Energydrinks – riskantes Aufputschmittel |
Da kommt manchmal was zusammen: Bei bestimmten Gelegenheiten wie in der Disko, bei Sport- oder Musikevents wird deutlich mehr als die empfohlene eine Dose pro Person getrunken. / Foto: ©OlegDoroshin - stock.adobe.com
Energydrinks sind eine noch vergleichsweise junge, aber bereits fest etablierte Produktkategorie. Ihr Siegeszug begann Ende der 1980er-Jahre in Europa, von wo aus sie sich über die ganze Welt verbreitet haben. Absatz und Umsatz nehmen seit Jahren kontinuierlich zu. Allein in Deutschland hat die Kategorie »Angereicherte Getränke und Energiegetränke« von 2018 auf 2019 einen wertmäßigen Sprung um 24 Prozent verzeichnet.
Die Marketingaktivitäten der Hersteller richten sich vor allem an Jugendliche. Wie viele sich davon angesprochen fühlen und die Drinks wirklich konsumieren, ist unklar. Zwar gibt es zahlreiche Verzehrstudien, doch diese kommen aufgrund unterschiedlicher Erhebungsinstrumente, Bezugszeiträume und Altersgruppen zu abweichenden Ergebnissen. Laut einer von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) in Auftrag gegebenen Befragungsstudie aus dem Jahr 2012 greifen etwa 60 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland zu Energydrinks. Insgesamt schloss die Erhebung, mit einem Referenzzeitraum von einem Jahr, 1068 Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 18 Jahren ein. Im Vergleich kam der Präventionsradar der Deutschen Angestellten-Krankenkasse aus dem Jahr 2019 auf 13 Prozent (14.242 Befragte im Alter von zehn bis 17 Jahren, Referenzzeitraum 30 Tage). Dem Robert-Koch-Institut zufolge werden Energydrinks lediglich von rund neun Prozent konsumiert (1353 Befragte im Alter von 12 bis 17 Jahren, Referenzzeitraum vier Wochen).
Die Verwender von Energydrinks schätzen vor allem deren aufputschende Wirkung. In Prüfungsphasen sollen sie die Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit steigern oder auf Partys und beim Autofahren die Müdigkeit vertreiben. Den Kick verleiht in erster Linie Koffein. In Deutschland hergestellte Energydrinks dürfen gemäß der Fruchtsaft- und Erfrischungsgetränkeverordnung bis zu 320 mg/l enthalten. Diesen Höchstwert schöpfen die Hersteller üblicherweise voll aus.
Eine handelsübliche 250-Milliliter-Dose enthält daher mit 80 Milligramm Koffein etwa so viel wie eine Tasse Kaffee. Das Alkaloid regt das Zentralnervensystem an und lässt Pulsfrequenz und Blutdruck steigen. Gleichzeitig produzieren die Nebennieren vermehrt Noradrenalin, was den Grundumsatz hebt. Für den gesunden Erwachsenen, der an Kaffee gewöhnt ist, gelten etwa vier Tassen Kaffee über den Tag verteilt als ungefährlich. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) stuft daher Energydrinks im moderaten Maße für gesunde Erwachsene ebenfalls als unbedenklich ein.
Allerdings gibt es Bevölkerungsgruppen, die es mit Koffein nicht übertreiben sollten. Ein 13-jähriger Junge mit einem Gewicht von rund 55 kg erreicht den von der EFSA ermittelten Höchstwert von 3 mg Koffein pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag bereits mit einer 500-ml-Dose. Allerdings bleibt es dabei oft nicht. An die Mehrtrinker richten sich deshalb die Hinweise der europäischen Lebensmittelinformations-Verordnung: Demnach müssen Getränke mit einem Koffeingehalt von mehr als 150 mg/l auf dem Etikett zusätzlich die Angabe »Erhöhter Koffeingehalt. Für Kinder und Schwangere oder stillende Frauen nicht empfohlen« enthalten, gefolgt von einem Hinweis auf den konkreten Koffeingehalt des Getränkes.