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Bluthochdruck

Der Weg nach unten

22.01.2018  12:06 Uhr

Von Clara Wildenrath / Der Blutdruck gewährleistet, dass der Körper in jeder Lebens­lage optimal mit Sauerstoff und Energie versorgt wird. Bei vielen Menschen schießt er jedoch über das Ziel hinaus. Das lässt sich allerdings über ­verschiedene Lebensstilfak­­toren beein­flussen.

Vor Ärger platzt uns sprichwörtlich der Kragen; Angst lässt uns das Herz bis zum Halse schlagen und Aufregung Adrenalin in die Adern schießen: Psychische Erregung und Stress treiben den Blutdruck in die Höhe, ebenso körperliche Anstrengung. In Ruhephasen und während des Schlafs sinkt er dagegen ab. Der Blutdruck ist keine konstante Größe, sondern­ im Verlauf eines Tages erheb­lichen Schwankungen unterworfen. Angepasst an die jeweiligen Umstände sorgt er dafür, dass der Blutkreislauf – und damit die Sauerstoffversorgung – im Körper aufrechterhalten wird.

Definition und Klassifikation des Blutdrucks

Kategorie Systolisch Diastolisch
Optimal < 120 und < 80
Normal 120-129 und/oder 80-84
Hochnormal 130-139 und/oder 85-89
leichte Hypertonie (Grad 1) 140-159 und/oder 90-99
mittelschwere Hypertonie (Grad 2) 160-179 und/oder 100-109
starke Hypertonie (Grad 3) ≥ 180 und/oder ≥ 110
Isolierte systolische Hypertonie ≥ 140 und < 90

Quellen: Deutsche Hochdruckliga, Deutsche Hypertonie Gesellschaft

Mit wieviel Druck das Blut durch die Adern getrieben wird, bestimmt zum einen­ die Blutmenge, die das Herz pro Minute ausstößt. Das sogenannte Herzzeitvolumen beträgt in Ruhe bei einem gesunden Erwachsenen etwa 4 bis 5 Liter. Unter Belastung, wenn die Herz­frequenz und die Schlagkraft steigen, kann es bis auf das Sechsfache oder mehr anwachsen. Darüber hinaus hängt der Blutdruck vom Querschnitt der Ge­fäße ab: Je größer deren Durchmesser, desto niedriger ist der Druck. Deshalb ist er in der Aorta direkt am Herz am größten und in den feinverzweigten Ka­pillaren mit ihrem Gesamtquerschnitt von etwa 4500 cm2 am geringsten.

Als normal gilt ein arterieller Blutdruck von etwa 120 zu 80 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule) im Tagesmittel. Der erste Wert gibt dabei den systolischen Druck an: Er wird gemessen, wenn sich das Herz zusammenzieht und das Blut aus der linken Hauptkammer in die Aorta pumpt. Zu diesem Zeitpunkt ist der Blutdruck am höchsten. Nach der Systole erschlafft der Herzmuskel und der Druck in den Gefäßen lässt nach. Dieser diastolische Wert wird durch die zweite Zahl wiedergegeben.

Komplexe Steuerung

Für die kurzfristige Regulierung des Blutdrucks ist das vegetative Nervensystem zuständig. In der Aorta, den Halsschlagadern und anderen großen Arterien sitzen druckempfindliche Sinnes­zellen, die Barorezeptoren. Sie melden an das Kreislaufzentrum im Hirnstamm, wie stark sich die Gefäßwand ausdehnt. Bei einem Blutdruck­abfall wird der Sympathikus aktiviert, der das Herzzeitvolumen erhöht und die kleinen Blutgefäße verengt. Als Signal­überträger fungiert dabei der Neurotransmitter Noradrenalin. Der Ge­gen­spieler des Sympathikus ist der Parasympathikus. Er stimuliert über seinen Botenstoff Acetylcholin die Produktion von Stickstoffmonoxid (NO) in der Gefäß­wand, welches die Adern erweitert und dadurch den Blutdruck senkt. Diese neuronalen Mechanismen greifen innerhalb von Sekundenbruchteilen.

