhäsiver Film auf die Schleimhaut.
Zubereitungen aus dem Feigenkaktus Opuntia ficus-indica (siehe Kasten) würden traditionell in der sizilianischen Volksmedizin als Schleimhautschutz bei Magenbeschwerden eingesetzt, berichtete Lehner. Der Opuntien-Anbau und die Produktion des Extrakts erfolgten in Sizilien.
Opuntia ficus-indica (L.) Mill. aus der Gattung der Opuntien ist eine gezüchtete Kakteenart, die bis zu 6 Meter hoch wird. »Die meisten Kakteen haben keine Blätter; daher muss der Spross die Fotosynthese übernehmen«, erklärte Dr. Heiko Hentrich, Leiter der Arzneipflanzenkulturen bei DHU-Arzneimittel, in der Pressekonferenz. Die großen, blattartig geformten Sprossen heißen Kladodien. Die eigentlichen Blätter der Opuntien sind zu Dornen ausgeformt. Im dickfleischigen Gewebe der Sukkulenten befindet sich eine schleimige Polysaccharid-haltige Substanz, die Wasser speichert. Der Feigenkaktus ist eine der ältesten Nutzpflanzen aus den Hochebenen Zentral- und Nordamerikas. »Schon vor mindestens 12.000 Jahren haben Menschen die Früchte gegessen, um lange Trockenzeit zu überbrücken.« Die Pflanze wurde domestiziert und auf größere Kladodien, Dornenlosigkeit und süßere Früchte hin gezüchtet. Vermutlich aus der Not heraus aßen die Menschen auch die jungen zarten Sprosse. Diese sind heute noch sehr verbreitet in der mexikanischen Küche und fast ebenso wichtig wie Bohnen und Mais. In der traditionellen Medizin gilt Feigenkaktus als Mittel gegen Diabetes und bei Verdauungsstörungen. Zubereitungen aus den Früchten sollen Brandwunden lindern, Blüten bei Blasenschwäche und zur Libidosteigerung helfen. Auf Opuntien werden Cochenille-Schildläuse gezüchtet, die den roten Farbstoff Karmin produzieren. Die Spanier entdeckten den Farbstoff und exportierten die Pflanzen nach Europa. Seefahrer nutzten sie als Vitamin-C-Lieferant.