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Neue Analyse 

Honig statt Hustenmittel und Antibiotika

Honig ist billig, leicht verfügbar und hat praktisch keine Nebenwirkung – und ist daher bei Atemwegsinfekten als Alternative zu Antibiotika und Hustenmitteln zu empfehlen. Zu diesem Schluss kommen Forscher anhand einer Auswertung der aktuellen Studienlage.
Daniela Hüttemann
27.08.2020  12:15 Uhr

Honig ist ein bekanntes und beliebtes Hausmittel bei Husten und Erkältung. Bislang gab es aber noch keine solide Evidenz, ob es bei Erwachsenen mit Infekten der oberen Atemwege wirklich hilft, schreibt ein Autorenteam der Oxford University Medical School diese Woche im Fachjournal »BMJ Evidence Based Medicine«. Die Wissenschaftler um Hibatullah Abuelgasim liefern nun eine Analyse, die zu einer klaren Empfehlung kommt.

Dafür sichteten sie die Datenbanken wissenschaftlicher Literatur nach Studien, die den Effekt von Honig oder Zubereitung daraus mit anderen gängigen Arzneimitteln bei Husten und Erkältung verglichen, darunter Expektoranzien, Hustenstillern, Antihistaminika und Schmerzmittel. Insgesamt bezogen die Forscher 14 geeignete Studien mit 1761 Teilnehmern verschiedenen Alters ein. In der Gesamtschau schnitt der Honig in puncto Symptomlinderung besser ab. Sowohl die Frequenz als auch die Schwere der Hustenanfälle war in der Honig-Gruppe niedriger. Zwei Studien zeigten sogar, dass die Symptome unter Honig ein bis zwei Tage eher verschwanden als unter den Medikamenten.

Die Wissenschaftler geben jedoch zu bedenken, dass Honig kein standardisiertes Produkt ist, sondern eine komplexe Substanz mit einer Vielzahl von Inhaltsstoffen. Und nur in zwei Studien sei gegen Placebo getestet worden. Daher sehen sie Forscher ihre Folgerungen auch noch nicht als final an.

Wirksamer und weniger schädlich

Aber: »Infektionen der oberen Atemwege sind der häufigste Grund für die Verschreibung von Antibiotika. Da die meisten dieser Infektionen viral sind, ist die Verschreibung von Antibiotika sowohl unwirksam als auch unangemessen«, so Abuelgasim und Koautoren. Honig könne hier eine Alternative sein, die Ärzte vor einer Antibiotika-Verordnung in Erwägung ziehen – auch in Betracht des überschaubaren Gefahrenpotenzials. »Honig ist wirksamer und weniger schädlich als übliche Therapeutika und vermeidet Schäden durch Antibiotikaresistenz«, so das Fazit.

Für Kinder hatten bereits frühere Auswertungen gezeigt, dass Honig ein probates Hausmittel bei Husten ist. Eine US-Leitlinie zum Thema erkältungsbedingter Husten bei Kindern bevorzugt sogar bereits seit 2017 Honig gegenüber Expektoranzien und Antitussiva.

Doch Achtung: Kinder unter einem Jahr sollten keinen Honig bekommen, denn es kann nicht ausgeschlossen werden, dass er Sporen des Bakteriums Clostridium botulinum enthält. Sie können bei Babys den sogenannten Säuglings-Botulismus auslösen, da die Darmflora noch nicht voll ausgereift ist. Da die Sporen relativ hitzestabil sind, werden sie beim Backen und Kochen nicht zerstört, sodass sie auch dann nicht für Babys geeignet sind.

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