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Starke Gefühle wie Ekel, Stress, Angst und Schmerzen können das vegetative Nervensystem aktivieren und dazu führen, dass sich ein Mensch übergibt. / Foto: AdobeStock/leszekglasner
Babys, Kleinkinder und jüngere Schulkinder übergeben sich relativ häufig, weil bei ihnen Magen und Darm sehr empfindlich reagieren. Meist ist dies kein Grund zur Sorge, vor allem, wenn es beim einmaligen Erbrechen bleibt und das Kind nicht weiter krank ist. Möglicherweise hat es zu hastig getrunken oder zu viel Verschiedenes durcheinandergegessen. Auch ein heftiger Wutanfall von Kleinkindern endet manchmal damit, dass sie sich übergeben.
Erbrechen kann auch eine sinnvolle Schutzmaßnahme des Körpers sein, um Giftstoffe möglichst schnell zu eliminieren – aus einem verdorbenen Nahrungsmittel etwa. In vielen Fällen ist es aber ein unangenehmes, kräftezehrendes Symptom einer Erkrankung oder die Folge einer Therapie.
Magen, Zwerchfell und Bauchmuskulatur ziehen sich beim Erbrechen reflexartig kräftig zusammen, und die Schließmuskeln lockern sich, sodass der Mageninhalt, in schweren Fällen sogar Darminhalt, über die Speiseröhre hinausbefördert wird. Das Brechzentrum (Area postrema) im verlängerten Rückenmark steuert diesen Vorgang. Es ist über Nerven unter anderem mit dem Gehirn, dem Gleichgewichtsorgan und dem Magen-Darm-Trakt verbunden. Erhält es von dort Reize, kann dies Erbrechen auslösen. Als Neurotransmitter spielen dabei besonders Serotonin, Dopamin und Histamin eine Rolle. Erbrechen kann einhergehen mit einem Schweißausbruch, vermehrtem Speichelfluss, Schwindel, Blässe und Kreislaufschwäche.
Zu den häufigsten Ursachen im Bereich der inneren Organe zählen Infektionen des Magen-Darm-Trakts, Entzündungen von Verdauungsorganen und mechanische Hindernisse wie ein Darmverschluss. Die sensorischen Signale werden vom Rachen, der Speiseröhre, vom Magen oder dem Dünndarm über die Nervenbahnen zum Brechzentrum geleitet. Auch ein Herzinfarkt und Herzinsuffizienz können sich in Erbrechen äußern. Ebenso lösen Störungen im Gehirn Erbrechen aus, zum Beispiel ein Migräneanfall, ein Sonnenstich, eine Gehirnerschütterung, Hirnhautentzündung oder ein erhöhter Druck in der Schädelhöhle.
Nicht zuletzt spielt die Psyche eine Rolle. Starke Gefühle wie Ekel, Stress, Angst und Schmerzen können das vegetative Nervensystem aktivieren und dazu führen, dass sich ein Mensch übergibt. Erbrechen am Morgen noch vor dem Frühstück gilt als Hinweis für eine Schwangerschaft, Erbrechen nach Mahlzeiten könnte auf einer gestörten Magenpassage beruhen, Erbrechen ohne vorausgehende Übelkeit deutet auf eine direkte Reizung des Brechzentrums durch neurologische Ursachen hin.