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Resilienz im Beruf

Gelassen durch den Apothekenalltag

Die beruflichen Anforderungen sind in den vergangenen Jahren in fast allen Branchen gestiegen. Berufs­tätige müssen sich immer schneller und flexibler an veränderte Arbeitsbedingungen anpassen. Mit der richtigen Denk- und Verhaltensweise gelingt es, auch hohe berufliche Anforderungen souverän zu bewältigen, ohne dass das eigene Wohlbefinden darunter leidet.
Andreas Nagel
28.02.2019  11:22 Uhr

Berufliche Belastungen entstehen heute­ nicht nur durch eine hohe Arbeits­belastung, sondern auch durch zunehmenden Konkurrenz- und Leistungsdruck, häufige Veränderungen von Arbeitsabläufen, zunehmende Informa­tionsflut und nicht zuletzt immer anspruchsvollere Kunden. Hinzu kommen bürokratische Regelungen, Anforderungen des Qualitätsmanagements, Digitalisierung und immer längere­ Öffnungszeiten. 

Die ständige Erreichbarkeit durch elektronische Medien führt außerdem dazu, dass die Grenzen zwischen Berufs­- und Privatleben immer mehr verschwimmen. Belastungen entstehen auch durch Konflikte mit Chefs und Kollegen, bei Ungewissheit über die berufliche Zukunft durch befristete Arbeitsverträge oder bei unerwartetem Verlust des Arbeitsplatzes. Diese beruflichen Rahmenbedingungen führen­ bei immer mehr Menschen zu psychischen und körperlichen Beschwerden.

Es gibt aber auch Personen, die mit hohen beruflichen Anforderungen gelassen umgehen, weil sie über eine Denk- und Verhaltensweise verfügen, die in der Psychologie als Resilienz bezeichnet­ wird. Unter Resilienz versteht man in diesem Zusammenhang die Fähigkeit, hohe Arbeitsbelastungen und schwierige berufliche Situationen erfolgreich und ohne psychische Be­einträchtigungen zu bewältigen und sich auch nach einer beruflichen Krise wieder aufzurichten. Resiliente Menschen werden daher umgangssprachlich auch gerne als Stehaufmännchen bezeichnet. Die Kombination bestimmter Denk- und Verhaltens­weisen schützt die Psyche vor den nega­tiven Belastungen des Berufslebens. 

An jedem Arbeitsplatz gibt es Rahmenbedingungen, die von einzelnen Mit­arbeitern nicht grundlegend verändert werden können. Arbeits- und Öffnungszeiten, vorgegebene Arbeits­abläufe, organisatorische Regelungen und das Verhalten von Kunden, dem Chef und Kollegen sind in den meisten Fällen nicht oder nur wenig beeinflussbar. Auch organisatorische oder per­sonelle Veränderungen können die Mitarbeiter meist nur zur Kenntnis nehmen­. Beschließen Sie daher bewusst, vorgegebene Rahmenbedingungen zu akzeptieren und sich zukünftig nicht mehr über bestimmte Sachver­halte oder Personen zu ärgern. Die eingesparte Zeit und Energie können Sie dann für sinnvollere Dinge nutzen.

Optimistisch bleiben

Im Berufsleben wird es immer wieder schwierige oder problematische Situationen geben. Optimisten gehen davon aus, dass schwierige Situationen immer nur von begrenzter Dauer sind und sich in absehbarer Zeit entweder von selbst erledigen oder durch eigenes Handeln beseitigt werden können. Berufliche Veränderungen und Problemsituationen betrachten Optimisten als sportliche He­rausforderung. Auch wenn sich die Situation zunächst negativ auswirkt, glauben sie, dass sich letztlich alles zum Guten wenden wird. Überlegen Sie doch einmal, welche beruflichen Probleme und Krisen Sie in der Vergangenheit bereits erfolgreich überstanden haben und erstellen Sie eine Liste mit gelösten Problemen. So kommen Sie vermutlich zu der Erkenntnis: »Ich habe schon viele schwierige Situationen überstanden, und so wird es auch bei aktuellen und zukünftigen Pro­blemen sein.« Auf der Suche nach der Lösung

Resiliente Menschen glauben, dass es für jedes berufliche Problem eine oder sogar mehrere Lösungen gibt und dass sie diese Lösung nur zu finden brauchen. Sie überlegen zunächst, ob an­dere Menschen dasselbe Problem vielleicht bereits gelöst haben oder sie probieren eigene Lösungsansätze aus. Wenn der erste Lösungsversuch nicht funktioniert, suchen­ sie so lange nach weiteren Ideen, bis eine funktio­nierende Lösung gefunden ist.

