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Mangelernährung vermeiden

Gutes Essen wichtig für Therapieerfolg

Ob fehlender Appetit aufgrund einer Therapie oder erhöhter Energieverbrauch bei zehrenden Erkrankungen: Klinik-Patienten sind häufig in keinem guten Ernährungszustand. Einer Studie zufolge sind etwa 20 bis 60 Prozent der Patienten sind bei ihrer Aufnahme in ein Krankenhaus mangelernährt. Am häufigsten betroffen: ältere Menschen.
Christiane Berg
27.01.2022  16:00 Uhr

Dabei könne eine gezielte Ernährungstherapie die Heilungs- und auch Überlebenschancen eines kranken Menschen wesentlich steigern, erklärt Professorin Anja Bosy-Westphal, Kiel. Einmal mehr fordert die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) daher verbindlich die Einführung einer professionellen Bestimmung des Ernährungsstatus bei der stationären Aufnahme sowie eine bei Bedarf eingeleitete Ernährungstherapie.

Den Ernährungsstatus festzustellen müsse fester Bestandteil jeder ärztlichen Erstuntersuchung und Anamnese werden, so Bosy-Westphal in einem aktuellen DGEM-Statement. Das Ausmaß, in dem Klinikpatienten an einer Mangelernährung leiden, werde noch immer unterschätzt. Auch sei längst nicht jeder mangelernährte Patient auch untergewichtig.

Mittel zur Bestimmung des Ernährungsstatus von Patienten

Der Ernährungszustand eines Patienten lasse sich auf der Grundlage von Erkenntnissen zu längerfristigen oder auch plötzlichen Gewichtsveränderungen, zur Art der Nahrungszufuhr, zum Stand der Leistungsfähigkeit oder aber zu gastrointestinalen Symptomen, zur Beschaffenheit des Unterhautfettgewebes, der Muskelmasse oder auch bestehender Ödeme einschätzen, so die Ökotrophologin. Von der DGEM empfohlene Screening-Instrumente bezögen darüber hinaus auch die Schwere der Krankheit mit ein – denn wer das Bett nicht verlassen kann oder gar auf der Intensivstation behandelt werden muss, sei noch einmal mehr von Mangelernährung bedroht als weniger stark erkrankte Menschen.

Zu den bewährten Screening-Instrumenten zählen unterschiedliche Tools wie etwa

  • die Nutritional Risk Score Methode (NRS),
  • die Mini Nutritional Assessment Methode (MNA),
  • die Malnutrition Universal Screenings Tool Methode (MUST)
  • oder die Subjektive Global Assessment (SGA)-Methode mit Erfassungsbögen nicht nur für Krankenhäuser, sondern auch für den ambulanten Bereich oder speziell für geriatrische Patienten.

Der individuelle Nährstoffbedarf müsse daraufhin bestimmt und in entsprechenden Ernährungsplänen festgehalten werden, so Bosy-Westphal. »Im Idealfall können die so definierten Ernährungsziele mit Hilfe von Mahlzeiten, Snacks und proteinreichen Shakes erreicht werden, die den Vorlieben des Patienten angepasst sind«, sagt die DGEM-Vorsitzende. Bei speziellen Indikationen hingegen könne eine (zusätzliche) Verabreichung von Nährstoffen per Magensonde oder Infusion unumgänglich werden. »Gutes Essen ist von zentraler Bedeutung für Wohlbefinden und Lebensqualität. Das gilt unumstritten für Gesunde – noch viel mehr muss es für Menschen gelten, die mit einer Krankheit zu kämpfen haben«, betont die DGEM.

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