Fluorid: Schützt und stärkt Zähne |
Kerstin Pohl |
28.04.2021 08:30 Uhr |
Fluorid kommt in fast allen Lebensmitteln vor, besonders aber in Grün- und Schwarztee. / Foto: Fotolia/Aurelio
Fluorid hat positive Effekte auf den Zahnschmelz und kann vorbeugend gegen die Entwicklung von Karies eingesetzt werden. Das Spurenelement lagert sich in die kristalline Struktur der Zähne ein und gibt ihnen so Stabilität.
Darüber hinaus schützen Fluoride vor Schäden durch Säuren, die in der Nahrung enthalten sind oder von bestimmten Mikroorganismen im Mund gebildet werden. Das Spurenelement hemmt außerdem kariesfördernde Bakterien, die zwar zur normalen Mundflora gehören, bei einer zuckerreichen Ernährung und einer Störung des Gleichgewichts dieser Flora jedoch die Entstehung von Karies begünstigen.
Fluoride fördern die Zahngesundheit vor dem Zahndurchbruch und auch danach, die Zähne werden widerstandsfähiger gegen kariogene Bakterien. Zudem ist Fluorid förderlich für das Wachstum. Die Konzentration in Knochen und Zähnen liegt bei 200 bis 2000 mg je Kilogramm.
Bei allem kommt es in erster Linie auf die richtige Dosierung an. In den ersten acht Lebensjahren kann ein Zuviel zu bandförmigen, weißen Schmelzflecken auf den Zähnen (Schmelzfluorose) führen. Eine stärkere Überdosierung zeigt sich in braunen Zahnverfärbungen.
Während die Einnahme von Supplementen mit einer systemischen Wirkung im ganzen Organismus einhergeht, ist die Wirkung fluoridhaltiger Zahnpasten auf topische, also äußerliche und örtliche Effekte zurückzuführen.
Die aktuellen Empfehlungen der Vertreter der relevanten Fachgesellschaften und -organisationen zur Kariesprävention mit Fluorid, gültig für Säuglinge und Kleinkinder bis 6 Jahre, sehen folgendermaßen aus:
Generell ist zu beachten, dass fluoridhaltige Zahnpasten und Fluoridtabletten nicht in Kombination verwendet werden sollten um eine Überdosierung zu vermeiden. Außerdem sollte auf den Fluoridgehalt in Zahnpasten geachtet werden. Zahnpasten für Erwachsenen enthalten bis zu 1500 ppm Fluorid. Diese Dosierung ist für Kinder unter sechs Jahren nicht geeignet, da diese die Zahnpasta oft in Teilen oder ganz runterschlucken.
Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung ist Fluorid kein essenzielles Spurenelement. Da es aber positive Effekte auf den Zahnschmelz und in der Kariesprophylaxe hat, wird es als »gesundheitlich notwendiges Element« eingestuft.
In diesem Fall gibt die DGE Richtwerte für eine Fluoridgesamtzufuhr an, abhängig von der Trinkwasserfluoridierung und Supplementen.
Alter | mg/Tag |
---|---|
Säuglinge | |
0 bis unter 4 Monate | 0,25 |
4 bis unter 12 Monate | 0,5 |
Kinder | |
1 bis unter 4 Jahre | 0,7 |
4 bis unter 7 Jahre | 1,1 |
7 bis unter 10 Jahre | 1,1 |
10 bis unter 13 Jahre | 2,0 |
13 bis unter 15 Jahre | Männer: 3,2 | Frauen: 2,9 |
Jugendliche und Erwachsene | |
15 bis unter 19 Jahre | Männer: 3,2| Frauen: 2,9 |
19 bis unter 25 Jahre | Männer: 3,8 | Frauen: 3,1 |
25 bis unter 51 Jahre | Männer: 3,8 | Frauen: 3,1 |
51 bis unter 65 Jahre | Männer: 3,8 | Frauen: 3,1 |
65 Jahre und älter | Männer: 3,8 | Frauen: 3,1 |
Schwangere | 3,1 |
Stillende | 3,1 |
Symptome bei einem Mangel an Fluorid sind nicht bekannt. Eine Unterversorgung an Fluorid begünstigt die Entstehung von Karies.
Personen, die in Regionen mit einem geringen Fluoridgehalt im Trinkwasser leben, sollten auf fluoridiertes Speisesalz zurückgreifen, um eine ausreichende Versorgung zu gewährleisten.
Foto: Getty Images/Alikaj2582
• Fluorid
• Funktion: Kariesprophylaxe, härtet Zahnschmelz und Knochen
• enthalten in geringen Mengen in fast allen Lebensmitteln, höhere Gehalte in grünem und schwarzem Tee sowie in Sprotten und Sardellen (in den Gräten), fluoridiertes Speisesalz (0,25 mg Fluorid je Gramm Salz)
• Tagesbedarf (Erwachsene): Frauen 3,1 mg und Männer 3,8 mg
• Besonderheit: kein essenzielles Spurenelement, ist laut DGE aber ein »gesundheitlich notwendiges Element«; in Deutschland ist eine Fluoridierung des Trinkwassers durch das Lebensmittelrecht verboten
Fluorid kommt in fast allen Lebensmitteln vor, wenn auch nur in geringen Mengen (unter 0,05 mg je 100 Gramm). Größere Mengen finden sich in Seefischen und hier insbesondere in den Gräten von Sprotten und Sardellen.
