Harnwegsinfektionen im Kindesalter |
Nicht immer zeigen Kinder bei einer Harnwegsinfektion typische Symptome wie häufiges Wasserlassen. Gerade bei sehr jungen Kindern sollten Eltern aufmerksam sein. / Foto: Getty Images/Catherine Falls Commercial
Bei den ganz Kleinen ist es fast wie Rätselraten, wenn unspezifische Symptome wie Trinkschwäche oder Erbrechen auftreten. Doch genau dies sind laut der aktuellen S2k-Leitlinie »Diagnostik, Therapie und Prophylaxe von Harnwegsinfektionen im Kindesalter« (2021) mögliche Symptome einer Harnwegsinfektion (HWI) bei Säuglingen. Oft fallen sie auch nur durch hohes Fieber auf. Nicht abschließend geklärt ist, ob ein auffällig veränderter Uringeruch ebenfalls ein Indikator ist.
In den ersten zwei bis drei Lebensmonaten können Übererregbarkeit, Erbrechen, Trinkunlust und verminderte Aktivität die einzigen Hinweise auf eine Harnwegsinfektion sein. Auf Komplikationen wie eine Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) oder eine Urosepsis (Erreger im Blutkreislauf) weisen bei Neugeborenen Trinkschwäche, Gewichtsverlust, eine grau-blasse Hautfarbe, Ikterus, zentralnervöse Symptome und Berührungsempfindlichkeit hin.
Je älter die Kinder sind, umso spezifischer die Symptome und umso besser können die Kinder sie mitteilen. Typisch sind laut Leitlinie häufiges Wasserlassen, ungewöhnlich kleine Urinmengen, erschwertes und schmerzhaftes Wasserlassen, und Unterbauchschmerzen. Auch wenn Kinder sich wieder einnässen, obwohl sie schon trocken waren, kann eine Harnwegsinfektion dahinterstecken. Fieber, Schüttelfrost und Flankenschmerzen weisen auf eine Pyelonephritis hin.
Die Leitlinienautoren empfehlen, bei jedem unklaren Fieber bei Säuglingen und jungen Kleinkindern eine Urindiagnostik durchzuführen, ebenso in jedem Alter, wenn Symptome vorliegen, die für eine Harnwegsinfektion sprechen.
Eine Harnwegsinfektion bezeichnet man als unkompliziert, wenn der Harntrakt anatomisch und funktionell unauffällig ist und die Blasen- und Nierenfunktion sowie die Immunkompetenz normal sind. Kompliziert heißt hingegen, dass Fehlbildungen des Nieren- oder Harntraktes, bestimmte Blasen- oder Nierenfunktionsstörungen, Fremdkörper wie Katheter, Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder eine Immundefizienz vorliegen. In den ersten Lebensmonaten sind alle Harnwegsinfektionen als kompliziert einzustufen.