Erkrankungen der Schilddrüse |
Ist die Schilddrüse über das normale Volumen hinaus vergrößert, sprechen Mediziner von einer Struma, umgangssprachlich auch als »Kropf« bezeichnet. Früher oder später treten aufgrund der Vergrößerung Beschwerden im Bereich des Halses auf. Betroffene klagen dann häufig über einen »Kloß« im Hals, Enge oder Druckgefühl in der Brust.
Das Thiocyanat im Zigarettenrauch konkurriert mit Jod um die Aufnahme, was bei Rauchern zu erhöhtem Jodmangel führen kann. / Foto: Shutterstock/Kuzma
Rund 90 Prozent der Strumen sind durch einen Jodmangel bedingt. Das Spurenelement ist für den Erhalt der Schilddrüsenfunktion essenziell. Ohne Iod kann die Schilddrüse ihre zahlreichen Stoffwechselaufgaben nicht mehr übernehmen. Der tägliche Tagesbedarf eines Erwachsenen liegt bei 150 bis 200 Mikrogramm. Wird der Körper zu wenig mit Iod versorgt, versucht er, die (drohende) Unterversorgung an Schilddrüsenhormonen auszugleichen. Er aktiviert Wachstumsfaktoren der Schilddrüse, sodass sich die Thyreozyten vermehren und mehr T3 und T4 produzieren können.
Nicht nur ein Jodmangel kann ein Schilddrüsenwachstum induzieren, sondern auch die Aufnahme sogenannter strumiger Substanzen wie Lithium oder Thiocyanat. Letzteres ist unter anderem im Zigarettenrauch enthalten und konkurriert mit Iod um die Aufnahme in die Schilddrüse. Aus diesem Grund weisen Raucher häufig einen relativen Jodmangel sowie ein erhöhtes Struma-Risiko auf.
In der Regel handelt es sich bei Jodmangel-Strumen um euythreote Strumen, das heißt die hormonelle Funktion der Schilddrüse ist nicht gestört. Dennoch sollten sie behandelt werden, um Komplikationen wie eine Schilddrüsenautonomie oder Karzinome zu verhindern. Die Behandlung erfolgt immer individuell und ist vom Ausmaß der Beschwerden abhängig. Um das fortschreitende Wachstum der Schilddrüse aufzuhalten, wird bei bestehendem Mangel Iod substituiert. Besteht jedoch bereits eine Autonomie, sollte eine solche Substitution unbedingt vermieden werden. Vorsicht ist selbst bei der Einnahme jodhaltiger Medikamente wie Amiodaron geboten.
Bilden die Follikelepithelzellen der Schilddrüse unabhängig von der Regulation der Hypophyse Schilddrüsenhormone, sprechen Mediziner von einer Schilddrüsenautonomie. Sie entsteht in der Regel schleichend und bleibt zunächst häufig vom Patienten unbemerkt. Zu Beginn der Autonomie kann der Körper das Überangebot an T3 und T4 noch gegenregulieren, indem er über den Hypophysen-Schaltkreis die Hormonproduktion in gesunden Thyreozyten drosselt. Mit fortschreitender Erkrankung ist diese Gegenregulation jedoch nicht mehr ausreichend und eine Hyperthyreose manifestiert sich.