MEDIZIN UND ERNÄHRUNG
Hautpflege
Die Spuren des Alters abmildern
Von Ingrid Ewering / Auch die Haut bleibt vom Altern nicht verschont. Mit den Jahren verändert sich das größte Organ des Menschen merklich. Gute Pflege kann die Faltenentstehung nicht verhindern; jedoch das eigene Wohlbefinden stärken. Gepflegte Haut ist vor allem widerstandsfähiger, sie erkrankt seltener. Doch welche Produkte sind geeignet?
Die Oberhaut (Epidermis) ist nach außen durch die abgestorbenen Zellen der Hornhaut abgegrenzt. Die Hornhautzellen werden in der darunter liegenden Keimschicht gebildet, schieben sich innerhalb von 30 Tagen nach oben und sterben dabei ab. Mit steigendem Lebensalter wird die Hornhaut von unten langsamer ersetzt. Keratin ist die faserartige Hornsubstanz der Oberhaut. Sie erfüllt gleichzeitig hautfestigende und wasserabweisende Funktionen. Auch viele kosmetische sogenannte Repairprodukte enthalten Keratin. In Konzentrationen von 1 bis 3 Prozent soll es die Haut glätten.
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![]() Foto: Fotolia/Picture-Factory |
Die unter der Epidermis liegende Lederhaut (Corium) ist reich an Kollagenfasern, Bindegewebszellen sowie Abwehrzellen. Kollagen, ein als »Anti-Aging« beworbener Inhaltsstoff vieler Kosmetika, sorgt mit anderen Zellen für die Elastizität der Haut. Aufgrund ihres Wasserbindungsvermögens reguliert diese Hautschicht die Hautspannung. Doch nur durch ausreichende Flüssigkeitszufuhr kann die Haut Wasser binden. Daher darf in der Beratung zur Hautpflege nie der Hinweis fehlen, ausreichend zu trinken. Auch die teuerste Creme kann lediglich die Hautfeuchte der Epidermis erhöhen.
Als sehr unschön empfinden die meisten älteren Menschen die sogenannten Altersflecken. Wenn die Melanozyten an manchen Hautstellen zu viele Farbpigmente bilden, entsteht plötzlich ein dunkler Fleck im Gesicht oder auf den Händen. Insbesondere Menschen, die ausgiebige Sonnenbäder genossen haben, leiden darunter. Die konsequente Anwendung von Sonnenschutzmitteln wirkt vorbeugend, unabhängig vom Alter! Sunblocker sind nicht empfehlenswert, da sie die lichtabhängige Vitamin-D-Bildung der Haut verhindern.
Mit dem Älterwerden nimmt außerdem die Funktionsfähigkeit der Schweiß- und Talgdrüsen ab. Die Absonderungen der beiden Drüsen bilden zusammen die so wichtige Hydro-Lipidschicht, auch als Säureschutzmantel bezeichnet. Talg fettet die Haut und Schweißbestandteile halten den pH-Wert im leicht sauren Bereich zwischen 4 bis 6, in dem pathogene Keime beseitigt werden. Harnstoff und Milchsäure regulieren zusätzlich die Hautfeuchte. Sie sind als Natural Moisturizing Faktor (NFM) in vielen Pflegeprodukten enthalten.
Sinnvolle Reinigung
Alkalische Seifen stören den Säureschutzmantel und emulgieren die Hautfette. Daher sollten PTA oder Apotheker synthetische Detergentien mit einem leicht sauren pH-Wert empfehlen. Die Auswahl der Syndets richtet sich nach den Wünschen des Kunden. Feste Produkte benötigen keine Konservierungsstoffe und sind oft außerdem frei von Farb- sowie Geruchstoffen.
Das Waschwasser sollte körperwarm sein. Das ist sicher leicht umsetzbar für die Hände- oder Gesichtsreinigung. Duschwasser oder sogar Badewasser mit lediglich 35 °C bis 38 °C ist zu kalt. Ein wohliges Bad bei höheren Temperaturen belastet allerdings den Kreislauf und sollte nur kurz dauern. Ölbäder reduzieren die gefürchtete Entfettung der Haut. Doch Vorsicht: Der zurückbleibende Fettfilm macht die Badewanne rutschig.
Für die Ganzkörperreinigung ein- bis zweimal pro Woche ist Duschen vorteilhafter als ein Vollbad. Ein Praxistipp: Beim Abspülen eines Haut-pH-neutralen Syndet-Haarshampoos wird der Rumpf mit gereinigt. Lediglich Problemstellen wie Achseln, Füße und Analfalten müssen dann noch gesäubert werden. Waschlappen und Handtücher dürfen nicht zu rau sein. Auch darf dem Waschgang wegen der alkalischen Seifenstruktur kein Weichspüler zugefügt werden.
Fette Öle nie pur auftragen
Häufig wird empfohlen, ältere Haut mit natürlichen reinen Ölen wie Olivenöl, Mandelöl oder Nachtkerzenöl zu pflegen. Die für die Haut wertvolle Linolsäure und Linolensäure sind nicht nur in Fertigarzneimitteln wie Linola® enthalten, sondern ebenfalls im Nachtkerzenöl. Jedoch entziehen alle fetten Öle, die pur aufgetragen werden, der empfindlichen Altershaut die restlichen Fettreserven, sodass sich der Hautzustand noch verschlechtert. Auch die Anwendung von alkoholischen Lösungen zur Förderung der Durchblutung, beispielsweise von Franzbranntwein, schadet der Haut, denn Alkohole machen sie trocken und spröde.
