Hunde statt Corona-Tests? |
In vielen Bereichen nutzt der Mensch die außergewöhnlichen Riechfähigkeiten von Hunden, zunehmend werden sie auch zur medizinischen Diagnostik eingesetzt. / Foto: Getty Images/Starker Photography/500px
Wer nach Finnland reist, sieht sie am Flughafen von Helsinki vielleicht: Valo, E.T., K’ssi und Miina. Die Hunde suchen nicht nach Drogen oder Sprengstoffen. Sie sind darauf trainiert, eine SARS-CoV-2-Infektion zu erkennen. Passagiere wischen mit einem sterilen Tuch über ihre Haut. Anschließend bekommen die Tiere in einem Nebenraum des Airports die Probe, um daran zu riechen. Bislang handelt es sich um ein Pilotprojekt, das für Fluggäste freiwillig ist. Doch der Bedarf, Patienten mit SARS-CoV-2-Infektion zu erkennen, wäre vorhanden, denn es gibt kaum Alternativen.
Zu Beginn der Pandemie hatten mehrere Flughäfen, unter anderen Wien-Schwechat, Temperaturkontrollen bei der Einreise durchgeführt: eine wissenschaftlich umstrittene Aktion. »Bei SARS hat man solche Maßnahmen des Entry-Screenings wie der Körpertemperaturmessung bei Einreise wissenschaftlich untersucht«, erklärt der Epidemiologe Professor Dr. Ralf Reintjes gegenüber dem Science Media Center. Er forscht an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg. Doch das Ergebnis, so Reintjes, sei ernüchternd gewesen. »Die Maßnahme verhinderte kaum Fälle, wenn überhaupt welche. Und das, obwohl ein SARS-infizierter Patient nur infektiös ist, wenn er symptomatisch ist.« Beim neuen Coronavirus könne man bekanntlich infektiös sein, auch wenn man sehr milde Symptome habe.
Alternativ bleiben Realtime-PCR-Tests von Nasen-Rachen-Abstrichen. Sie gelten methodisch als Goldstandard, denn sie zeigen Infektionen bereits nach wenigen Tagen an. Dem stehen mehrere Nachteile gegenüber: Man braucht medizinische Fachkräfte für die Abstriche und für die Routinediagnostik im Labor. Ergebnisse liegen frühestens nach ein oder zwei Stunden vor. Bei großen Reisewellen, wie zuletzt in Bayern geschehen, können es sogar Tage sein.
Relativ neu sind Tests auf virale Antigene. Sie zeigen Ergebnisse schnell an und haben Herstellern zufolge eine hohe Sensitivität. Das ist die korrekte Erkennung SARS-CoV-2-positiver Patienten. Auch die Spezifität, sprich die richtige Identifikation gesunder Menschen, erreicht gute Werte. Allerdings ist der Antigen-Titer erst nach knapp zwei Wochen hoch genug, um Messungen durchzuführen. Das berichten die Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM) bei einem Pressegespräch. Ein neues, schnelles Testverfahren könnte Lücken schließen.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.