Gefahr durch grüne Bohnen? |
Katja Egermeier |
14.07.2021 12:30 Uhr |
Rohe Bohnen gehören nicht in Kinderhände. So gesund Bohnen gekocht sind, so gesundheitsgefährdend sind sie, wenn sie roh oder nur halbgar verzehrt werden. / Foto: Getty Images/atakan
»Im Gegensatz zu vielen anderen Gemüsearten dürfen Bohnen nicht roh verzehrt werden«, erklärt der Präsident des BfR, Professor Andreas Hensel. Selbst schonende Garmethoden wie sanftes Dünsten oder Dämpfen eignen sich laut BfR nicht zur Zubereitung von Bohnen. Im Unterschied zu anderen Gemüsen, die häufig und gern schonend gegart werden, um sie selbst knackig und die Vitamine darin zu erhalten, müsse beim Kochen von Bohnen auf ausreichend Erhitzung und Garzeit geachtet werden.
Denn rohe grüne Gartenbohnen enthalten Phasin, ein Protein, das zur Gruppe der Lektine gehört und auch in anderen Bohnenarten vorkommt. Es bewirkt im menschlichen Körper ein Zusammenkleben der roten Blutkörperchen und behindert dadurch den Sauerstofftransport im Blut. Das kann schon in minimalen Dosen gesundheitsschädlich sein und unter anderem auch zu Magen-Darm-Störungen führen. Phasin wird erst durch hohe Temperaturen beim Kochen zerstört.
Werden Bohnen roh verzehrt, genügen laut BfR schon wenige Samen und Hülsen, um Bauchschmerzen und Übelkeit hervorzurufen. In schweren Fällen könnten blutige Durchfälle, Fieber und Blutdruckabfall die Folge sein. Ob Symptome auftreten und wie stark diese ausgeprägt sind, sei individuell sehr unterschiedlich. Wenn, dann begännen diese jedoch meist zwei bis drei Stunden nach dem Verzehr der rohen Bohnen.
Vor allem Kinder seien aufgrund ihres geringen Körpergewichts besonders gefährdet, warnt das BfR. Der Verbraucherzentrale Bayern zufolge reichen bei ihnen bereits fünf bis sechs rohe Bohnen aus, um Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall hervorzurufen. Bei einem Verzehr großer Mengen seien sogar tödliche Vergiftungen nicht auszuschließen.
Wer also Bohnen im eigenen Garten anbaue, solle sicherstellen, dass Kinder keinen unbeaufsichtigten Zugang zu den Pflanzen haben und über die Gefahren aufgeklärt sind. Das gelte auch für die Aufbewahrung von Samentütchen, denn die bunt marmorierten Bohnensamen könnten auf Kinder einen besonderen Reiz ausüben. Gut gegart rät das BfR aufgrund der vielen wertvollen Inhaltsstoffe generell zu einem Verzehr der Hülsenfrüchte. Wurden jedoch versehentlich rohe Bohnen gegessen oder treten nach einer unzureichenden Garung Symptome auf, sollte umgehend ein Giftinformationszentrum angerufen werden.
Grüne Bohnen, Zuckerschoten und dicke Bohnen zählen zu den frischen Hülsenfrüchten. Unter die grünen Bohnen lassen sich wiederum alle grünen Sorten der Gartenbohne einordnen. Die Kletterpflanzen wachsen als Stangen- oder Buschbohnen. Die länglich-breiten Stangenbohnen, auch bekannt als Schnibbel- oder Brechbohnen, sind eher fest und eignen sich ideal für herzhafte Eintöpfe. Buschbohnen sind eher aromatisch-rundhülsig und werden als delikate Beilage oder als Salat verzehrt.
Bohnen haben nur 27 Kalorien pro 100 g, sind jedoch gleichzeitig beachtliche Proteinspender und enthalten wertvolle Inhaltsstoffe wie Vitamin K und C sowie Kalium, Calcium, Magnesium, Eisen und Zink.
Der Effekt, der gern mit »jedes Böhnchen gibt sein Tönchen« umschrieben wird, rührt von den unverdaulichen Kohlenhydraten dieses ballaststoffreichen Gemüses her, die Gase im Darm bilden können. Um das zu verhindern können Bohnen mehrere Stunden zuvor gewässert werden– was jedoch die Vitamine und Mineralstoffe ausschwemmt. Besser ist es daher, der Verdauung mit etwas Kümmel, Koriander, Anis, Fenchel oder Bohnenkraut auf die Sprünge zu helfen.
Quelle: Landeszentrum Baden-Württemberg