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Hämorrhoidalbeschwerden

Hilfe für die Po-Ebene

Juckreiz, Brennen, Schmerzen und Nässen: Vergrößerte Hämorrhoiden können sich auf unterschiedliche Weise bemerkbar machen. Im Beratungsgespräch gilt es, herauszufinden, welche Symptome am meisten belasten, um einen passenden Wirkstoff auswählen zu können.
Elke Wolf
23.06.2022  08:30 Uhr

Um einen guten Einstieg ins Beratungsgespräch zu einem so sensiblen Thema wie Beschwerden in der Analregion zu schaffen, empfehlen sich die Frage nach den genauen Symptomen und aufmerksames Zuhören, rät Apothekerin und Kommunikationscoach Andrea Wohlers bei einer Pressekonferenz der Firma Dr. Kade. »Ist es eher der Schmerz oder ein Brennen, das im Vordergrund steht, gibt es Blutungen, hindern die Beschwerden am Schlafen, gibt es vielleicht sogar Austritt von Flüssigkeit mit Verunreinigung der Wäsche, quält Juckreiz? Diese Fragen sind in Zusammenhang mit Hämorrhoiden besonders wichtig, um schnell Hilfe bieten zu können.«

Bei akuten, vor allem in bestimmten Situationen ausgelösten Schmerzen, zum Beispiel durch den Stuhlgang, bietet sich der kurzfristige Einsatz von Lokalanästhetika wie Lidocain (Posterisan® akut) oder Quinisocain (wie Haenal® akut) an. »Das verschafft erstmal Ruhe und der Kunde kann sich entspannen«, erklärte die Apothekerin bei der Veranstaltung anlässlich des 100. Geburtstags von Posterisan. Auch ein starker Juckreiz könne gut damit behandelt werden. Das verhindere, dass die Haut in der Analregion durch Kratzen beschädigt werde, sich erst recht entzündet und ein Teufelskreis entsteht, so Wohlers.

Dennoch: Nennt der Betroffene Juckreiz, Brennen und Nässen als Hauptbeschwerden, sind auch Adstringenzien eine gute Wahl. Sie wirken austrocknend, schwach blutungsstillend und antiinflammatorisch. Dabei die größte Bedeutung haben Zubereitungen mit Gerbstoff-haltigen Drogenauszügen wie aus den Blättern und der Rinde der virginischen Zaubernuss Hamamelis virginiana (wie Faktu® lind, Hametum®) oder mit basischem Bismutgallat (wie Mastu®). Ebenfalls adstringierend wirken Sitzbäder mit Kamillenextrakten (wie Kamillosan®), Eichenrinde oder synthetischen Gerbstoffen (wie Tannolact®, Tannosynt® flüssig). Die Gerbstoffe verfestigen durch Vernetzung von Proteinen die obersten Kolloidschichten der Haut und dichten so in niedrigen Konzentrationen die Zellmembran ab. In höheren Konzentrationen bewirken sie eine oberflächliche Proteindenaturierung, wodurch ein schützende, reizmildernde Koagulationsmembran entsteht.

Wohlers wies darauf hin, dass die Selbstmedikation zeitlich limitiert ist, bei einem Lokalanästhetikum ist sie auf drei Tage begrenzt ist. Denn dieses stelle keine eigentliche Therapie dar, sondern helfe symptomatisch. Auch Dr. Johannes Jongen, Proktologe aus Kiel und Mitverfasser der aktuellen S3-Leitlinie zu Hämorrhoidalleiden, hielt eine kurzfristige symptomatische Behandlung für vertretbar, »denn jeden juckt es mal am After. Kommt es aber immer wieder zu Beschwerden oder verschwinden diese nicht, muss angenommen werden, dass die Ursache höher liegen könnte – im Analkanal oder Mastdarm«. Dann muss freilich ein Arzt die Ursache abklären. Auch Blut stelle immer ein Alarmzeichen dar, das der Abklärung bedarf. Hinzu komme laut Jongen, dass »nicht alles, was Beschwerden im Analbereich macht, mit Hämorrhoiden zu tun hat«. Marisken, Fisteln, Fissuren oder Analabszesse verursachen ähnliche Beschwerden und führten deshalb nicht selten zu »Fehl-Eigendiagnosen von Hämorrhoiden« bei den Betroffenen.

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