Intime Probleme in den Wechseljahren |
Verena Schmidt |
19.04.2022 15:30 Uhr |
Sexuelle Unlust und Scheidentrockenheit bereiten vielen Frauen während der Wechseljahre Probleme. / Foto: Getty Images/Denkou Images
In den Wechseljahren stellen die weiblichen Hormone langsam, aber sicher ihre Dienste ein. Bis zu acht Jahre dauert diese Umstellungsphase während des Klimakteriums. Die Eierstöcke produzieren kontinuierlich weniger Estrogen und Progesteron, bis sich die Hormonproduktion schließlich auf einem Minimum einpendelt. Die Menopause, also die letzte Regelblutung, tritt meist um das 50. bis 53. Lebensjahr herum auf.
Die weiblichen Geschlechtshormone, vor allem Estrogen, regulieren viele Vorgänge im Körper: Sie steuern unter anderem die Menstruationsblutungen, wirken dem Knochenabbau entgegen und stimulieren die Schleimhäute im Unterleib. Viele Wechseljahresbeschwerden lassen sich also durch den Mangel an Estrogen erklären – so auch ein Libidoverlust, unter dem einige Frauen während des Klimakteriums leiden. Mediziner beschreiben das als »Hypoactive Sexual Desire Disorder« (HSDD). Neben einem Estrogen- und Testosteronmangel spielen hierbei oftmals aber auch weitere Faktoren eine Rolle, etwa die Qualität der Beziehung oder eine veränderte Wahrnehmung des eigenen Körpers. Stress und Belastungen können die Unlust zusätzlich verstärken.
Laut der S3-Leitlinie »Peri- und Postmenopause – Diagnostik und Interventionen« kann bei Frauen mit Libidoverlust nach psychosexueller Exploration eine Hormonersatztherapie (HRT) erwogen werden. Ist diese nicht wirksam, kann auch eine Testosterontherapie versucht werden. Allerdings steht aktuell kein Testosteronpräparat in adäquater Dosis für Frauen zur Verfügung, daher müsste dabei auf Magistralrezepturen zurückgegriffen werden.
Prinzipiell lassen sich klimakterische Beschwerden meist gut behandeln. Bei vielen typischen Wechseljahresbeschwerden kann eine (transdermale) Hormonersatztherapie indiziert sein. Sie wirkt besonders gegen Hitzewallungen, Nachtschweiß und Scheidentrockenheit. In der S3-Leitlinie Peri- und Postmenopause wird der Achtsamkeits- und der kognitiven Verhaltenstherapie ebenfalls ein nachgewiesener Nutzen bescheinigt. Bei pflanzlichen Präparaten mit Extrakten aus Traubensilberkerze, Sibirischem Rhabarber, Rotklee, Soja oder Johanniskraut ist laut Leitlinie ein »Nutzen möglich«, die Studienlage ist für eine generelle Empfehlung aber nicht gut genug. Einen Effekt haben die Zubereitungen wohl vor allem bei der Reduktion von Hitzewallungen.
Frauen, die keine HRT oder Testosterontherapie wünschen, können bei leichteren Beschwerden eventuell einen Versuch mit einem Präparat mit Damiana-Extrakt (wie Libiloges®, Remisens®) als Aphrodisiakum wagen. Die Damiana-Pflanze (Turnera diffusa) wächst vor allem in verschiedenen Regionen Mittel- und Südamerikas und wird bei indigenen Völkern schon lange als Aphrodisiakum und Stärkungsmittel eingesetzt. Die Blätter enthalten ätherische Öle, Terpene wie Cineol, Flavonoide, Gerbstoffe und Koffein. Die Inhaltsstoffe sollen die Libido sowohl bei Frauen als auch Männern anregen und die Durchblutung der Geschlechtsorgane fördern. Damianablätter stehen auch als Tee zur Verfügung sowie in Form homöopathischer Zubereitungen. Weitere aphrodisierend wirksame Pflanzenextrakte wie etwa aus der Yohimbe (Pausinystalia johimbe) sind in Deutschland nur noch als homöopathische Zubereitungen erhältlich.