Hilfe beim Hangover |
13.02.2017 10:08 Uhr |
Von Maria Pues / Wer in Zeitschriften oder im Internet nach Tipps gegen den Kater nach der Party sucht, findet zahlreiche Ratschläge. Teilweise empfehlen diese aber Gegenteiliges. Was hilft nun wirklich?
Ein »Konter- oder Katerbier« am nächsten Morgen oder besser nicht? Eine Kopfschmerztablette oder besser doch keine? Ein deftiges Katerfrühstück oder den rebellierenden Magen besser nicht belasten? Um diese und weitere Fragen zu beantworten, hilft – wie bei anderen Kopfschmerzarten auch – ein Blick auf die Ursachen der Beschwerden. Und natürlich auf die Symptome selbst, denn ein Kater äußert sich nicht bei allen Betroffenen gleich.
Abbau in der Leber
Hauptverursacher der Beschwerden sind Alkohol-Abbauprodukte, aber auch der mit dem Alkoholgenuss einhergehende Flüssigkeits- und Mineralstoffverlust. Nach einer feuchtfröhlichen Feier schnell wieder nüchtern und klar im Kopf zu werden, ist dabei ein ebenso häufiger wie leider bisher unerfüllbarer Wunsch. So erfolgt der Abbau des Alkohols zum weitaus größten Teil in der Leber, vor allem durch das Enzym Alkoholdehydrogenase (ADH). Nur ein geringer Teil wird über die Lunge abgeatmet, über die Nieren direkt ausgeschieden oder durch andere Enzyme abgebaut.
Rollmops gilt als Katerfrühstück Nummer 1. Nicht zu unrecht, enthält er doch viele der dann dringend benötigten Mineralstoffe.
Foto: iStock/bonchan
Beim enzymatischen Abbau durch ADH entsteht zunächst Acetaldehyd und später durch die Aldehyddehydrogenase (ALDH) Acetat. Wichtig ist: Der Abbau erfolgt nach einer Kinetik nullter Ordnung. Das heißt: Es dauert so lange, wie es dauert, daran ändern auch Kaffee, ein Konterbier und eine kalte Dusche nichts. Das Enzym arbeitet auch nicht schneller, wenn Alkohol rasch und/oder reichlich zugeführt wird. Es baut durchschnittlich 0,1 Promille (bei Frauen) bis 0,2 Promille (bei Männern) pro Stunde ab. Aber es gibt auch Ausnahmen – Personengruppen, bei denen die ADH nicht im durchschnittlichen Ausmaß aktiv ist. Betroffene benötigen oft nur sehr geringe Alkoholmengen für einen kräftigen Schwips. Zum Beispiel trifft das auf viele Menschen in Asien zu. Nicht richtig ist allerdings der Umkehrschluss: dass Menschen, die sich nach Alkoholgenuss nicht beschwipst fühlen, auch über eine besonders aktive ADH verfügen. Hier handelt es sich häufig um eine wenig rühmliche, oft jahrelange Gewöhnung. Wer regelmäßig Alkohol konsumiert, spürt dessen Wirkungen immer weniger. Misst man jedoch den Blutalkoholspiegel, finden sich ebenfalls hohe Konzentrationen.
Katerfolgen vorbeugen
Will man Katerfolgen vorbeugen, bedeutet dies: Rechtzeitig aufhören, Hochprozentiges zu trinken und auf Alkoholfreies umsteigen, dann ist man am nächsten Morgen schneller wieder fit. Wer früh genug zu Mineralwasser wechselt, gleicht außerdem sein Flüssigkeits- und Mineralstoffdefizit aus. Dieses entsteht, da Alkohol die Nierentätigkeit anregt.
