Interstitielle Zystitis – selten und komplex |
Wer an einer Interstitiellen Zystitis leidet, muss täglich bis zu 60-mal auf die Toilette. / Foto: Adobe Stock/Asvolas
Ständiger Harndrang, Unterleibskrämpfe, brennende und stechende Schmerzen: Viele überwiegend weibliche Patienten kennen diese Symptome nur zu gut. Sie deuten im ersten Moment auf einen bakteriell bedingten Harnwegsinfekt hin. Kehren die Beschwerden immer wieder zurück, kann eine Interstitielle Zystitis (IC) die Ursache sein. Diese Krankheit stellen Ärzte jedoch oft erst nach Jahren fest. Einer Umfrage unter 270 Betroffenen zufolge dauerte es durchschnittlich neun Jahre, bis sie endlich wussten, woran sie litten.
Bei der IC handelt es sich gemäß der ersten deutschen S2k-Leitlinie zur »Diagnostik und Therapie der Interstitiellen Zystitis (IC/BPS)« um eine »nichtinfektiöse chronische Harnblasenerkrankung, die geprägt ist von Schmerzen, Pollakisurie, Nykturie und imperativem Harndrang in unterschiedlicher Ausprägung und Kombination der Symptome und bei gleichzeitigem Ausschluss differenzialdiagnostischer Erkrankungen«. Die Krankheit kann in allen Altersklassen auftreten, wobei die höchste Prävalenz bei Menschen mittleren Alters liegt. Frauen sind etwa neunmal häufiger als Männer betroffen. Vermutlich liegt eine recht hohe Dunkelziffer vor.
Wie die IC genau entsteht, ist bislang unklar. »Wir haben festgestellt, dass bei den Betroffenen die Schutzschicht der Blasenschleimhaut, die sogenannte GAG-Schicht, geschädigt ist«, so Dr. med. Fabian Queißert, Leiter des Bereiches Neurourologie und des Kontinenzzentrums am Universitätsklinikum Münster gegenüber dem PTA-Forum. »Reizende Substanzen aus dem Urin können durch diese Defekte in die Submukosa und tiefere Schichten der Harnblasenwand eindringen.« Die Schäden schreiten weiter fort, bis irgendwann das gesamte Urothel zerstört ist. Patientinnen und Patienten nehmen das als erhöhte Sensitivität der Harnblase und als Schmerzen wahr.
Neben der Dysfunktion des Urothels scheint auch eine erhöhte Mastzellaktivierung am Krankheitsgeschehen beteiligt zu sein, und auch entzündliche Prozesse spielen eine Rolle.
Der Konsum von Nahrungsmitteln, die Histamin enthalten oder es freisetzen, aber auch von zahlreichen anderen Lebensmitteln wie Zitrusfrüchten, Essig, einigen Gewürzen, Glutamat, künstlichen Süßstoffen oder Zuckeraustauschstoffen kann IC-Beschwerden auftreten und sie verschlimmern. Es gibt Hinweise, dass Calciumglycerophosphat oder Natriumhydrogencarbonat die Symptome bessern können.