Hepatitis A: Nicht nur eine Reiseimpfung |
Gelbe Augen: Bei einer Leberschädigung kann der Gallenfarbstoff Bilirubin eine Verfärbung des Augenweiß hervorrufen. / Foto: Adobe Stock/blackday
Das Hepatitis-A-Virus (HAV) ist ein weltweit verbreitetes RNA-Virus aus der Familie der Picornaviridae. Der Erreger wird über den Stuhl ausgeschieden (fäkal-oraler Infektionsweg) und besitzt eine ausgeprägte Umwelt- und Thermostabilität. Zudem weisen die Viren eine hohe Desinfektionsmittelresistenz auf. In süd- und osteuropäischen Ländern, Afrika, Asien, sowie Süd- und Mittelamerika ist HAV weit verbreitet. Dort machen die meisten Menschen bereits im Kindes- und Jugendalter eine Infektion durch und sind danach ein Leben lang immun. In Nordeuropa kommt das Virus hingegen aufgrund der guten Hygienebedingungen selten vor.
Von der Ansteckung bis zum Krankheitsausbruch dauert es bei einer Hepatitis-A-Infektion durchschnittlich 25 bis 30 Tage. Danach können unspezifische Symptome wie Magen-Darm-Beschwerden, allgemeines Krankheitsgefühl oder leichtes Fieber auftreten. Bei Kindern verläuft eine Infektion häufig symptomlos. Einige Tage nach den ersten Beschwerden machen circa 70 Prozent der erkrankten Erwachsenen eine Gelbsucht (Ikterus) durch. Die charakteristische Gelbfärbung von Haut, Schleimhäuten und dem Weißen der Augenhaut (Sclera) wird durch den Gallenfarbstoff Bilirubin hervorgerufen. Normalerweise baut die Leber den Farbstoff ab, bei einer Hepatitis kann dieser Prozess jedoch gestört sein. Eine Gelbsucht kann wenige Tage bis mehrere Wochen andauern.
Eine Hepatitis-A-Infektion zeigt sich im Blutbild durch erhöhte Transaminase-Spiegel. Die Enzyme befinden sich normalerweise im Inneren einer Zelle, werden jedoch von durch die Entzündung zerstörten Leberzellen freigesetzt. Die Entzündung durch Hepatitis A-Viren heilt nach vier bis acht Wochen ab, die Erkrankung verläuft nicht chronisch. In seltenen Fällen kann sie Erkrankung bei Patienten mit vorgeschädigter Leber in ein akutes Leberversagen münden. Schon etwa eine bis zwei Wochen vor Auftreten des Ikterus oder der erhöhten Transaminasewerte und eine Woche danach scheiden die Erkrankten das Virus aus. In dieser Zeit besteht für andere Menschen die Gefahr, sich anzustecken.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) des RKI empfiehlt für folgende Personengruppen eine Impfung:
Ohne Impfung erkranken viele Urlauber, wenn sie in Länder mit hoher Hepatitis-A-Prävalent reisen. Laut Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) sind etwa 40 bis 50 Prozent der in Deutschland gemeldeten Fälle auf eine Infektion im Urlaub zurückzuführen.
Die meisten Infektionen erfolgen über kontaminiertes Wasser oder Lebensmittel wie Gemüse oder Salat, die mit fäkal verunreinigtem Wasser in Kontakt gekommen sind (Schmierinfektion). Daher sollte für Urlauber in Ländern mit unklarem Hygienestandard der Grundsatz »Cook it, peel it or leave it« (»Koch es, schäl es oder vergiss es«) gelten. Auch Meeresfrüchte wie Muscheln oder Austern sind häufig Infektionsquellen.
Doch nicht nur Urlauber können sich mit dem Virus infizieren. Auch wer beruflich in direkten Kontakt mit Fäkalien kommt, zum Beispiel in Kindertagesstätten, im Rettungsdienst oder als Beschäftigter in einem Klärwerk, kann sich anstecken. Auch eine sexuelle Übertragung, beispielsweise unter Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), ist möglich. In seltenen Fällen kann das Virus über das Blut übertragen werden. Daher tragen Patienten, die regelmäßig Bluttransfusionen erhalten (zum Beispiel bei Hämophilie) oder Abhängige von intravenös zu applizierenden Drogen ein erhöhtes HAV-Risiko.
Impfstoff | Impfschema | Präparate Beispiel |
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Hepatitis A | Zwei Impfungen im Abstand von 6 bis 12 Monaten | Havrix® 1440, Havrix® 720 Kinder, Vaqta®, Vaqta® Kinder |
Hepatitis A und Hepatitis B | Drei Impfungen im Abstand von einem und sechs Monaten | Drei Impfungen im Abstand von einem und sechs Monaten |
Hepatitis A und Typhus | Zwei Impfungen im Abstand von 6 bis 12 Monaten | Viatim® |
Die Impfstoffe enthalten inaktivierte Hepatitis-A-Viren. Es sind sowohl monovalente Impfstoffe (zum Beispiel Havrix®1440 oder Vaqta®) als auch Kombinationsimpfstoffe gegen Hepatitis A und B (zum Beispiel Twinrix®) oder gegen Hepatitis A und Typhus (zum Beispiel Viatim®) auf dem Markt.
Für eine Grundimmunisierung mit einem monovalenten Impfstoff verabreicht der Arzt zwei Impfdosen im Abstand von 6 bis 12 Monaten. Bereits nach der ersten Impfung besteht nach etwa zwei Wochen ein 95-prozentiger Impfschutz. Aufgrund der langen Inkubationszeit von ein bis zwei Wochen kann somit auch eine kurzfristige Impfung vor einer Reise oder selbst kurz nach Erregerkontakt noch sinnvoll sein. Für einen langwirksamen Schutz rät die STIKO zu einer zweiten Impfung.
Zweifachimpfstoffe gegen Hepatitis A und B eignen sich nicht für eine solche Prä- oder Postexpositions-Prophylaxe – sie enthalten nur halb so viel Hepatitis-A-Antigen wie die Einfachimpfstoffe. Zudem ist hier eine dritte Impfstoffdosis (Impfabstand 0,1 und 6 Monate) notwendig. Die Kombinationsimpfung gegen Hepatitis A und Typhus muss nur zweimal, im Abstand von sechs Monaten verabreicht werden. Alle drei Jahre bedarf es einer Auffrischung , um den Schutz gegen den Typhus-Erreger aufrecht zu halten.
Eine Auffrischung der Hepatitis-A-Impfung ist laut Angaben der STIKO nur in Einzelfällen nötig, etwa bei immunsupprimierten Patienten (zum Beispiel mit HIV-Infektion). Die Antikörper müssen vor oder nach einer Standardimpfung gegen Hepatitis Ain der Regel nicht bestimmt werden. Ausnahme: Patienten mit einer Immunschwäche.
Hepatitis A fällt unter das Infektionsschutzgesetz. Der Krankheitsverdacht, die Erkrankung sowie der Tod an einer akuten Hepatitis müssen dem Gesundheitsamt gemeldet werden.
• Informationen des Robert-Koch-Instituts (RKI)
• Informationen des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI)
• Informationen des Tropeninstituts