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Sadebaum

Giftiger Wacholder-Zwilling

Der Sadebaum wartet mit einem ordentlichen Giftpotential auf, was ihm unter anderem den Namen »Kindertod« eingebracht haben dürfte. So ist die dem Wacholder so ähnliche Pflanze im Altertum häufig als Abtreibungsmittel eingesetzt worden. Ihr Verzehr ist jedoch generell gesundheitsgefährdend und kann tödlich enden. Eine Verwechslung mit den zum Würzen verwendeten Beeren des Gemeinen Wacholder sollte daher tunlichst vermieden werden. 
Katja Egermeier
29.12.2021  14:30 Uhr
Im Vergleich zum Wacholder hat der Sadebaum schuppen- und dachziegelartig liegende Blätter oder Nadeln. Der Wacholder hat dagegen sehr spitze Nadeln. / Foto: Adobe Stock/sunday_morning
Der Sadebaum wächst meist kriechend, mit niederliegendem Stamm. Anders der Wacholder: Er wächst aufrecht als bis zu 12 Meter hoher Baum. / Foto: Adobe Stock/Maria

Botanik und Bestimmung

Der Sadebaum ist ein bis zu 3 Meter hoher, immergrüner Zierstrauch, der meist durch einen kriechenden Wuchs mit niederliegendem Stamm gekennnzeichnet ist. Die Blätter sind bei jungen Pflanzen spitz, nadelförmig und abstehend, bei älteren eher schuppenartig anliegend und sich dachziegelartig deckend. An den Blättern der weiblichen Exemplare bilden sich erbsengroße kugelige Beerenzapfen, die einzeln an kurzen Stielen hängen und reif blauschwarz und meist bereift sind. Die weißlichen Blüten sitzen im April und Mai unscheinbar meist am Ende der Zweige. Die Pflanze verströmt bei Reibung einen stark aromatischen, unangenehmen Geruch.

Vorkommen und Verbreitung

Der Sadebaum ist eine Alpenpflanze und nimmt gerne mit trockenen, steinigen Böden unter Kiefern Vorlieb. Er ist wild in den Gebirgen Mittel- und Südeuropas zu finden oder wird als Ziergehölz in Parkanlagen oder auf Friedhöfen angepflanzt.

Gifte und Gefahren

Der Sadebaum ist in allen Pflanzenteilen giftig.  Besonders viel des giftigen ätherischen Öls mit Sabinol, Sabinen und anderen Terpenabkömmlingen ist jedoch in den Zweigspitzen enthalten.

Schon der Verzehr von sechs Tropfen des ätherischene Öls oder 5 bis 20 g der Zweigspitzen kann für einen Menschen tödlich sein. Auch durch Einreiben kann eine Vergiftung hervorgerufen werden. So kann der Sadebaum äußerlich angewendet heftige Reizwirkung auf die Haut entfalten und zu Blasenbildung führen – mit bleibenden, ausgeprägten Gewebeschäden.

Die Vergiftungserscheinungen bei Verzehr reichen von Übelkeit, Erbrechen, Brechdurchfall und Krämpfen bis hin zu Blutandrang in den Nieren mit Hämaturie, Krämpfen und Lähmung. Bei einer starken Vergiftung kann es nach etwa einem Tag zum Tod durch Atemlähmung kommen.

Sadebaum Wacholder
kriechend wachsender Strauch aufrecht wachsender Strauch oder säulenförmiger Baum
bis maximal 3 Meter hoch bis zu 12 Meter hoch
kleine schuppige Blätter, nur bis 0,4 cm lang aufrecht wachsende, spitze, einzelne Nadeln, bis 2 cm lang
Blätter auf der Oberseite bläulich, riechen bei Verreiben unangenehm Nadeln mit hellen Streifen auf der Oberseite
Vergleich Wacholder und Sadebaum

Grad der Gefährlichkeit

stark giftig

Vergiftung, was tun?

Bei dem Verdacht einer Vergiftung sollte umgehend die Giftnotrufzentrale angerufen und ein Arzt aufgesucht werden.

Gut zu wissen

Um die »Wirksamkeit« beziehungsweise Giftigkeit des Sadebaums wusste man schon im Altertum. Damals nutzte man ihn als Mittel gegen Warzen und Würmer, bei Gicht und Rheuma sowie zu Abtreibungen – häufig mit tödlichen Folgen für Mutter und Kind. Damit spielte er in der Volksmedizin einst eine wichtige Rolle. Ludwig XI. soll den Sadebaum als Mordwaffe verwendet haben.

Im Übrigen sind auch die Nadeln und Früchte des Gemeinen Wacholders (Juniperus communis), der zum Würzen von Speisen genutzt wird, leicht giftig. Auch wenn Erwachsene in der Regel keine Probleme mit der Verträglichkeit haben, sollten die Beeren daher stets nur schwach dosiert als Gewürz verwendet werden.

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