Längerfristige Veränderungen des Blutdrucks werden über Hormone gesteuert – vor allem über das sogenannte Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS). Sinkt der Blutdruck, so schütten die hormonproduzierenden Anteile der Nieren Renin aus. Dieses wiederum setzt über eine Enzymkaskade die Produktion von Angiotensin II in Gang. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Angiotensin-Conver­t­ing-Enzym ACE, das die Umwandlung von Angiotensin I in das physio­logisch wirksame Angiotensin II an­treibt. Angiotensin II bewirkt eine Verengung der kleinen Blutgefäße und erhöht dadurch den Blutdruck. Außerdem stimuliert es in der Nebennierenrinde die Freisetzung von Aldosteron, welches die Aufnahme von Natrium und Wasser ins Blut fördert und dadurch das Blutvolumen erhöht. Auch andere Botenstoffe, zum Beispiel Schilddrüsenhormone, Insulin­, Cortisol oder Adrenalin, können den Blutdruck beeinflussen.

Ein gut regulierter Blutdruck ist für die optimale Sauerstoff- und Energieversorgung der Organe unerlässlich. Durch körperliche Anstrengung oder seelische Erregung kann der systolische Blutdruck kurzfristig auf etwa 160 mmHg ansteigen. Im Liegen ist er geringer, weil das Blut im Körper keinen großen Höhenunterschied überwinden muss. Bleibt der Druck in den Gefäßen auch im Ruhezustand erhöht, muss das Herz ständig mit unnötig hoher Anstrengung pumpen. Das schädigt auf Dauer den Herzmuskel, die Gefäß­wände und die Endorgane. Ein zu niedriger Blutdruck ist dagegen in erster Linie­ lästig, weil er oft mit Schwindel, Müdigkeit und Kreislaufproblemen verbunden ist – medizinisch gilt er als eher harmlos.

Von arterieller Hypertonie oder Bluthochdruck sprechen Ärzte, wenn der Blutdruck bei wiederholten Messungen an unterschiedlichen Tagen über 140 mmHg systolisch und/ oder 90 mmHg diastolisch liegt. Das ist laut einer Studie des Robert-Koch-Instituts (RKI) in Deutschland bei etwa jedem dritten Erwachsenen der Fall, also bei rund 20 Millionen Menschen. Mit zunehmendem Alter steigt der Blutdruck in der Regel, da die Elastizität der Ge­fäße­ abnimmt: Bei den über 70-­Jährigen haben drei von vier Menschen eine Hypertonie.

Neue Grenzwerte

In den USA wurden die Grenzwerte für Bluthochdruck Ende 2017 nach unten korrigiert: Hier gelten Menschen mit Werten über 130/80 mmHg bereits als Hypertoniker. Nach der neuen Definition leidet fast jeder zweite US-Bürger unter Bluthochdruck. Die aktuellen Leitlinien tragen damit den Erkenntnissen aus zahlreichen Studien Rechnung, dass das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen schon ab einem systolischen Druck von 130 mmHg deutlich steigt. Für Ärzte und Patienten sollen die schärferen Grenzwerte ein Warnsignal sein, früher etwas gegen erhöhten Blutdruck zu unter­nehmen. Die Deutsche Hochdruckliga hält in ihren aktuellen Empfehlungen dagegen am Zielwert von 140/90 fest.

Folgeerkrankungen

Bluthochdruck ist einer der bedeutendsten Risikofaktoren für Arteriosklerose: Bei diesen auch als Gefäßverkalkung bezeichneten Veränderungen der Arterien sammeln sich Fettablagerungen an den inneren Wandschichten an. Das führt zu Entzündungen, verengt die Gefäße und reduziert ihre Elastizität und Anpassungsfähigkeit (endotheliale Dysfunktion). Dadurch kann die Durchblutung wichtiger Organe so vermindert werden, dass sie dauerhaften Schaden nehmen. Mögliche Folgen sind zum Beispiel ein Herzinfarkt, ein Schlaganfall aufgrund einer Minderdurchblutung des Gehirns (ischämisch), Nierenfunktionseinschränkungen oder Durchblutungsstörungen der Beine (»Schaufensterkrankheit« oder periphere arterielle Verschlusskrankheit, pAVK). So haben Hypertoniker im Vergleich­ zu Menschen mit normalem Blutdruck durchschnittlich ein siebenfach höheres Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, und ein dreifach höheres Risiko­ für einen Herzinfarkt. Zusätzliche Erkrankungen wie eine Fettstoff­wechselstörung oder Diabetes lassen die Gefahr noch weiter steigen.