Sie haben keine Angst, einmal einen Fehler zu machen, weil sie nicht den Anspruch haben, bereits beim ersten Versuch erfolgreich zu sein. Fehler und Rückschläge betrachten sie als Lernerfahrungen und nutzen sie zur persönlichen und fachlichen Weiterentwicklung. Sie akzeptieren, dass manchmal mehrere Versuche erforderlich sind, bis nach dem Prinzip »Versuch und Irrtum« die richtige Lösung gefunden wurde.

Resiliente Menschen wissen, dass sie für ihre derzeitige berufliche­ Situation überwiegend selbst verantwortlich sind. Ihnen ist bewusst, dass sie ihren Beruf und ihren derzeitigen Arbeitsplatz selbst ausgewählt haben. Auch wenn Eltern oder Lebenspartner versucht haben, ihre Berufs- und Arbeitsplatzwahl zu beeinflussen, so haben sie die endgültige Ent­scheidung doch in der Regel selbst getroffen. Sie versuchen daher auch nicht, anderen Menschen die Verantwortung für eine unbefriedigende berufliche Situation zu übertragen. In gleicher­ Weise übernehmen sie die Verantwortung für ihre berufliche Zukunft und ihren weiteren Werdegang. 

Resilienten Menschen gelingt es, eine angemessene Balance zwischen Anspannung und Entspannung und zwischen­ Berufs- und Privatleben zu schaffen. Sie nehmen geistige und körperliche Erschöpfungssignale sensibel wahr und wissen, wann sie für die erfor­derliche Regeneration sorgen müssen. Gleichzeitig räumen Sie privaten und familiären Aktivitäten regelmäßig genügend Raum ein, damit beruf­liche Anforderungen kein unangemessenes Übergewicht gegenüber dem Privatleben gewinnen.

Resiliente Menschen verfügen über ein Netzwerk von Personen, mit deren Unterstützung sie auch schwierige Situa­tionen bewältigen können. Auch bei beruflichen Problemen oder etwa bei der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz können Freunde, Verwandte und Bekannte hilfreiche Gesprächspartner und Ratgeber sein. Auch bei privaten Krisen ist eine Unterstützung durch diese Personen hilfreich, denn ungelöste private Probleme wirken sich fast immer auch auf die berufliche Leistungs­fähigkeit aus. Bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie kann ein privates Netzwerk hilfreich sein, wenn zum Beispiel die Betreuung von Kindern­ oder von pflegebedürftigen Eltern sicher­gestellt werden muss. 

Resiliente Menschen haben eine klare­ Vorstellung von Ihrer beruflichen Zukunft. Sie haben klar definierte Ziele und wissen, was sie beruflich in den kommenden Jahren erreichen wollen. Sie akzeptieren aber auch, dass die Zukunft­ nicht immer planbar ist. Sie kalkulieren daher Schwierigkeiten und Hindernisse auf dem Weg zu ihren Zielen­ bereits vorab mit ein und fragen sich präventiv: »Welche Probleme könnten bei der Verfolgung meiner Ziel auftreten und wie können diese Probleme überwunden werden?«

Resilienten Menschen ist auch bewusst, dass sich ihre beruflichen Verhältnisse eventuell auch einmal schnell und unerwartet ändern können. Sie wissen, dass im Leben­ nichts so bleiben wird, wie es ist. Besonders vorausschauende Menschen durchdenken präventiv auch mögliche Notfall- und Krisen­situationen. Sie fragen sich: »Wie würde ich auf bestimmte personelle oder orga­nisatorische Veränderungen an meinem Arbeitsplatz reagieren? Was würde­ ich bei einem unerwarteten Verlust meines Arbeitsplatzes tun? Welche beruflichen Folgen hat es, wenn ich ernsthaft krank werde?« Wenn diese Situationen später tatsächlich ein­treten sollten, so können sie mit diesen Vorbereitungen meist leichter und gelassener bewältigt werden. 

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