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Ein Pieks weniger

Gundimmunisierung von Säuglingen

Der Impfkalender im Säuglingsalter wird übersichtlicher: Eine Dosis des Sechsfachimpfstoffs ist bei vergleichbarem Schutz verzichtbar, sodass die Grundimmunisierung im ersten Lebensjahr mit einem Impftermin weniger ablaufen kann. Das meldet die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut.
Elke Wolf
21.07.2020  09:30 Uhr

Seit 1994 wird für die Sechsfach-Impfung bei Säuglingen gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis, Poliomyelitis, Haemophilus influenzae Typ b und Hepatitis B das »3+1«-Impfschema mit der Gabe von drei Dosen in kurzen Abständen sowie einer Dosis nach längerem Abstand empfohlen. Nun hat die STIKO ihre Empfehlung für die Sechsfachimpfung aktualisiert und präferiert ab sofort das reduzierte »2+1«-Impfschema. Dieses sieht zwei Dosen in kurzen, eine nach einem längeren Abstand vor, und zwar Impfdosen im Alter von zwei, vier und elf Monaten. Die bisherige Impfstoffdosis im Alter von drei Monaten entfällt. Damit werde ein ähnlich guter Schutz wie beim bisherigen Schema erzielt, so das RKI. Die aktualisierte Empfehlung und die wissenschaftliche Begründung sind im Epidemiologischen Bulletin 26/2020 veröffentlicht.

Einschränkung: Frühgeborene, die vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche geboren sind, sollten aufgrund des noch nicht ausgereiften Immunsystems weiterhin mit vier Impfstoffdosen nach dem »3+1«- Schema geimpft werden und Impfungen im Alter zwei, drei, vier und elf Monaten erhalten.

Für die Sechsfach-Impfung nach dem 2+1-Schema stehen zurzeit die Impfstoffe Hexyon®, Infanrix® hexa und Vaxelis® zur Verfügung. Von den Fünffach-Impfstoffen ist nur Infanrix®-IPV+ Hib für ein 2+1-Impfschema zugelassen, Pentavac® nicht.

Mit der Reduktion des Impfschemas, so das RKI in einer Pressemitteilung, will die STIKO den Impfplan vereinfachen und Arzttermine für Säugling und Eltern einsparen, also die zeitgerechte und vollständige Umsetzung der Sechsfach-Impfungen für Ärzte und Eltern erleichtern. Um einen sicheren Impfschutz zu erzielen, sei es bei diesem reduzierten Impfschema allerdings besonders wichtig, frühzeitig im Alter von acht Wochen mit der Grundimmunisierung zu beginnen und die jeweiligen Impfungen der Serie zu den empfohlenen Zeitpunkten im Alter von vier und elf Monaten durchzuführen.

Für den Langzeitschutz sei es von Bedeutung, zwischen der zweiten und dritten Impfstoffdosis einen Abstand von mindestens einem halben Jahr einzuhalten. Die Impfserie sollte um den ersten Geburtstag abgeschlossen sein, damit die Kleinkinder auch bei frühem Kindergarteneintritt geschützt sind. Die Empfehlung der zeitgerechten Impfung galt auch schon für das 3+1-Schema. Allerdings habe diese Art der Impfungen mit sich gebracht, dass nur ein kleiner Anteil der Säuglinge zu den empfohlenen Zeitpunkten geimpft wird, kritisiert das RKI.

Die seit Jahrzehnten erfolgte routinemäßige Grundimmunisierung von Säuglingen gegen die sechs Erkrankungen hat maßgeblich dazu beigetragen, die Krankheitslast massiv zurückzudrängen. Ein Problemfall bleibe jedoch Pertussis (Keuchhusten). Trotz Impfempfehlung sind in Deutschland nach Angaben des RKI bei ungeimpften oder nicht ausreichend geimpften Säuglingen jährlich etwa 450 Pertussisfälle zu beklagen.

Oftmals möchten Eltern ihre jungen Säuglinge erst möglichst spät impfen, weil sie fälschlicherweise befürchten, das Immunsystems werde damit überfordert. Das RKI gibt jedoch zu bedenken, dass die impfpräventablen Erkrankungen im jungen Säuglingsalter besonders gefährlich sind und Impfungen den einzig sicheren Schutz bieten. Es ist die tägliche Aufgabe der Pädiater, diese Sorgen im Gespräch aufzugreifen und die Vorteile eines frühzeitigen Impfbeginns zu erklären.

»Impfungen gehören zu den wichtigsten und wirksamsten präventiven Maßnahmen, die in der Medizin zur Verfügung stehen. Moderne Impfstoffe sind gut verträglich, schwerwiegende sogenannte unerwünschte Arzneimittelwirkungen nach Impfungen sind sehr selten. Es gibt keine Hinweise darauf, dass Mehrfachimpfstoffe die Immunabwehr überlasten«, so das RKI.

Kombinations-Impfstoffe Impfstoffname (Hersteller) 3+1-Impfschema 2+1-Impfschema
6-fach Impfstoffe (gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis, Poliomyelitis, Haemophilus influenzae Typ b und Hepatitis B) Infanrix® hexa (GSK) Ab dem Alter von 2 Monaten: GI mit 3 Dosen im Abstand von mindestens 4 Wochen. Auffrischimpfung jeweils frühestens 6 Monate nach der letzten Dosis zur GI. vorzugsweise zwischen dem vollendeten 11. und 13. Lebensmonat Ab dem Alter von 2 Monaten: GI mit 2 Dosen im Abstand von mindestens 4 Wochen. Auffrischimpfung jeweils frühestens 6 Monate nach der letzten Dosis zur GI. vorzugsweise zwischen dem vollendeten 11. Und 13. Lebensmonat
Hexyon (Sanofi Pasteur), Vaxelis (MSD) Ab dem Alter von 6 Wochen: GI mit 3 Dosen im Abstand von mindestens 4 Wochen. Auffrischimpfung frühestens 6 Monate nach der letzten Dosis zur GI Ab dem Alter von 6 Wochen: GI mit 2 Dosen im Abstand von mindestens 1 bis 2 Monaten. Auffrischimpfung jeweils frühestens 6 Monate nach der letzten Dosis zur GI
5-fach-Impfstoff (Diphtherie, Tetanus, Pertussis, Poliomyelitis, Haemophilus influenzae Typ b) Infanrix-IPV + Hib (GSK) Ab dem Alter von 2 Monaten: GI mit 3 Dosen im Abstand von mindestens 4 Wochen. Auffrischimpfung frühestens 6 Monate nach der letzten Dosis zur GI. vorzugsweise zwischen dem vollendeten 11. und 13. Lebensmonat Ab dem Alter von 2 Monaten: GI mit 2 Dosen im Abstand von mindestens 4 Wochen. Auffrischimpfung frühestens 6 Monate nach der letzten Dosis zur GI. vorzugsweise zwischen dem vollendeten 11. und
Übersicht der in Deutschland zugelassenen Sechs- und Fünffach-Impfstoffe für die Grundimmunisierung von Säuglingen; GI: Grundimmunisierung. Quelle: Epidemiologisches Bulletin 26/2020
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