Auch das Filtersystem der Nieren leidet­ unter den arteriosklerotischen Veränderungen. Das führt zu Störungen des Flüssigkeitshaushalts, zur verstärkten Ausscheidung von Proteinen mit dem Urin und zur Anhäufung von Stoffwechselabbauprodukten im Körper. Besonders tückisch: Die verminderte Durchblutung der Nieren beeinträchtigt nicht nur deren Funktion, sondern aktiviert gleichzeitig über das RAAS die Ausschüttung von blutdrucksteigernden Hormonen – ein Teufelskreis.

Muss das Herz immer mit Höchstleistung pumpen, kann sich seine Muskel­wand mit der Zeit verdicken. Mediziner sprechen dann von einer Herzmuskelhypertrophie. Sie kann in eine chronische Herzschwäche (Herz­insuffizienz) münden, da die Blutversorgung des Herzmuskels mit zunehmender Wanddicke nicht mehr ausreichend gewährleistet ist. Eine mögliche Folge ist der Lungenhochdruck: ein Rückstau des Bluts im Lungenkreislauf und eine Druckerhöhung in den Lungen­arterien, die vor allem bei Be­lastung auftritt. Für die Augen ist ein dauerhaft erhöhter Blutdruck ebenfalls problematisch: Hier drohen Netzhautschäden, die das Sehvermögen be­einträchtigen können.

Primär oder sekundär?

Eine der Hochdruckerkrankung zugrundeliegende Ursache können Mediziner nur in etwa 10 Prozent der Fälle ausmachen. Oft liegt eine Funktionsstörung der Nieren vor, die durch das Zurückhalten von Natrium im Blut und die Aktivierung des RAAS den Blutdruck steigert. Manchmal findet sich ein Tumor in hormonproduzierendem Gewebe, der zum Beispiel die Ausschüttung von Cortisol oder Aldosteron fördert. Auch eine Schilddrüsenüberfunktion oder die Einnahme bestimm­ter Medikamente (hormo­nelle Kontrazeptiva, Glucocorticoide, Antirheumatika) kann zu einer Blutdruckerhöhung beitragen.

Gene und Lebensstil

Die überwiegende Zahl der Patienten leidet jedoch an einer primären oder essenziellen­ Hypertonie, bei der keine Grunderkrankung festzustellen ist. Wissen­schaftler gehen davon aus, dass sie durch das Zusammenwirken von einer­ erblichen Veranlagung mit verschiedenen Risikofaktoren entsteht. Etwa 30 bis 40 Prozent, so schätzen sie, machen die Gene aus, der Rest wird durch Umwelteinflüsse und den Lebensstil bestimmt. Zu den bekannten Risikofaktoren gehören vor allem Übergewicht, hohe Kochsalzzufuhr, über­mäßiger Alkoholkonsum, Bewegungsmangel und Stress. Diabetes und Fettstoffwechselstörungen erhöhen eben­falls das Risiko für Bluthochdruck. Nachgewiesen ist auch, dass bei Menschen­ mit Schlafapnoe – Atem­unterbrechungen mit Sauerstoffmangel im Schlaf –, häufig gleichzeitig eine Hyper­tonie vorliegt. Über einen kau­salen Zusammenhang wird aber noch spekuliert. Rauchen gilt dagegen als ein unabhängiger Begleitfaktor, der zwar der Arteriosklerose Vorschub leistet, aber nicht ursächlich an der Entstehung des Bluthochdrucks beteiligt ist.

Die Hypertonie selbst bleibt oft lange­ Zeit unbemerkt, weil sie selten zu Beschwerden führt. Mögliche Symptome, hinter denen ein erhöhter Blutdruck stecken kann, sind Kopfschmerzen, Schwindel, Nasenbluten oder Ohren­sausen. Meist äußert sich die Hypertonie erst durch ihre Folgen: Kurz­atmigkeit, Luftnot, Schmerzen in der Brust, Sehstörungen oder gar ein Herzinfarkt oder Schlaganfall sind Zeichen für hochdruckbedingte Herz- und Kreislaufschäden. Die Gefahr, dass es zu Folge­erkrankungen kommt, wächst umso stärker, je höher der Blutdruck ist und je mehr persönliche Risiko- und Begleitfaktoren vorliegen. Auch Alter, Geschlecht, Cholesterolspiegel und Glucose­toleranz spielen eine Rolle. Studien belegen: Sinkt der systolische Blutdruck bei Hypertonikern um 10 mmHg, verringert sich das Risiko für einen Herzinfarkt um ein Fünftel, für einen Schlaganfall oder Herzversagen um ein Viertel und das Sterberisiko um 13 Prozent.

