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Männergesundheit

Entzündung von Eichel und Vorhaut

Schmerzen, Schwellung, Eiteraustritt – eine Entzündung von Vorhaut und Eichel kann unangenehme Symptome verursachen. Mit der richtigen Therapie heilt die Erkrankung aber in aller Regel rasch ab. Eine Zirkumzision ist nur noch in Ausnahmefällen nötig.
Carina Steyer
09.03.2020  13:00 Uhr

Im medizinischen Sprachgebrauch bezeichnet eine Balanitis eine Entzündung der Eichel, eine Posthitis eine Entzündung der Vorhaut. Da das innere Vorhautblatt direkt der Eichel aufliegt, treten Eichel- und Vorhautentzündung häufig gemeinsam auf. Mediziner sprechen vereinfachend von einer Balanoposthitis. Den Betroffenen fällt die Erkrankung meist durch eine deutliche, schmerzhafte Rötung auf, die sich über den ganzen Penis erstrecken kann. In der Regel treten keine allgemeinen Krankheitssymptome wie Fieber, Unwohlsein, Übelkeit oder Erbrechen auf. Schätzungen zufolge erkranken zwischen drei und elf Prozent der Männer pro Jahr an einer Balanitis, Posthitis oder Balanoposthitis. Die Ursachen sind vielfältig und werden grob in drei verschiedene Formen unterteilt: akut infektiös, nicht infektiös und chronisch nicht infektiös.

Guter Nährboden

Der Präputialraum (Bereich zwischen Vorhaut und Eichel) bietet ideale Wachstumsbedingungen für Pilze und Bakterien. Das Erregerspektrum besteht dabei in erster Linie aus Candida-Arten, Streptokokken, Staphylokokken und Anaerobiern. Eine Pilzinfektion geht mit starkem Juckreiz einher, der mit Hilfe eines regelmäßig angewendeten Antimykotikums schnell nachlässt. Diabetes gilt als Risikofaktor für eine Candida-Balanitis, gleichzeitig kann die Erkrankung aber auch auf einen schlecht eingestellten Blutzucker hinweisen. Bakterielle Balanoposthitiden sind in der Regel deutlich schmerzhafter als Pilzinfektionen. Neben der Rötung bilden sich Ödeme in Eichel und Vorhaut, die sich auf den gesamten Penis ausbreiten können und durch eine eindeutige Schwellung zu erkennen sind. Die Ödembildung verursacht nicht nur Schmerzen, sie erschwert auch das Wasserlassen und das Zurückziehen der Vorhaut. Zusätzlich können die Lymphknoten anschwellen. Für eine bakterielle Ursache spricht auch eitriger Ausfluss aus dem Penis, der bei Besiedelung durch anaerobe Bakterien unangenehm riechen kann. In der Regel reicht eine Behandlung mit topischen Antibiotika aus, damit die Symptome schnell abklingen.

Ein Abstrich von Eichel und Harnröhreneingang hilft, den Erreger zu identifizieren. Das ist sinnvoll, weil einige sexuell übertragbare Infektionen sogenannte Begleitbalanitiden verursachen können. Die Entzündung entsteht hier nicht durch den Erreger selbst, sondern durch einen verstärkten Ausfluss in Folge einer Harnröhrenentzündung. Als Verursacher kommen insbesondere Gonokokken, Chlamydien und Mycoplasma genitalium in Frage. Herpes-simplex-Viren und Humane Papillomaviren (HPV) können ebenfalls Auslöser sein, fallen aber durch zusätzliche Symptome wie Bläschen bei Herpes und Feigwarzen bei HPV auf. HPV führt zudem häufig zu immer wiederkehrenden Balanitiden.

Intimhygiene mit Maß

Die häufigste Ursache für eine nicht infektiöse Balanitis ist eine mangelnde oder übertriebene Intimhygiene. Das richtige Maß zu finden, ist somit entscheidend. Experten empfehlen, Penis und Eichel einmal täglich mit warmem Wasser zu waschen und vorhandenes Smegma – eine Mischung aus Bakterien, Talgablagerungen und Hautschüppchen – zu entfernen. Neben der Intimhygiene können auch mechanische Reizungen oder allergische Reaktionen auf Medikamente, Duftstoffe, Kondome beziehungsweise deren Beschichtung sowie Gleitmittel eine Balanitis provozieren. Eine umfassende Anamnese ist nun wichtig, um den Auslöser identifizieren und künftig meiden zu können. Die Akutbehandlung erfolgt mit einer Cortisonsalbe. Ergänzend können bei allen entzündlichen Erkrankungen am Penis Sitzbäder mit Kamille durchgeführt werden.

