Erschweren Nahrungsmittelallergien die Ansteckung mit Corona? |
Sven Siebenand |
29.06.2022 14:00 Uhr |
Eine unerwartete Art der Virenabwehr ergab sich nun in einer Studie: So soll ein reduziertes Risiko haben, sich mit SARS-CoV-2 zu infizieren, wer unter einer Nahrungsmittelallergie leidet. / Foto: Getty Images/martin-dm
In einer Pressemitteilung informiert das US-amerikanische National Institute of Allergy and Infectious Diseases über Ergebnisse der Beobachtungsstudie HEROS. Sie sollte dazu dienen, Informationen zum Infektionsrisiko innerhalb von Familien beziehungsweise Haushalten zu generieren. In der Studie wurden 2020 und 2021 mehr als 4000 Menschen aus insgesamt knapp 1400 Haushalten regelmäßig auf eine Coronavirus-Infektion getestet. Wenn ein Mitglied eines Haushalts Symptome entwickelte, die auf Covid-19 hinwiesen, wurden zusätzliche Nasenabstriche genommen. Zudem gab es wöchentliche Fragebögen.
Einige Ergebnisse der Studie, die ein Team um Dr. Max A. Seibold von National Jewish Health in Denver im »Journal of Allergy and Clinical Immunology« veröffentlichte, bestätigen frühere Beobachtungen. So hatten Menschen mit einem hohen Body-Mass-Index (BMI) ein erhöhtes Infektionsrisiko. Asthma dagegen erhöhte das Risiko für eine Ansteckung mit SARS-CoV-2 nicht. Besonders überraschend war allerdings die Beobachtung, dass sich Personen mit einer Lebensmittelallergie deutlich seltener infizierten. Ihr Risiko für eine Coronavirus-Infektion war in der Studie nur halb so hoch.
Warum ist das so? Was die Forschenden ausschließen konnten, ist die Möglichkeit, dass die Personen mit Nahrungsmittelallergie wegen der Allergie seltener aus dem Haus und zum Beispiel deutlich seltener in Restaurants – einem möglichen Ansteckungsort – gingen. Hier gab es laut der Pressemeldung nur einen geringen Unterschied zwischen den Gruppen.
Die Forschenden spekulieren vielmehr, dass eine andere Art von Entzündung, die durch Typ-2-Zytokine verursacht wird und bei Personen mit Lebensmittelallergien gängig ist, das verringerte Infektionsrisiko bei Vorliegen einer Lebensmittelallergie erklären könnte. Seibold war zuvor schon an Untersuchungen beteiligt, die zeigen, dass eine allergische Typ-2-Entzündung die Konzentration an ACE2-Rezeptoren reduziert. Dieser Rezeptor ist die Eintrittspforte für das Virus in die Wirtszelle. Weniger ACE-2-Rezeptor könnten also bei Personen mit Lebensmittelallergie dazu führen, dass es dem Virus erschwert wird, Zellen zu infizieren.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.