Gewicht reduzieren

Zum Glück lässt sich der Blutdruck durch den Lebensstil beeinflussen. Mehr als eine eventuell vorhan­dene genetische Veranlagung trägt das individuelle Verhalten dazu bei, ob sich eine Hypertonie entwickelt oder ob sich erhöhte Werte ohne Medikamente wieder senken lassen. Als effektivste Maßnahme hat sich die Gewichtsabnahme bei übergewichtigen Menschen erwiesen: Pro abgespecktes Kilogramm geht der Blutdruck um 0,5 bis 1 mmHg herunter. Eine Gewichts­reduktion von 5 bis 10 Prozent verringert das Herz-Kreislauf-Risiko um bis zu 40 Prozent. Die Umstellung auf eine obst- und gemüsereiche, fettarme Kost bewirkte in Studien eine Blutdrucksenkung um durchschnittlich 11 mmHg systolisch und 6 mmHg diastolisch. Günstig sind insbesondere ein geringer Fleischkonsum und die Verwendung von hochwertigen Pflanzenölen statt Butter und anderen tierischen Fetten.

Etwa die Hälfte der Hypertoniker ist salzsensitiv – reagiert also auf kochsalzreiches Essen mit einer Blutdruckerhöhung. Bei ihnen lässt sich durch eine Verringerung des Kochsalzkonsums eine erhebliche Verbesserung der Werte­ erreichen. Experten der Deutschen Hochdruckliga und der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfehlen daher generell eine Zufuhr von höchstens 4 bis 6 g pro Tag. Von den durchschnittlich in Deutschland konsumierten 8 bis 10 g herunter­zukommen, ist nicht ganz einfach. Denn Brot, Wurst, Käse und Fertiggerichte enthalten meistens sehr viel Salz. Wer auf seinen Salzkonsum achtet, bereitet seine Mahlzeiten daher am besten mit unverarbeiteten Zutaten selbst zu und würzt mit frischen Kräutern statt mit Salz oder Fertigmischungen. Vorteilhaft für den Blutdruck ist darüber hinaus der Verzehr von kaliumreichen Lebens­mitteln wie Bananen, Nüsse, grünes Gemüse, Kartoffeln und Vollkornprodukte.

Ausdauer trainieren

Auch körperliche Bewegung ist eine wichtige Säule der Hochdrucktherapie. Davon profitieren vor allem Hypertoniker, die sich bisher zu wenig bewegt haben. Besonders geeignet sind Ausdauersportarten wie Fahrradfahren, Schwimmen, Laufen, Walken oder Skilang­lauf: Sie erhöhen die Belastbarkeit des Herz-Kreislauf-Systems und verursachen keine gefährlichen Blutdruckspitzen durch kurzfristige Höchstleistungen. Kraftsport ist für Hyper­toniker dagegen nicht empfehlenswert. Regelmäßiges Ausdauertraining – am besten mindestens dreimal wöchent­lich für 30 bis 45 Minuten – senkt den Be­lastungsblutdruck um bis zu 20 mmHg, wie Studien belegen.

Wenig Alkohol

Alkohol ist auch für Hochdruck­kranke in geringen Mengen erlaubt. Was täglich über 10 g Alkohol bei Frauen (entspricht einem kleinen Glas Wein oder einem Viertelliter Bier) beziehungsweise 20 g bei Männern hinausgeht, wirkt jedoch blutdrucksteigernd. Chronischer Alkoholmissbrauch verursacht in vielen Fällen eine dauerhafte Hypertonie. Bei diesen Patienten führt oft schon eine Reduktion des Konsums zur Normalisierung des Blutdrucks.

Anhaltender psychischer Stress ist bei jedem fünften Betroffenen ein wichtiger Auslöser der Hypertonie. Grund ist die Aktivierung des Sympathikus und des RAAS, wodurch das Herzminutenvolumen und der Gefäßwiderstand steigen. Wer regelmäßige Entspannungsphasen in seinen Alltag einbaut, hilft seinem Körper »Dampf abzulassen« und Stressphasen besser zu verarbeiten. Dabei helfen können zum Beispiel Meditation, Yoga oder progressive Muskelentspannung.

