Impfungen in Corona-Krise nicht vernachlässigen |
Grundsätzlich spricht sich die STIKO dafür aus, altersentsprechend alle von der STIKO empfohlenen Impfungen durchzuführen. / Foto: Shutterstock/Oksana Kuzmina
Die Coronavirus-Pandemie sollte keinesfalls zu zusätzlichen Impflücken führen, mit der Gefahr von Ausbrüchen impfpräventabler Erkrankungen, betont die STIKO in einer Stellungnahme im aktuellen Epidemiologischen Bulletin (Nr. 18/2020). Routineimpfungen sollten daher weiter vorgenommen werden und sind nur dann zu verschieben, wenn der Impfwillige akut schwer erkrankt ist. Das Risiko für eine Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus erhöhen Impfungen nicht. Die STIKO betont, dass es keine Hinweise darauf gebe, dass »die Auseinandersetzung des Immunsystems mit SARS-CoV-2 durch eine in zeitlicher Nähe verabreichte Impfung negativ beeinflusst wird«.
Grundsätzlich spricht sich die STIKO dafür aus, altersentsprechend alle von der STIKO empfohlenen Impfungen durchzuführen. Vor allem die Grundimmunisierung der Kinder im ersten und zweiten Lebensjahr sollten »zeitgerecht begonnen (ab acht Wochen) und möglichst rechtzeitig (mit 15 Monaten) beendet werden«. Das schließt die 6-fach-Impfung gegen Tetanus, Poliomyelitis, Diphtherie, Hepatitis B, Pertussis und Haemophilus influenzae Typ b, die Impfung gegen Pneumokokken und die gegen Masern-Mumps-Röteln ein. Beim Thema Auffrischungsimpfungen äußern sich die Impfexperten der STIKO etwas vorsichtiger: Bei diesen könne es sinnvoll sein, »falls sie mit einem breiten Zeitfenster empfohlen werden, erst bei einem geringeren Pandemiegeschehen vorzunehmen«. Schließlich sei die Kontaktreduktion eine der wichtigsten Maßnahmen zur Bekämpfung der Coronarvirus-Pandemie.
Der Appell der STIKO, trotz SARS-CoV-2 eine konsequente Impfstrategien zu verfolgen, kommt nicht von ungefähr. So teilt der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) mit, dass derzeit viele Kinder offenbar selbst die von der STIKO empfohlenen Impfungen nicht erhalten oder mit gravierenden Beschwerden erst zu spät zum Arzt kommen – aus Sorge der Eltern vor einer Ansteckung mit Covid-19. Der Verband befürchtet, dass durch versäumte Impfungen Krankheiten wieder auftreten könnten Zudem fehle durch sinkende Impfraten die Gruppenimmunität.
Der BVKJ erinnert auch an eine möglichst abgeschlossene Masern-Immunisierung. Diese werde dann relevant, wenn Kindertagesstätten und Schulen wieder öffnen. Nach dem Masernschutzgesetz, das zum 1. März 2020 in Kraft getreten ist, müssen alle Kinder ab einem Jahr beim Eintritt in den Kindergarten oder die Schule die von der STIKO empfohlenen Masern-Impfungen vorweisen. Gleiches gilt für Personen, die in Gemeinschaftseinrichtungen oder medizinischen Einrichtungen tätig sind wie Erzieher, Lehrer, Tagespflegepersonen und medizinisches Personal (soweit diese Personen nach 1970 geboren sind).
Neben den Säuglingen und Kleinkindern sind es Senioren ab 60 Jahre, Immunsupprimierte und Personen mit anderen gesundheitlichen Risikofaktoren, denen Indikationsimpfungen zustehen. Dazu schreibt die Nationale Lenkungsgruppe Impfen im April 2020: »Da gerade ältere Personen über 60 Jahre beziehungsweise Personen mit schweren Vorerkrankungen in der aktuellen Coronavirus-Pandemie unter Risiko für einen schweren Verlauf stehen, ist der für diese Personengruppe empfohlene STIKO-Impfschutz im Fokus. Dieser schützt zwar nicht vor Covid-19 selbst, minimiert aber die Gefahr von Doppelinfektionen.« Die altersbedingte Impfempfehlung umfasst den Schutz vor Pneumokokken, Pertussis (in Kombination mit der Impfung gegen Tetanus und Diphtherie), Herpes zoster und die jährliche Influenza-Impfung.
Auch zu zeitlichen Abständen zwischen Impfung und einer möglichen Covid-19-Infektion äußert sich die STIKO. Anstehende Impfungen bei Covid-19-Patienten sollten laut STIKO erst nach deren vollständiger Genesung und frühestens vier Wochen nach dem letzten positiven PCR-Befund erfolgen. Kontaktpersonen könnten, wenn sie keine Symptome zeigen, 14 Tage nach dem letzten potenziell infektiösen Kontakt geimpft werden. Sollte bei einer Kontaktperson eine Covid-19-Infektion nachgewiesen worden sein und diese asymptomatisch verlaufen, sollte der Arzt frühestens vier Wochen nach dem positiven PCR-Befund impfen.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.