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Taktlose und unverschämte Mitmenschen

Grenzen setzen

Die meisten Menschen haben schon erlebt, dass sich Freunde, Kollegen, Chefs oder Kunden taktlos, unverschämt und aggressiv verhalten haben. Mit der richtigen Verhaltensweise können Sie sich gegen solche verbalen und körperlichen »Grenzüberschreitungen« meist wirksam schützen.
Andreas Nagel
29.05.2020  16:00 Uhr

Jeder Mensch hat im Laufe seines Lebens bewusst oder unbewusst individuelle Regeln für den Umgang mit seinen Mitmenschen entwickelt. Wenn andere Personen diese Regeln durch ihr Verhalten verletzen, wird dieser Verstoß als unangenehme, ärgerliche oder sogar unerträgliche Grenzüberschreitung empfunden. Da jeder Mensch unterschiedliche Verhaltensregeln hat, kommt es immer wieder vor, dass Mitmenschen gegen diese Regeln verstoßen, ohne es zu beabsichtigen oder zu bemerken. Was die eine Person als völlig normal betrachtet, kann eine andere als massive Grenzverletzung empfinden. Was ein unsensibler Mensch überhört oder sofort wieder vergisst, kann ein sensibles Gegenüber dauerhaft verletzen.

Es kommt also weniger auf die Worte und Verhaltensweisen anderer Menschen an, sondern vielmehr auf die subjektive Bedeutung, die man diesen Aussagen aufgrund der eigenen Verhaltensregeln gibt. Zu den typischen Grenzverletzungen gehören für die meisten Menschen persönliche Angriffe, Beleidigungen, ungerechtfertigte Kritik, indiskrete Fragen, ungebetene Ratschläge und Besserwisserei, aber auch die Unterschreitung eines körperlichen Mindestabstandes sowie unerwünschter Körperkontakt.

In sich gehen und prüfen

Wenn andere Menschen wiederholt gegen Ihre Wünsche und Bedürfnisse verstoßen, kann das zwei Gründe haben. Entweder kennen diese Menschen Ihre Erwartungen überhaupt nicht und merken daher auch nicht, dass sie gegen Ihre Vorstellungen verstoßen. Oder Sie bestehen nicht konsequent auf die Beachtung Ihrer individuellen Wünsche und Bedürfnisse. Es liegt also nicht immer nur an anderen Menschen, wenn persönliche Grenzen überschritten werden, sondern oft auch am eigenen Verhalten.

Definieren Sie daher zunächst Ihre persönlichen Vorstellungen und Erwartungen so genau wie möglich.

  • Welche Umgangs- und Verhaltensregeln sind Ihnen besonders wichtig?
  • Welches Verhalten anderer Menschen verletzt Ihre Vorstellungen, Wünsche und Bedürfnisse?
  • Welche Verhaltensweisen wollen Sie zukünftig nicht mehr tolerieren?

Manchen Menschen fällt es zunächst schwer, ihre Wünsche und Erwartungen so deutlich zu formulieren. Aus Angst vor unangenehmen Diskussionen, vor Kritik oder Ablehnung werden die eigenen Wünsche oft zurückgestellt und Grenzüberschreitungen widerspruchslos hingenommen. Die Wahrung der eigenen Interessen erfordert manchmal ein gewisses Maß an Konfliktbereitschaft. Aber: Menschen, die freundlich, aber bestimmt sagen, was sie wollen und was sie nicht mögen, werden meist stärker respektiert als Menschen, die sich alles gefallen lassen.

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