PTA-Forum online
Nur gut gegart genießen

Gefahr durch grüne Bohnen?

In Deutschland wurde im Jahr 2020 nicht nur insgesamt mehr Gemüse verzehrt, sondern auch häufiger selbst gekocht. Diese durchaus positive Folge der Pandemie hat dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zufolge jedoch zu auffällig vielen Anfragen in den Giftinformationszentren geführt. Der Grund: Unwohlsein durch unzureichend gegartes Bohnengemüse.
Katja Egermeier
14.07.2021  12:30 Uhr

»Im Gegensatz zu vielen anderen Gemüsearten dürfen Bohnen nicht roh verzehrt werden«, erklärt der Präsident des BfR, Professor Andreas Hensel. Selbst schonende Garmethoden wie sanftes Dünsten oder Dämpfen eignen sich laut BfR nicht zur Zubereitung von Bohnen. Im Unterschied zu anderen Gemüsen, die häufig und gern schonend gegart werden, um sie selbst knackig und die Vitamine darin zu erhalten, müsse beim Kochen von Bohnen auf ausreichend Erhitzung und Garzeit geachtet werden.

Denn rohe grüne Gartenbohnen enthalten Phasin, ein Protein, das zur Gruppe der Lektine gehört und auch in anderen Bohnenarten vorkommt. Es bewirkt im menschlichen Körper ein Zusammenkleben der roten Blutkörperchen und behindert dadurch den Sauerstofftransport im Blut. Das kann schon in minimalen Dosen gesundheitsschädlich sein und unter anderem auch zu Magen-Darm-Störungen führen. Phasin wird erst durch hohe Temperaturen beim Kochen zerstört.

Werden Bohnen roh verzehrt, genügen laut BfR schon wenige Samen und Hülsen, um Bauchschmerzen und Übelkeit hervorzurufen. In schweren Fällen könnten blutige Durchfälle, Fieber und Blutdruckabfall die Folge sein. Ob Symptome auftreten und wie stark diese ausgeprägt sind, sei individuell sehr unterschiedlich. Wenn, dann begännen diese jedoch meist zwei bis drei Stunden nach dem Verzehr der rohen Bohnen.

Kinder besonders gefährdet

Vor allem Kinder seien aufgrund ihres geringen Körpergewichts besonders gefährdet, warnt das BfR. Der Verbraucherzentrale Bayern zufolge reichen bei ihnen bereits fünf bis sechs rohe Bohnen aus, um Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall hervorzurufen. Bei einem Verzehr großer Mengen seien sogar tödliche Vergiftungen nicht auszuschließen.

Wer also Bohnen im eigenen Garten anbaue, solle sicherstellen, dass Kinder keinen unbeaufsichtigten Zugang zu den Pflanzen haben und über die Gefahren aufgeklärt sind. Das gelte auch für die Aufbewahrung von Samentütchen, denn die bunt marmorierten Bohnensamen könnten auf Kinder einen besonderen Reiz ausüben. Gut gegart rät das BfR aufgrund der vielen wertvollen Inhaltsstoffe generell zu einem Verzehr der Hülsenfrüchte. Wurden jedoch versehentlich rohe Bohnen gegessen oder treten nach einer unzureichenden Garung Symptome auf, sollte umgehend ein Giftinformationszentrum angerufen werden.

Mehr von Avoxa