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Rotbeerige Zaunrübe

Giftige Kletterpflanze mit markanter Wurzel

Die Rotbeerige Zaunrübe verdankt ihren Namen ihrer rübenartigen Wurzel sowie der Neigung, an Zäunen oder Hecken entlangzuranken. Das menschenähnlich geformte Speicherorgan galt einst als Zauberwurzel gegen Sturm und Blitzschlag. Die Zaunrübe, die aufgrund ihrer Giftigkeit heute nicht mehr als Heilpflanze verwendet wird, ist auch unter den Namen Hundsrübe, Teufelsrübe, Totenwurzel oder Falsche Alraun bekannt.
Katja Egermeier
25.08.2021  08:30 Uhr
Schon das Anfassen der Pflanze kann giftige Wirkung auf die Haut entfalten. Richtig gefährlich ist jedoch der Genuss der leuchtend roten Beeren. / Foto: Adobe Stock/Marc
Die Blätter ähnlen entfernt denen des Efeus. / Foto: Adobe Stock/Marc

Botanik und Bestimmung

Die Zaunrübe ist eine ausdauernde, kletternde Wildpflanze, die bis zu 3 Meter lang spiralförmig ranken kann. Ihren Namen verdankt sie ihrer verdickten, rübenartigen Wurzel, die mehrere Kilogramm schwer werden kann.

Die Blätter sind matt, hellgrün und fünflappig und denen von jungem Efeu ähnlich. Zaunrüben sind diözisch (zweihäusig) und haben entweder nur männliche oder nur weibliche Blüten, die dann eine grünliche (männlich) oder grünlich-weiße Farbe (weiblich) haben und in losen Dolden angeordnet sind. Die kugeligen Früchte entwickeln sich nur aus den weiblichen Blüten. Sie sind erbsengroß und färben sich von grün zu scharlachrot.

Vorkommen und Verbreitung

Die Rotbeerige Zaunrübe findet sich in Mittel- und Südeuropa. In Deutschland wächst sie besonders im Süden und Westen recht häufig. Sie bevorzugt Hecken, Zäune, Gebüsche und Waldränder.

Gifte und Gefahren

Die ganze Pflanze ist giftig, besonders jedoch die reifen Früchte und die Wurzeln. Beeren und Wurzelsaft enthalten Bryonin und Bryonidin sowie Saponin im Samen und den Farbstoff Lycopin in der Frucht.

Äußerlich wirkt die Zaunrübe hautreizend. Auf Hautrötungen kann eine schmerzhafte Entzündung mit Blasenbildung folgen. Unter Umständen kann auch eine Zerstörung der betroffenen Hautstellen mit Nekrosen und geschwürigen Veränderungen auftreten.

Bei oraler Aufnahme können Übelkeit, Erbrechen, heftigen Koliken und starke dünnflüssige und sogar blutige Durchfälle auftreten. Auch Nierenreizungen sind möglich sowie ein Abort bei Schwangeren. Bei tödlichen Dosen kann der Tod durch Atemlähmung eintreten. Zaunrüben sind auch für Hunde, Schweine, Pferde und Rinder giftig.

Grad der Gefährlichkeit

giftig

6 bis 8 Beeren rufen bei Kindern mehrmaliges Erbrechen hervor. Als tödlich gilt bei Kindern die Menge von 15 Beeren, bei Erwachsenen eine Dosis von 40 bis 50 Beeren. Da diese jedoch scharf schmecken und zerdrückt unangenehm riechen, ist von einer Aufnahme solcher Mengen und damit einer starken Vergiftung meist nicht auszugehen.

Vergiftung, was tun?

Bei der Einnahme mehrerer Beeren sollte frühzeitig ein Arzt aufgesucht werden.

Als Therapie wird die primäre Giftentfernung, Kohlegabe, eine stationäre Überwachung und symptomatische Therapie empfohlen. Die Gabe von Kohle wird bereits ab 3 Beeren empfohlen.

Giftpflanze mit Heilwirkung

Da die Zaunrübe giftig ist, wird sie heutzutage nur noch in homöopathischer Verdünnung gegen Rheuma, Atemwegsprobleme und Schmerzen des Bewegungsapparates angewendet.

Gut zu wissen

Hierzulande sind zwei Zaunrübenarten zu finden: die hier dargestellte Rotbeerige Zaunrübe sowie die Weiße Zaunrübe, die jedoch schwarze Früchte trägt und daher auch Schwarzbeerige Zaunrübe (Bryonia alba) genannt wird. Für diese gilt bis auf die Farbe der Beeren im Grunde alles, was auch für die Rotbeerige Zaunrübe geschrieben steht.

Aus den menschenähnlich geformten Wurzeln der Zaunrüben wurden früher häufig Figuren geschnitzt, die Glück bringen und Hexen fernhalten sollten. Auch wurden der Zaunrübe Zauberkräfte gegen Sturm und Blitzschlag nachgesagt, sie galt daher als Schutz- und Abwehrmittel, ähnlich wie die Alraune. Daneben wurde die Pflanze, die tödlich wirken kann, im Altertum als Heilpflanze gegen Rheumatismus und Gicht, aber auch als Mittel zur Abtreibung eingesetzt.

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