Glatte Haut zum Trinken? |
Einfach schön trinken oder sich die Haut schöntrinken? Ein straffer und frischer Teint stand schon immer für Jugendlichkeit. / Foto: Getty Images/George Marks
Kollagen, Ceramide, Hyaluronsäure, Vitamine und Co. sind in zahlreichen Cremes und Seren enthalten, um gegen erste Fältchen, trockene Haut und Hyperpigmentierungen vorzugehen. Relativ neu im Kosmetik-Sortiment sind Nahrungsergänzungsmittel mit oben genannten Wirkstoffen, die aufgrund der oralen Einnahme von innen an die Zellen gelangen und damit auch in tieferen Hautschichten und damit effektiver wirken sollen – während Pflegezubereitungen nur oberflächlich wirken können. So weit die Werbeaussagen.
Professor Dr. Peter Elsner, Direktor der Klinik für Hautkrankheiten am Universitätsklinikum Jena, vermisst vor allem den validen klinischen Nachweis eines Anti-Aging-Effekts. »Uns ist nicht bekannt, dass es wissenschaftlich valide Daten gibt, die den oralen Zubereitungen eine klinisch relevante Wirksamkeit zusprechen«, sagte der Beauftragte für die Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) gegenüber PTA-Forum.
Die Inhaltsstoffe variieren von Hersteller zu Hersteller. Darin enthalten sind je nach Produkt vor allem Wasser, Kollagen, Hyaluronsäure oder Ceramide, Vitamin C und E, Kupfer, Biotin, Zucker oder Süßungsmittel, Aromen und Konservierungsstoffe. Meist werden die Ampullen als Monatspackung mit 28 Stück angeboten. Aber auch Kapseln oder Pulver sind im Handel.
Werden Kollagen, Hyaluronsäure und Ceramide nicht durch die saure Magensäure zerstört? Die Inhaltsstoffe unterliegen wie alle Proteine im Rahmen des Verdauungsprozesses der Hydrolisierung und werden in einzelne Aminosäuren zerlegt. Im Dünndarm werden sie dann resorbiert und im Stoffwechsel wieder zu Proteinen zusammengebaut – »wobei nicht ausgeschlossen ist, dass auch mal einzelne Peptide die Darmbarriere passieren«. Aber der Nachweis, dass die orale Aufnahme dieser Peptide klinisch signifikante Veränderungen an der Haut bewirken könne, sei nach Kenntnis der DDG bislang nicht erbracht. Elsner bemängelt dabei das Studiensetting. Stichpunkte: zu geringe Probandenzahl, möglicherweise unterschiedlicher Geschmack von Placebo und Verum, nicht standardisierte begleitende Gesichtspflege.
Als Nahrungsergänzungsmittel unterliegen die Beauty-Drinks der Health-Claims-Verordnung, die regelt, wann und wie nährwert- beziehungsweise gesundheitsbezogene Angaben auf Lebensmitteln gemacht werden dürfen. »So darf ein Nahrungsergänzungsmittel zum Beispiel nicht behaupten, dass eine normale ausgewogene Ernährung nicht ausreichend wäre. Im Vergleich zu einer gesunden Mischkost werden nur minimale Mengen an Nährstoffen durch die Trinkampullen zugefügt. Schon deshalb ist es schwierig, einen Effekt zu erzielen.« Elsner betont, dass ein gesunder Lebensstil immer noch die beste Voraussetzung ist, um dem altersbedingten Abbau der Hautstrukturen vorzubeugen. Neben einer gesunden Mischkost beeinflussen Faktoren wie Rauchen, UV-Strahlung, Alkohol oder Schlafmangel die Hautalterung ganz wesentlich mit. »Ein konsequenter Lichtschutz ist die beste Anti-Aging-Maßnahme«, rät der Dermatologe.