Gut geeignet sind Wasser-Öl-Emulsionen in halbfester oder flüssiger Form. Dabei raten einige Experten dazu, Präparate ohne Mineralölprodukte, tierische Bestandteile sowie Farb-, Duft- und Konservierungsstoffe zu wählen. Vaseline und flüssige Paraffine sollen als Aldehydabspalter krebserzeugend wirken. Tierische Produkte wie Wollwachs oder Bienenwachs sind potenziell allergen. Auf künstliche Zusatzstoffe zur Verbesserung des Geruchs oder Aussehens kann gut verzichtet werden.
O/W-Cremes müssen immer konserviert sein. Mittel der Wahl ist die saure Konservierung mit Sorbinsäure wegen der Stabilisierung des Hydro-Lipidfilm. Neutrale Substanzen zur Konservierung zerstören diesen Film wie die Seifen. Benzalkoniumchlorid ist zusätzlich zelltoxisch; die Parabene zählen zu den Allergenen. Das nicht als Konservierungsmittel deklarierte Propylenglycol reizt die Haut ab einer Konzentration von 20 g auf 100 g Creme.
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![]() Alternative zu sündhaft teuren Kosmetika: Cremes mit fünf bis sechs arzneibuchkonformen Bestandteilen. Foto: Fotolia/magicpitzy |
Viele Menschen bevorzugen nach Dusche oder Vollbad eine dünnflüssige Körperlotion. Hier ist ein W/O-Produkt zu empfehlen, denn die Haut ist nach dem Baden oder Duschen mit Feuchtigkeit gesättigt. Die ölige Außenphase verhindert das zügige Verdunsten und die Haut bleibt länger geschmeidig. Dies ist auch das Wirkprinzip der Ölbäder. Alle Produkte für die Pflege der kindlichen oder atopischen Haut sind auch für ältere Menschen empfehlenswert, denn Kinder und Atopiker leiden wie die Älteren unter Talg- und Schweißmangel.
Menschen mit juckender Haut bevorzugen meist hydrophile Cremes. Wenn die äußere Wasserphase der O/W-Emulsion verdunstet, nimmt die entstandene Kälte den lästigen Juckreiz. Bei Händen und Gesicht reicht ein- bis zweimal tägliches Eincremen nach dem Waschen. Ob dafür eine spezielle Handcreme nötig ist, entscheidet letztlich der Wunsch des Kunden. Dies gilt auch für die Verwendung von Tages- und Nachtcreme. Vielen genügt ein einziges Pflegeprodukt, ein Kosmetikum, eine Basiszubereitung wie Dermatop®, Asche Basis® oder Exipial® oder ein zugelassenes Arzneimittel wie Linola® oder Dermapharm®.
Grundlagen wählen
Sehr empfehlenswert sind Rezepturgrundlagen wegen ihrer überschaubaren Zusammensetzung aus fünf bis sechs arzneibuchkonformen Bestandteilen. Sie bieten Kunden eine kostengünstige Individuallösung, beispielsweise Basiscreme DAC, Hydrophobe Basiscreme DAC, nichtionische hydrophile Creme DAB oder Harnstoff-Cetomacrogolcreme 10 % NRF (11.73.) (Zusammensetzung siehe Kasten auf der Seite 46). Als Indikation für die Lipophile Harnstoff-Creme 5 %/10 % (NRF 11.129.) ist die Behandlung trockener, juckender Altershaut genannt, auch zur Ganzkörperpflege. Ist die Haut allerdings aufgekratzt, brennt sie eventuell nach dem Auftragen.
Inhaltsstoffe studieren
Manche Hersteller bringen ihre Produkte als apothekenexklusive Kosmetikserie in den Handel, andere lassen ihre Pflegeserie als Arzneimittel zu. Viele Präparate zur Hautpflege enthalten Nachtkerzenöl (Oenothera Biennis) beziehungsweise deren ungesättigte Fettsäuren. Teilweise sind feuchtigkeitsbindende Stoffe wie Urea und Glycerin verarbeitet, häufig natürliche Öle wie Erdnuss- und Sonnenblumenöl als Rückfetter. Vitamin A (Retinol) ist mitverantwortlich für das Zellwachstum der Haut. Vitamin E (Tocopherol) übernimmt zwei Aufgaben: Als Antioxidans schützt es die Fette der Creme vor dem Ranzigwerden und beugt als Radikalfänger der lichtbedingten Hautalterung vor. Da die einzelnen Produkte immer ein Vielstoffgemisch zahlreicher Inhaltsstoffe sind, gelingt der Vergleich nur durch das Studium der jeweiligen Zusammensetzung und der Verträglichkeit der einzelnen Bestandteile. /
Auswahl geeigneter Basiszubereitungen
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Beitrag erschienen in Ausgabe 03/2015
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AUSGABE 03/2015
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