Erkrankungen der Schilddrüse |
Etwa dreißig Prozent der Erwachsenen in Deutschland sind im Laufe ihres Lebens von krankhaften Veränderungen der Schilddrüse betroffen. Grundsätzlich können Thyreopathien in jedem Lebensalter auftreten; die Häufigkeit steigt jedoch mit zunehmendem Alter.
Um Erkrankungen der Schilddrüse besser einordnen zu können, wird in der Praxis oft zwischen einer Unterfunktion (Hypothyreose) und einer Überfunktion (Hyperthyreose) unterschieden. Dabei handelt es sich jedoch nicht um eigenständige Erkrankungen, sondern sie beschreiben die durch eine Thyreopathie entstandene Stoffwechsellage. Sie können verschiedene Ursachen haben. Bestimmte Erkrankungen sind mit einer Über- oder Unterfunktion assoziiert, jedoch muss nicht jede Erkrankung der Schilddrüse in eine Funktionsstörung münden. Gelegentlich reguliert sich das Zusammenspiel aus Hypothalamus-Hypophysen-Schilddrüsen-Achse von allein, und die Stoffwechsellage bleibt ungestört.
Bei einer Hyperthyreose fühlen sich Betroffene voller Energie und fast schon aufgedreht. Menschen mit einer Unterfunktion leiden hingegen unter den sprichwörtlichen »leeren Akkus«. Sie fühlen sich schlapp, müde und erschöpft. / Foto: Adobe Stock/JEGAS RA
Zu Beginn einer Schilddrüsenerkrankung klagen Betroffene häufig nur über äußerst unspezifische Symptome (siehe Kasten). Mitunter bemerken sie die Veränderungen gar nicht. Besteht der Verdacht auf eine Schilddrüsenerkrankung, bringt eine Blutuntersuchung der Schilddrüsenhormone, TSH und T3/T4, erste Klarheit. TSH steuert die Schilddrüsenaktivität maßgeblich, und Veränderungen im Laborwert können schon frühzeitig auf eine Fehlfunktion der Schilddrüse hindeuten. Der TSH-Wert wird immer in Zusammenhang mit dem T3- und T4-Spiegel betrachtet. Nur so lässt sich feststellen, ob tatsächlich eine Über- oder Unterfunktion besteht oder ob es sich um eine schlafende, also subklinische Funktionsstörung handelt.
Im Blut sind die Schilddrüsenhormone zum Großteil an Plasmaproteine gebunden, laborchemisch wird jedoch der freie Anteil (fT3 und fT4) untersucht. Bei einer manifesten Unterfunktion ist der TSH-Wert aufgrund des negativen Feedback-Mechanismus in der Regel erhöht und die fT3/fT4 Werte erniedrigt. Bei der Überfunktion verhält es sich umgekehrt. Doch Achtung: Auch unauffällige Werte schließen eine Schilddrüsenerkrankung nicht immer aus. Zudem sind die Normwerte grob gefasst, und gerade bei Kindern und geriatrischen Personen verhalten sie sich oft untypisch.
Blutwerte allein geben noch keine Auskunft darüber, welche Ursachen einer Über- oder Unterfunktion zugrundeliegen. Dafür sind weitere Untersuchungen wie Antikörper-Bestimmungen, Ultraschall oder Szintigrafie notwendig.
Hypothyreose | Hyperthyreose |
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• Bradykardie | • Tachykardie |
• Antriebsarmut, Müdigkeit | • psychomotorische Unruhe, Reizbarkeit, emotionale Labilität |
• Gewichtzunahme trotz schlechten Appetits | • Gewichtsverlust trotz Heißhunger |
• Obstipation | • Diarrhö |
• Kälteempfindlichkeit | • Wärmeintoleranz |
• trockene, kalte Haut | • Warme, feuchte Hände |
• krauses, brüchiges Haar | • Struma |
• Hypercholesterinämie | • Zyklusstörungen |
• bei M. Basedow zusätzlich Exophthalmus |