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Hepatitis-Viren

Gleicher Name – andere Herkunft

Viren, die eine Entzündung der Leber verursachen, werden in alphabetischer Reihenfolge benannt. Bisher sind die Hepatitis-Viren von A bis E bekannt. Sie sind nicht miteinander verwandt, unterscheiden sich in ihrem Aufbau und verursachen verschiedene Erkrankungsbilder. Alle sind jedoch einzig auf die menschliche Leber spezialisiert.
Edith Schettler
11.02.2021  12:00 Uhr

An einer Virushepatitis sterben jährlich mehr als 1,3 Millionen Menschen. Das sind mehr Todesopfer, als AIDS, Tuberkulose oder Malaria fordern. Die Betroffenen nehmen oft jahrelang die Erkrankung nicht wahr, weil erst Symptome auftreten, wenn das Organ bereits durch Leberzirrhose oder Leberzellkrebs geschädigt ist. Die Dunkelziffer liegt mit Sicherheit um einiges höher, da die meisten Erkrankungen in den Entwicklungsländern auftreten, wo sie häufig gar nicht erfasst werden. Die Mehrheit der dortigen Bevölkerung hat weder die Mittel noch die Möglichkeit, einen Arzt aufzusuchen oder gar in den Genuss einer Impfung oder Therapie zu kommen. In Deutschland unterliegen die Hepatitiden der Meldepflicht.

HAV – das Bezwingbare

Das Hepatitis-A-Virus (HAV) fanden Wissenschaftler erstmals im Jahr 1973 im Stuhl eines akut erkrankten Patienten. Sie stellten fest, dass es außergewöhnlich widerstandsfähig ist: Es übersteht jahrelange extreme Temperaturen und die Behandlung mit Säuren, Laugen sowie Lösungs- und Desinfektionsmitteln.

Das unbehüllte RNA-Virus gehört zur Familie der Picornaviren. Sein Genom ist einsträngig und liegt in positiver Polarität zur Leserichtung der späteren m-RNA. Das erleichtert die Transkription und macht das Virus stärker infektiös. Auch Corona- und Noroviren haben eine einsträngige RNA mit positiver Polarität. Das Virus nutzt ausschließlich den Menschen als Wirt. Es ist weltweit verbreitet und unter ungünstigen hygienischen Bedingungen relativ häufig. Während nach dem 2. Weltkrieg in Deutschland 80 bis 90 Prozent der Kinder und Jugendlichen infiziert waren, spielt die Erkrankung heutzutage keine größere Rolle mehr. Jeder zweite Fall von derzeit etwa 1000 pro Jahr beruht auf einer Ansteckung in einem Risikogebiet außerhalb Deutschlands.

Nach einer Inkubationszeit von zwei bis sechs Wochen vermehren sich Hepatitis-A-Viren in den Leberzellen. Diese reagieren mit einer akuten Entzündung, die jedoch komplikationslos ausheilt und nicht chronisch wird. Die Virionen gelangen von der Leber in den Darm, wo ihre Ausscheidung erfolgt. Sie finden sich auch im Speichel und Urin erkrankter Personen. Wasser und kontaminierte Lebensmittel, vor allem Meeresfrüchte, sind die häufigste Infektionsquelle, aber auch eine parenterale Übertragung ist möglich. Dieser Infektionsweg spielt vor allem in Ländern mit einem wenig entwickelten Gesundheitssystem eine Rolle.

Eine spezifische antivirale Therapie gibt es bisher nicht. Der beste Schutz vor der Erkrankung ist eine Impfung, für die monovalente Totimpfstoffe (beispielsweise Havrix®, Vaqta®, HAVpur®) oder Kombinationen mit Typhus (wie Viatim®) oder Hepatitis B (Twinrix®) zur Verfügung stehen. Die monovalenten Impfstoffe sind auch für eine Postexpositionsprophylaxe geeignet.

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