Reichen die Lebensstilveränderungen nicht aus, um den Blutdruck auf Normal­werte zu senken, empfehlen ak­tuelle Leitlinien eine zusätzliche pharmakologische Therapie. Dazu stehen mehrere Medikamentenklassen zur Verfügung, die auf unterschiedliche Weise wirken. Betablocker (wie Meto­prolol) senken den Puls, während Diuretika (wie Hydrochlorothiazid) durch ihre entwässernde Wirkung das Blutvolumen verringern. Calciumantagonisten wie Verapamil oder Nifedipin reduzieren über eine Hemmung des Calciumionen-Einstroms in die Muskelzellen den Gefäßwiderstand. ACE-Hemmer (wie Enalapril) und AT1-Rezeptorblocker (zum Beispiel Losartan) mindern die Konzentration des blutgefäßverengenden Hormons Angiotensin. Welche Wirkstoffe der Arzt einsetzt, hängt von den weiteren Risikofaktoren und Begleiterkrankungen ab. Bleibt der Blutdruck unter einer Monotherapie erhöht, kann der Wechsel zu einer anderen Substanz, eine Dosissteigerung oder eine Kombination mehrerer Wirkstoffe helfen.

Verschiedene Zielwerte

Als Ziel für die medikamentöse Blutdruckeinstellung gilt in der Regel ein Wert unter 140/90 mmHg. Lediglich für Diabetiker empfehlen die aktuellen Leitlinien einen diastolischen Druck unter 85 und für Patienten mit Niereninsuffizienz einen systolischen Druck unter 130 mmHg.

Die Deutsche Hochdruckliga spricht sich in ihrer neuesten Stellungnahme darüber hinaus für einen systolischen Zielblutdruck von 135 mmHg bei Patienten mit einem hohen kardiovaskulären Risiko aus, also beispielsweise nach einem Herzinfarkt. Bei älteren, gebrechlichen Menschen sollten die Zielwerte an die individuelle Verträglichkeit angepasst werden, bei über 80-Jährigen reicht generell die Einstellung auf Werte zwischen 140 und 150 mmHg.

Entscheidend für den Therapieerfolg ist die regelmäßige Einnahme der Me­dikamente – auch wenn zeitweise gute Blutdruckwerte dazu verführen, die Tabletten vorübergehend wegzulassen. Mangelnde Adhärenz ist der Hauptgrund dafür, dass bis zu 60 Prozent der Hyper­toniker den Zielblutdruck von 140/90 mmHg nicht erreichen. Parallel dazu sollte der Patient auch weiterhin auf eine gesunde Ernährung und viel Bewegung achten. In vielen Fällen lassen sich dadurch Arzneimittel einsparen.

Weitere Optionen

Bei bis zu einem Zehntel der Patienten ist trotz guter Therapietreue und der Kombination mehrerer Wirk­stoffe keine ausreichende Blutdrucksenkung erreichbar (resistente Hypertonie). In diesen Fällen raten die Leitlinien zum Einsatz von Mineral­ocorticoid-Rezeptor­anta­gonisten (zum Beispiel Spironolacton), dem kalium­­sparenden Diuretikum Amilorid oder dem Alpha-1-Blocker Doxazosin. Relativ neu und bisher schweren Fällen vorbehalten sind darüber hinaus zwei operative Verfahren. Bei der seit 2010 eingesetzten renalen Denervation werden Sympathikus-Nervenfasern an den Nieren verödet. Allerdings konnte dieser Eingriff seine Wirk­samkeit in Studien­ bisher nicht überzeugend unter Beweis stellen. Die sogenannte Barore­­flex-Stimulation funk­tioniert über einen Schrittmacher an der Halsschlagader, der den Sollwert der Blutdruck-Sinneszellen verstellt. Dadurch ließ sich in Stu­dien eine Blutdrucksenkung um bis zu 50 mmHg systolisch und 30 mmHg diastolisch erzielen. Über die lang­fristigen Folgen der seit 2005 verfügbaren Therapie­option ist jedoch noch wenig bekannt. /

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