Formulierung macht Lichtschutz individuell |
Einmal im Jahr sollte man ein neues Sonnenschutzpräparat kaufen. / Foto: Adobe Stock/ROSSandHELEN photoqraphers
Dass der Lichtschutzfaktor in ausreichender Höhe in einem Sonnenschutzpräparat enthalten sein muss, um zuverlässig vor Lichtschäden bewahren zu können, ist selbstverständlich. Doch damit die Bedürfnisse des Anwenders an einen Lichtschutz auch erfüllt werden, müssen Sensorik und die Art der Applikation passen. Das ist ein Fall für die Galenik, also für die zugrundeliegende Formulierung.
In den meisten Sonnenschutz-Behältnissen stecken Emulsionen, bezeichnet als Creme, Milch, Lotio, Fluid oder Balsam. Sie sind beliebt, weil sie sich gut auf der Haut verteilen lassen und sehr gut in die Haut einziehen. Deshalb handelt es sich meist um O/W-Systeme. Präparate mit gut spreitenden Ölen und/oder einem erhöhten Ethanol-Anteil etwa in Milchen oder Lotionen sind dünnflüssiger, lassen sich deshalb bestens auftragen und eignen sich für den Schutz von größeren Körperarealen. Cremes sind dagegen eher etwas fürs Gesicht. Wichtig: Rund um die Augen am besten nur solche Präparate mit geringem Spreitungsvermögen anwenden. Die Bindehaut kann leicht gereizt werden, wenn die Zubereitung in das Auge kriecht.
Das große Plus der Emulsionen: Sie haben gleichzeitig pflegende Eigenschaften, da der Haut Lipide und Wasser zugeführt werden. Das ist nicht unerheblich: Denn schließlich verliert die Haut durch die Sonneneinstrahlung reichlich Wasser. Das Problem der im Vergleich zu W/O-Emulsionen schlechteren Wasserfestigkeit, das dadurch bedingt ist, dass die äußere Phase wässrig ist, kann durch den Einsatz öllöslicher UV-Filter und Filmbildner mittlerweile gut kompensiert werden. Sonnenschutzmittel, deren Basis zu einem guten Teil aus Liposomen besteht, sind dann ein guter Tipp, wenn ein langdauernder UV-Schutz vonnöten ist.
Auch ein Sonnenschutzspray kann eine Emulsion enthalten. Sprays sind nämlich meist Dispersionen von Öl in Wasser, die entweder Emulsionen darstellen, wenn sie durch klassische Emulgatoren stabilisiert werden, oder um Hydrodispersionen, wenn das Polymere übernehmen. Sprays auf alkoholischer Basis sind für Sportler ideal. Sie ziehen rasch in die Haut ein und hinterlassen an den Händen kein klebriges Gefühl. Und auch Männer mit behaarter Haut mögen diese Art der Applikation, da sich diese Sprays leicht anfühlen, angenehm kühlen und leicht zu verteilen sind.
Unter den gelartigen Zubereitungen haben sich vor allem die Hydrodispersionsgele einen Namen gemacht, von der Werbung ob des komplizierten Namens als Sonnengel, Milchgel oder Emulsionsgel bezeichnet. Sie sind gut hautverträglich, erzeugen ein angenehmes Hautgefühl, können auf Körper und im Gesicht gleichermaßen gut angewandt werden, entfalten pflegende Eigenschaften und haben deshalb die rein wässrigen Hydrogele weitgehend verdrängt. Sonnenschutz auf der Basis solcher Hydrolipiddispersionen eignen sich sowohl für normale als auch für fett-feuchte Haut. Weil sie keine tensidartigen Emulgatoren enthalten, kommt es zu keinen Wechselwirkungen mit den UV-A-Strahlen. Deshalb sind sie die richtige Wahl bei Mallorca-Akne.
Und noch ein Tipp für das Beratungsgespräch: Einmal im Jahr sollte man sich ein neues Sonnenschutzpräparat gönnen. Das gilt vor allem für solche, die den chemischen UV-Filter Octocrylen enthalten – und das sind gar nicht mal so wenige. Das bestätigte eine aktuelle Studie von französischen Wissenschaftlern. Diese untersuchten, ob und in welchem Ausmaß sich Octocrylen über die Zeit in den Flaschen abbaut. Bei der Lagerung entsteht durch eine Retro-Aldolkondensation Benzophenon, das von der Internationalen Agentur für Krebsforschung der WHO 2013 als möglicherweise krebserregend eingestuft wurde und als photomutagen gilt. Die Testkäufe der Wissenschaftler ergaben, dass die Benzophenon-Konzentration in den Sonnenschutzprodukten mit der Zeit zunimmt. Das Verfallsdatum beziehungsweise Mindesthaltbarkeitsdatum auf der Verpackung hat also durchaus seinen Sinn.