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PAVK

Engpass in der Beinarterie

Schaufensterkrankheit? Das hört sich erstmal harmlos an. Doch Vorsicht! Das medizinisch korrekt als periphere arterielle Verschlusskrankheit genannte Gefäßleiden hat im Vergleich zu anderen Herz-Kreislauf-Beschwerden die höchste Sterberate. Wie lässt sich intervenieren? PTA-Forum sprach mit dem Gefäßspezialisten Dr. Holger Lawall, Deutsche Gesellschaft für Angiologie und Gefäßmedizin.
Elke Wolf
05.06.2020  15:30 Uhr

Die Arteriosklerose entwickelt sich lange Jahre unbemerkt in den Blutgefäßen. Nach und nach schleichen sich dann beim Gehen Schmerzen in Gesäß, Ober- oder Unterschenkel oder die Wade ein, die die Gehstrecke immer weiter beeinträchtigen. Um das zu vertuschen, bleiben sie etwa an Schaufenstern stehen und betrachten die Auslagen. Das hat der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK) die Bezeichnung der Schaufensterkrankheit oder despektierlich »Claudicatio intermittens«, also zeitweises Hinken, eingebracht.

Was verursacht den Schmerz, will PTA-Forum von Lawall wissen. »Man muss zwischen dem Schmerz während des Gehens und in Ruhe unterscheiden. Zwar geht beides auf einen Sauerstoffmangel zurück. Doch während des Gehens ist es eine Akkumulation von sauren Metaboliten in der Muskulatur, die zu einem chemischen Reiz an den Nervenendigungen führt und dann das Warnsignal des Schmerzes aussendet. Bei der kritischen Ischämie, also beim Ruheschmerz oder bei offenen Wunden, tragen dagegen die anfallenden toxischen Metaboliten des Stoffwechsels zur Reizung der Nerven bei.«

Der Schmerz ist also Ausdruck von massiven Arteriosklerose-bedingten Engpässen in den Blutgefäßen. Grundsätzlich spricht man von einer PAVK, wenn Arterien des Beckens und der Beine so stark von Plaque – also Ablagerungen von Blutfett- und Eiweißbestandteilen, von Calciumverbindungen und Bindegewebe sowie von Mikrothromben – eingeengt sind, dass das Gewebe nicht mehr optimal mit Blut und Sauerstoff versorgt werden kann. An Gefäßablagerungen können sich besonders leicht Blutgerinnsel bilden. Diese Mangelversorgung lässt Krämpfe und Schmerzen im Bein entstehen, wo sich die Gefäßeinengung befindet. Die Beschwerden treten immer mal wieder und dann auch immer häufiger nach etwa der gleichen Gehstrecke auf und können sich im Laufe der Zeit intensivieren. Die Arteriosklerose stellt bei 95 Prozent der Betroffenen die Hauptursache für die Erkrankung dar. Beim kleinen Rest sind Gefäßentzündungen oder angeborene Veränderungen die Gründe für die Mangelversorgung.

Neben dieser sich schleichend entwickelnden PAVK über die Jahre hinweg gibt es einen wenn auch seltenen akuten Bein-Infarkt, bei dem potenzielle Amputationsgefahr besteht, erklärt Lawall. »Dabei kommt es zu einem kompletten Verschluss der Arterie, etwa durch ein thrombosiertes Aneurysma oder einen Thrombus in der Beinarterie, und das lässt das ohnehin unterversorgte Gebiet absterben. Das beobachten wir häufiger nach einer Bypass-Operation oder nach Implantation eines Stents. Diese können sich plötzlich zusetzen und die Blutversorgung massiv beschneiden.«

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