Auch in Grün- und Schwarztee ist Fluorid in Mengen zwischen 0,1 bis 0,6 mg je 100 Gramm enthalten. Je länger die Zeit ist, die der Tee zieht, desto mehr Fluorid löst sich aus den Teeblättern. Andere Getränke, die ebenfalls Fluoride liefern, sind verschiedene Fruchtsäfte, wobei besonders Grapefruitsaft höhere Werte aufweist.
Der natürliche Fluoridgehalt im Trinkwasser in Deutschland ist je nach Region unterschiedlich hoch. So liegt der Gehalt in der Eifel und im Münsterland bei über 0,7 mg je Liter, wohingegen das Trinkwasser in mehr als 90 Prozent anderer Regionen weniger als 0,3 mg Fluorid je Liter enthält. Der jeweilige Fluoridgehalt kann bei den zuständigen Gesundheitsämtern oder dem jeweiligen Versorgungsunternehmen nachgefragt werden.
Mineralwässer mit einem Fluoridgehalt von mehr als 1,5 mg je Liter müssen in Deutschland als „fluoridhaltig“, solche mit weniger als 0,7 mg je Liter dürfen mit dem Zusatz als „für Säuglingsnahrung geeignet“ gekennzeichnet werden. In der EU liegt der Grenzwert für Mineralwasser bei maximal 5 mg Fluorid je Liter Mineralwasser.
Eine weitere Fluorid-Zufuhrmöglichkeit besteht in der Verwendung von fluoridiertem Speisesalz bei der Nahrungszubereitung, das seit 1991 in Deutschland zugelassen ist. Es enthält pro Gramm Salz maximal 0,25 mg Fluorid. Bei einer täglichen Salzaufnahme von 2 g pro Person bedeutet das eine zusätzliche Fluoridaufnahme von circa 0,5 mg pro Tag.
Damit ist ein Fluorid-Zusatz in Salz die Ausnahme, denn ein genereller Zusatz zu Lebensmitteln würde zu einer unkontrollierten Gesamtfluoridzufuhr führen.
Die Bioverfügbarkeit des Spurenelements wird durch die Mineralstoffe Calcium, Magnesium, Aluminium und Eisen gemindert.
Fluoiridgehalt in Nahrungsmitteln in mg | |
---|---|
Mineral- und Heilwässer: | |
Adelheidquelle | 0,7 mg je Liter |
Bad Vilbeler Elisabethen Quelle | 0,9 mg je Liter |
Christinenbrunnen | 3,0 mg je Liter |
Hirschquelle | 1,3 mg je Liter |
Gerolsteiner | 0,2 mg je Liter |
Rhön Sprudel | 0,6 mg je Liter |
Nahrungsmittel | |
Garnelen, roh | 0,16 mg je 100g |
Miesmuscheln, roh | 0,48 mg je 100 g |
Brathering, Konserve | 0,3 mg je 100 g |
Flunder, geräuchert | 0,26 mg je 100 g |
Schillerlocken | 0,28 mg je 100 g |
Calciumsupplemente sowie calcium- und aluminiumhaltige Antazida hemmen die Aufnahme von Fluorid, ebenso wie Magnesium.
Eine salzarme Kost erhöht die Ausscheidung von Fluorid über die Nieren.
Eine akute Überdosierung tritt bei der Aufnahme von mehr als 1 mg je Kilogramm Körpergewicht auf. Sie äußert sich in Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen.
Vorsicht ist auch geboten bei der Verabreichung von Supplementen an Früh- und Mangelgeborene. Hier wird von einer Fluorid-Gabe abgeraten, so lange das Gewicht nicht mindestens 3000 Gramm beträgt und die Kinder ein normales Wachstum zeigen.
Bei einer extrem hohen Fluoridaufnahme über mehrere Monate treten Nierenschäden auf.
Schwerere Schäden zum Beispiel in Form einer Skelettfluorose manifestieren sich, wenn über zehn Jahre oder länger 20 bis 80 mg Fluorid am Tag aufgenommen werden. Diese äußern sich dann in Gelenkschmerzen und -versteifungen durch Verkalkungen der Sehnen und Gelenkkapseln. Eine überhöhte Zufuhr über Jahrzehnte führt zu einer erhöhten Knochenbrüchigkeit und Gelenkveränderungen.
Solche Spätfolgen sind in Deutschland aber nicht zu erwarten: Hier liegt die geschätzte tägliche Fluorid-Aufnahme über Lebensmittel laut DGE bei 0,4 bis 0,6 mg für Erwachsene und 0,1 bis 0,2 mg für Kinder. Über die Gesamtaufnahme an Fluorid hingegen liegen keine Daten, auch keine Schätzungen vor.
In der Behandlung der Osteoporose wurde früher auf eine Therapie mit Fluorid gesetzt in der Annahme, dass es mit Hilfe des Spurenelements zu einer Verdichtung des Knochens und Stimulation des Knochenaufbaus kommt. Diese These gilt heute als widerlegt. In der aktuellen Osteoporose-Therapie hat Fluorid keine Bedeutung mehr, stehen doch moderne und evidenzbasierte Arzneistoffe wie Bisphosphonate, selektive Estrogenrezeptor Modulatoren (SERMs) wie Raloxifen oder RANK-L-Inhibitoren wie Denosumab zur Verfügung.
In Deutschland ist die allgemeine Fluoridierung des Trinkwassers durch das Lebensmittelrecht verboten. Auch in der Schweiz (bis 2003 noch üblich) und in Österreich wird das Trinkwasser nicht mit Fluorid versetzt, in Irland und Großbritannien hingegen schon.