Hodenkrebs ist meist gut heilbar |
Ein Hodentumor trifft meist Männer von 20 bis Mitte 40. Die gute Nachricht: Die Krebsform ist in der Regel sehr gut heilbar. / Foto: Adobe Stock/kenchiro168
Wenn es um Hodenkrebs geht, hat Professor Dr. Mark Schrader zwei entlastende Nachrichten für Betroffene. »Erstens: Diese Krebsform ist das Paradebeispiel für eine gut heilbare Krebserkrankung. Zweitens: Kein Betroffener hat durch seine Lebensführung dazu beigetragen – ob jemand als erwachsener Mann an Hodenkrebs erkrankt, steht bereits bei der Geburt fest.«
Denn die bösartige Tumorerkrankung entsteht dadurch, dass sich Tumorzellen aus defekten Urkeimzellen (Gonozyten) entwickeln – und die seien schon im Embryo angelegt, berichtet der Chefarzt der Urologie am Helios-Klinikum Berlin-Buch. Die defekten Zellen »schlummern« im Hoden, bis sie sich eines Tages zu Tumorzellen entwickeln. »Bei den meisten Betroffenen passiert das zwischen 20 und Mitte 40, aber es gibt auch einen zweiten Höhepunkt um das 50. Lebensjahr herum«, berichtet Schrader, der auch Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) ist.
Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) erkranken in Deutschland jährlich schätzungsweise 4100 Männer an Hodenkrebs, das entspricht einem Anteil von rund 1,6 Prozent aller Krebserkrankungen bei Männern. Damit gehört Hodenkrebs zu den eher seltenen Tumorerkrankungen. Allerdings sind die Betroffenen im Unterschied zu den meisten anderen Krebspatienten vergleichsweise jung.
Der Tumor breitet sich zunächst innerhalb des Hodens aus. Bei etwa drei von vier Männern ist er zum Zeitpunkt der Diagnose noch auf den Hoden begrenzt. Viele Männer ertasten selbst eine Schwellung innerhalb ihres Hodensacks. Einigen bereitet sie ziehende Schmerzen, viele Betroffene spüren aber auch nichts. Wer eine Schwellung und/oder Schmerzen im Hoden spürt, sollte sich unbedingt von einem Facharzt für Urologie untersuchen lassen, betont Schrader. Generell empfehlen Fachleute jungen Männern, ihren Hodenregelmäßig selbst zu untersuchen. Eine Anleitung dazu bietet die Deutsche Gesellschaft für Urologie.
Beschwerden, die auf Hodenkrebs hinweisen können, sind auch ein Schweregefühl im Hoden, einseitiges Ziehen im Hoden oder in der Leiste, tastbare Verhärtungen innerhalb des Hodens oder an seiner Oberfläche, Flüssigkeitsansammlung oder Schmerzen am Hoden, aber auch eine Vergrößerung der Brustdrüse, Schmerzen in der Brust und mangelnde Fruchtbarkeit - die Hälfte der Hodenkrebspatienten ist zum Zeitpunkt der Diagnose eingeschränkt zeugungsfähig.
Beim Urologen folgen auf eine auffällige Tastuntersuchung eine Ultraschall- und gegebenenfalls eine Blutuntersuchung im Hinblick auf mögliche Tumormarker. Die endgültige Diagnose Hodenkrebs kann erst durch Blickdiagnose mit Hilfe eines kleinen Schnitts in die Leiste gestellt werden. Wenn nötig, wird dann gleich der betreffende Hoden samt Samenstrang entfernt. Ist die Blickdiagnose nicht eindeutig, entnehmen die Ärzte zunächst Gewebe aus dem Tumor zur weiteren Untersuchung.
Bei der anschließenden Ausbreitungsdiagnostik untersucht das Ärzteteam mittels Computertomografie, ob sich bereits Metastasen in anderen Organen ausgebreitet haben. Ermutigend sei, dass sich Hodenkrebs in der Regel auch im fortgeschrittenen Stadium gut behandeln lässt, berichtet Schrader. »Selbst Patienten mit Lungenmetastasen haben eine Überlebenschance von 97 Prozent.«