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Gebärmutterhalskrebs

HPV-Impfschutz schon nach einer Dosis

Schon eine einzelne Impfung gegen Humane Papillomaviren (HPV) erzeugt einen ähnlich soliden Schutz wie die aktuell empfohlenen zwei oder drei Impfdosen. Das hat ein Expertengremium der WHO ermittelt und empfiehlt, das Impfschema zur Prävention von Gebärmutterhals zu aktualisieren. Da gerade dieser Impfstoff knapp und teuer sei, könne das weltweit mehr jungen Menschen die lebensrettende Impfung ermöglichen.
Katja Egermeier
14.04.2022  11:30 Uhr

»Die Option einer Einzeldosis des Impfstoffs ist weniger kostspielig, weniger ressourcenintensiv und einfacher zu verabreichen«, erklärt die stellvertretende Generaldirektorin der WHO, Dr. Prinzessin Nothemba (Nono) Simelela. Es erleichtere die Durchführung von Nachholkampagnen für mehrere Altersgruppen und reduziere die Herausforderungen, Mädchen für ihre zweite Dosis aufzuspüren.

Die Aufnahme des lebensrettenden Impfstoffs sei weltweit langsam verlaufen, berichtet die WHO. Die Abdeckung habe weit unter dem Ziel von 90 Prozent gelegen und die weltweite Abdeckung mit zwei Dosen im Jahr 2020 nur bei 13 Prozent. Die Ursachen dafür seien unter anderem Lieferschwierigkeiten, Kosten im Zusammenhang mit der Bereitstellung eines Zweierregimes für ältere Mädchen, die normalerweise nicht Teil von Impfprogrammen für Kinder sind, sowie die relativ hohen Kosten für HPV-Impfstoffe.

In Deutschland richtet sich das Impfschema aktuell nach dem Alter der zu impfenden Person und umfasst bei Einhaltung des empfohlenen Abstands zwischen den Impfungen zwei (9 bis 14 Jahre) beziehungsweise drei Impfdosen (ab 15 Jahre). Die strategische Beratungsgruppe der WHO-Experten für Immunisierung (SAGE) empfiehlt nun, die Dosispläne für die HPV-Impfung weltweit wie folgt zu aktualisieren:

  • Ein- oder Zwei-Dosis-Schema für das primäre Ziel der Impfung von Mädchen im Alter von 9–14
  • Ein- oder Zwei-Dosis-Schema für junge Frauen im Alter von 15 bis 20 Jahren
  • Zwei Dosen im Abstand von 6 Monaten für Frauen über 21 Jahren
  • Möglichst drei, aber mindestens zwei Dosen für immungeschwächte Personen, einschließlich HIV-infizierter Personen

»Der HPV-Impfstoff ist hochwirksam zur Vorbeugung der HPV-Serotypen 16 und 18, die 70 Prozent der Fälle von Gebärmutterhalskrebs verursachen«, sagte Dr. Alejandro Cravioto, SAGE-Vorsitzender.

HPV und Krebs

Gebärmutterhalskrebs wird als »stiller Killer« bezeichnet – dabei ist er heutzutage fast vollständig vermeidbar. Mehr als 95 Prozent der Erkrankungen mit Gebärmutterhalskrebs werden durch sexuell übertragbare Humane Papilloma-Viren (HPV) verursacht. Die meisten Frauen, aber auch Männer stecken sich mit diesen im Laufe ihres Lebens durch sexuelle Kontakte an.

Das HP-Virus kann jedoch nicht nur Gebärmutterhalskrebs auslösen, sondern auch verschiedene andere Krebsarten, die Männer treffen können, etwa Mund-Rachen-Krebs, Penis- oder Analkrebs. Insgesamt gehen pro Jahr in Deutschland etwa 1600 Krebsfälle bei Männern auf das Konto von HPV. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt seit Juni 2018 die HPV-Impfung daher auch für Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren.

Die Ansteckung mit HPV geschieht durch direkten Kontakt von Mensch zu Mensch. Die HP-Viren dringen über Mikroverletzungen der Haut oder Schleimhaut ein und infizieren die Epithelzellen. Dabei schützt mitunter noch nicht mal der Gebrauch eines Kondoms vor einer Ansteckung beim Geschlechtsverkehr, denn allein sehr enger Körperkontakt reicht aus, damit die Viren einen anderen Menschen infizieren können. In seltenen Fällen geschieht die Ansteckung über eine Schmierinfektion oder durch die Weitergabe des Virus von der Mutter zum Neugeborenen bei der Geburt.

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