Wird eine Balanitis rechtzeitig behandelt, heilt sie in der Regel schnell und folgenlos aus. Unbehandelt kann sich die Entzündung allerdings auf Harnröhre, Blase, Prostata und Nebenhoden ausbreiten und weitere Beschwerden auslösen.

Nicht berühren

Nicht nur Männer sind von Entzündungen am Penis betroffen, sondern auch Kinder. Im Kleinkind- und Vorschulalter begünstigen die noch bestehende Vorhautenge und der natürliche Antrieb, am Penis zu zupfen, das Einbringen von Bakterien unter die Vorhaut. Zunächst rötet sich die Penisspitze, die Eltern dann meist mit einer Wundschutzcreme behandeln. Oft schreitet die Entzündung schnell voran, sodass beim nächsten Wickeln der Penis schon deutlich gerötet ist. Viele Kleinkinder sind nun sehr berührungsempfindlich, wehren sich gegen das Windelwechseln, wollen nicht auf der Hüfte getragen werden oder pressen die Beinchen zusammen. Ältere Kinder können oft bereits gut sagen, wo sie Schmerzen haben oder dass das Wasserlassen brennt. Hier kann es helfen, den Penis beim Wasserlassen in warmes Wasser zu halten. Zudem hilft viel trinken, da der Urin dann nicht so stark konzentriert ist. In Kinderarztpraxen sind Balanoposthitiden ein häufiges Bild. Meist reicht schon die Schilderung der Eltern und noch ein kurzer Blick auf den Penis, um die Diagnose zu stellen. Da kindliche Balanoposthitiden in der Regel durch Bakterien ausgelöst werden, erfolgt die Behandlung mit einem topischen Antibiotikum.

Auch wenn die Vorhautverengung an der Entstehung der Balanoposthitis beteiligt ist, stellt sie laut der aktuellen Leitlinie »Phimose und Paraphimose« der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH) keine Indikation für eine chirurgische Entfernung der Vorhaut (Zirkumzision) dar. Anders als früher, verstehen Mediziner die Vorhautverengung (Phimose) heute als anatomische Gegebenheit, die keinen krankhaften Zustand darstellt. Bei 96 Prozent aller Neugeborenen sind Vorhaut und Eichel fest miteinander verbunden und lösen sich erst in den kommenden Jahren allmählich voneinander. Wann dies geschieht, ist von Kind zu Kind individuell und sehr verschieden. Mit sieben Jahren kann etwa die Hälfte der Jungen die Vorhaut weitgehend zurückstreifen. Mit zehn Jahren sind es bereits zwei Drittel und mit 13 Jahren über 90 Prozent. Der Rest erübrigt sich meist bis zum Abschluss der Pubertät. Lediglich 0,6 bis 1,5 Prozent der Jugendlichen weisen zu diesem Zeitpunkt noch eine Phimose auf.

Treten durch die Vorhautverengung Beschwerden auf, zum Beispiel beim Wasserlassen oder durch ständig wiederkehrende Entzündungen, raten die Kinderchirurgen der Leitlinie dazu, die Vorhaut mit einer steroidhaltigen Salbe oder Creme zu behandeln. In bis zu 90 Prozent der Fälle lässt sich so die Vorhaut lösen und erweitern. Dazu wird die Salbe zweimal am Tag über vier bis acht Wochen auf den Präputialring aufgetragen (zum Beispiel Betamethason 0,1 %, Mometasonfuroat 0,1 %, Clobetason 0,05 %). Nach zwei Wochen wird damit begonnen, die Vorhaut vorsichtig zurück zu schieben. Im Idealfall machen das die Kinder selbst. Damit sinkt das Risiko für Einrisse und Verletzungen.

Sonderfall Lichen sclerosus

Der Lichen sclerosus ist eine entzündliche, nicht ansteckende Hauterkrankung, die den Autoimmunerkrankungen zugeordnet wird und durch weiße Plaques auf der Vorhaut und Eichel auffällt. Wie die Schuppenflechte oder die seborrhoische Dermatitis kann der Lichen sclerosus eine chronische, nicht infektiöse Balanitis verursachen, allerdings mit schwerwiegenderen Folgen. Im Krankheitsverlauf vernarbt die Vorhaut, was sie zunehmend verengt. Meist gelingt es nur mit einer radikalen Zirkumzision, sie zu erweitern, da vernarbtes Gewebe nicht gut auf die Behandlung mit steroidhaltigen Salben anspricht. Die genaue Inzidenz des Lichen sclerosus ist unbekannt, Männer trifft es jedoch häufiger als Jungen. 

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