Manchem erscheint Mineralwasser jedoch allzu asketisch, oder er möchte nicht als Spaßbremse gelten. Als Tarnung« hat sich Apfelsaftschorle gut bewährt, denn auf den ersten Blick fällt kaum auf, dass es sich bei dem Getränk nicht um ein Bier handelt. Das Sportlergetränk enthält außerdem verschiedene Mineralien wie Kalium und Natrium. Auch zwischendurch ein Mineralwasser oder eine Saftschorle kann einem Kater vorbeugen. Als nicht geeignete Anti-Kater-Methode erweist sich damit das Konterbier am nächsten Morgen, denn es führt nur zu weiteren Alkoholabbauprodukten und letztlich zu einer Verlängerung der Katersymptome.
Fördernde Effekte
Ein Kater entwickelt seine Größe unter anderem danach, wie viel Alkohol jemand verträgt und wie viel er tatsächlich getrunken hat. Aber auch Begleitstoffe und -umstände können eine Rolle spielen. So enthalten manche alkoholischen Getränke Fuselöle, die zu einem heftigen Schädelbrummen führen können. In alkoholischen Getränken können außerdem geringe Mengen Methanol enthalten sein, die – durch dieselben Enzyme wie Ethanol – zu Formaldehyd und Ameisensäure abgebaut werden.
Kopfschmerzen und Magenreizungen können Kater-Geplagte medikamentös lindern. Der Entgiftungsprozess der Leber lässt sich allerdings nicht beschleunigen.
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Aber auch das Mischen verschiedener alkoholischer Getränke kann den Kater-fördernden Effekt verstärken. Zu einem schnelleren Anfluten des Alkohols – aber nicht zu einem beschleunigten Abbau – kann es zudem kommen, wenn man auf nüchternen Magen trinkt, denn der direkte Kontakt mit den Schleimhäuten in Magen und Darm bewirkt eine schnelle Resorption. Eine gute Grundlage (fettiges, reichhaltiges Essen) kann dem vorbeugen, ebenso dieser Grundsatz: mit Genuss trinken, nicht mit Gier.
Folgen abmildern
Auch wenn der Alkohol den Körper meist langsamer wieder verlässt als er hineingekommen ist: Seine Folgen lassen sich dennoch lindern. Den Nachdurst zu stillen, fällt zuweilen jenen schwer, die Übelkeit und/oder Erbrechen plagt. Hier kann es helfen, kohlensäurefreie und nicht zu kalte Getränke zu wählen und diese langsam und schluckweise zu trinken. Wer am Abend praktisch ausschließlich Alkohol getrunken hat und davon reichlich, sollte spätestens jetzt seinen Flüssigkeits- und Mineralhaushalt wieder in Ordnung bringen: mit ausreichend Mineralwasser, Saftschorle und gegebenenfalls einem Mineralstoff-Präparat.
Gegen die Kopfschmerzen können PTA und Apotheker ein Analgetikum empfehlen. Ibuprofen hat sich hierbei oft als gute Wahl erwiesen, denn es besitzt nicht die potenziell lebertoxische Wirkung von Paracetamol und nicht die magenreizende Wirkung der Acetylsalicylsäure (ASS). Wer nach Alkoholgenuss mit einem gereizten Magen reagiert, kann diese Beschwerden mit einem Antacidum lindern, zum Beispiel Algedrat und Magnesiumhydroxid (wie in Maaloxan®), Calcium- und Magnesiumcarbonat (wie in Rennie®), Hydrotalcid (wie in Talcid® ) oder Magaldrat (wie in Riopan® ). Um sich insgesamt besser zu fühlen, helfen häufig ausreichend Schlaf, eine wohltuende Dusche und ein Spaziergang an der frischen Luft. Wichtig dabei zu wissen und besonders vor dem Autofahren zu beachten: Auch wenn man sich wieder besser fühlt, baut sich der Alkohol nicht schneller ab. /
Quelle: Slutske, Piasecki & Hunt-Carter, 2003, zitiert nach Haas, Feick, Singer, Katersymptome, in: Sucht, 2006)