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Stärkere Immunantwort

Impfung an derselben Stelle von Vorteil

Den Impfarm nicht zu wechseln, ist bei Impfungen einer Serie offenbar von Vorteil: Der resultierende Immunschutz ist dadurch besser, wie eine aktuelle Publikation im Fachjournal »Science Immunology« zeigt.
Christina Hohmann-Jeddi
11.05.2022  15:00 Uhr

Um den bevorzugten Arm zu schonen, bekommen Rechtshänder Impfungen in der Regel in den linken und Linkshänder in den rechten Arm verabreicht. Dass diese Regelung gut sein kann, um den Immunantwort zu verstärken, lässt jetzt eine Untersuchung von Forschenden um Masayuki Kuraoka von der Duke University in Durham, USA, vermuten. Das Team hatte bei Mäusen analysiert, ob sich der Injektionsort beziehungsweise der Wechsel des Injektionsortes von zwei aufeinanderfolgenden Impfungen auf die B-Gedächtniszellen auswirkt. Diese für den Langzeitimmunschutz wichtigen Immunzellen entstehen in sogenannten Keimzentren nach erstem Kontakt mit einem Erreger entweder durch Impfung oder Infektion. Bei einem erneuten Kontakt mit dem Pathogen oder den Antigenen einer Impfung wandelt sich ein Teil der B-Gedächtniszellen zu Plasmazellen um, die erneut Antikörper gegen den Erreger bilden. 

Das Team impfte Mäuse in die rechte hintere Pfote mit einem Influenza-Proteinimpfstoff (Prime Impfung). Nach ein bis drei Monaten verabreichte es eine zweite Dosis (Booster) des gleichen Impfstoffs entweder in dieselbe oder in die gegenüberliegende Pfote der Tiere. Obwohl die Antikörpertiter sich zwischen den beiden Gruppen nicht unterschieden, führte eine zweite Impfung an derselben Stelle wie die Erstimpfung zu einer besseren Antwort der Keimzentren und einer höheren Anzahl an spezifischen B-Zellen, als bei Impfung in die gegenüberliegenden Pfoten, berichten die Forscher in »Science Immunology«.

Auch wenn nicht der gleiche, sondern ein ähnlicher Impfstoff verwendet wurde, wie dies etwa bei den saisonalen Grippeimpfstoffen der Fall ist, zeigte sich, dass die Applikation am gleichen Ort offenbar von Vorteil ist. So impften die Forscher die Mäuse zunächst mit einem H1-Influenza-Impfstoff und boosterten dann mit einem H3-Influenza-Impfstoff. Sie konnten bei den Tieren, die die beiden Dosen in dieselbe Pfote erhalten hatten, eine erhöhte Zahl an B-Zellen finden, die H1/H3-kreuzreaktive Antikörper bildeten. Wenn die zweite Impfung in die andere Pfote gegeben wurde, konnte diese kreuzreaktive Antikörper-bildenden B-Zellen seltener beobachtet werden.

Den Autoren zufolge, legten ihre Ergebnisse nahe, dass durch die Impfung an derselben Stelle, lokale B-Zellpopulationen besser reaktiviert werden und in den Keimzentren weiter reifen könnten. Bei Impfserien sollte daher auf den Injektionsort geachtet werden.

Professor Dr. Thomas Winkler von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, der an der Arbeit nicht beteiligt war, unterstreicht gegenüber dem »Science Media Center Deutschland«: Die Kernaussage der Studie sei, dass in der Immunantwort nach einem zweiten Antigenkontakt ein kleiner Anteil an B-Zellen erneut rekrutiert werde. Diese würden reaktiviert und weiter verbessert. Besonders gut funktioniere dies, wenn die Impfungen am selben Injektionsort gesetzt werden. Wichtig sei dieser Effekt vor allem bei für eine heterologe Booster-Impfung wie zum Beispiel bei zwei Stämmen des Influenzavirus oder in Analogie der bisherige Covid-19-Impfstoff versus zum Beispiel einem Omikron-angepassten Impfstoff. »Kreuzreagierende Antikörper gegen beide Impfantigene bekommt man praktisch nur bei Impfung am gleichen Ort«, sagte Winkler.

Die bei Mäusen gewonnenen Erkenntnisse könnten auch auf den Menschen übertragbar sein. »Allerdings muss relativiert werden: Bei den allermeisten Menschen wird wohl in der Regel sowieso in denselben Arm geimpft, allein um die Beeinträchtigung des bevorzugten Arms zu vermeiden.«

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