Erkrankungen der Schilddrüse |
Eine Schilddrüsenautonomie ist nur in knapp 5 Prozent der Fälle die Ursache für eine Überfunktion. Weitaus häufiger tritt sie Rahmen eines Morbus Basedow auf, ebenso wie die Hashimoto-Thyreoiditis eine Autoimmunerkrankung. Die gebildeten Autoantikörper richten sich jedoch nicht gegen das Schilddrüsengewebe, sondern docken am TSH-Rezeptor an und aktivieren diesen. Dadurch erhalten Thyreozyten fälschlicherweise das Signal zur Hormonproduktion, obwohl eigentlich kein Bedarf besteht.
Bei vielen Patienten äußert sich ein M. Basedow durch Symptome einer Hyperthyreose. Charakteristisch ist die sogenannte Merseburg Trias, die vor allem im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf auftritt, bestehend aus Tachykardie, Exophthalmus (»Glupschaugen«) und Struma.
Die dauerhafte Aktivierung des TSH-Rezeptors führt nicht nur zu einer erhöhten Hormonproduktion, sondern auch zu einer Schilddrüsen-Hyperplasie, sodass sich eine Struma bildet. Die charakteristischen hervortretenden Augen treten bei circa 60 Prozent der Betroffenen auf. Doch sie sind nur eines von vielen Symptomen der endokrinen Orbitopathie, bei der die gebildeten Autoantiköper Gewebezellen in den Augenhöhlen angreifen, die sich dadurch entzünden. Weitere Symptome können ein unvollständiger Lidschluss, Einschränkungen des Sehvermögens sowie ein Fremdkörpergefühl im Auge sein. Bei einigen Basedow-Patienten ist die Augen-Symptomatik das erste Erkrankungszeichen.
Eine ursächliche Behandlung des Morbus Basedow gibt es bisher noch nicht. In der Regel wird die resultierende Überfunktion behandelt. Als medikamentöse Optionen stehen Thyreostatika zur Verfügung, Arzneimittel also, die die Hormonproduktion der Schilddrüse hemmen. Natriumperchlorat wird zur Behandlung einer Hyperthyreose nur noch selten eingesetzt. Mittel der Wahl sind Thioharnstoff-Derivate wie Thiamazol oder Carbimazol.
In der Beratung ist der Patient auf den verzögerten Wirkeintritt dieser Substanzen hinzuweisen. Bei Frauen im gebärfähigen Alter ist auf eine wirksame Verhütungsmethode zu achten, da die Wirkstoffe unter Verdacht stehen, bei einer Einnahme während der Schwangerschaft Fehlbildungen beim ungeborenen Kind zu verursachen. Außerdem sollten PTA und Apotheker den Patienten für hämatologische und allergische Nebenwirkungen wie Leukopenie und Agranulozytose sensibilisieren. Letztere tritt meist schlagartig, typischerweise 2 bis 6 Wochen nach Therapiebeginn auf. Zu den klassischen Warnsymptomen zählen Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, ein allgemeines Krankheitsgefühl und Fieber. Klagt ein Patient unter der Einnahme von Thyreostatika über solche Beschwerden, ist der Arztbesuch unumgänglich.
Aufgrund ihrer teilweise schwerwiegenden Nebenwirkungen eigenen sich Thyreostatika nicht zur Langzeittherapie. Bei Patienten mit einer länger bestehenden Schilddrüsenüberfunktion wird daher meist das kranke Schilddrüsengewebe durch eine Radiojodtherapie oder einen chirurgischen Eingriff zerstört beziehungsweise entfernt.