Job wechseln oder bleiben |
Job wechseln oder bleiben? Vor- und Nachteile schriftlich festzuhalten, kann bei der Entscheidung helfen. / Foto: Getty Images/
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Veränderungen, auch positiv besetzte, können Sorgen und Angst auslösen, wenn man fürchtet, die Begleitumstände der neuen Situation nicht bewältigen zu können. Wichtig ist, dass man sich bewusst macht, warum man sich die Veränderung wünscht und auch, welche konkreten Befürchtungen das Zögern auslösen.
Love it, change it or leave it: Liebe es, ändere es oder lass es. Dieser Satz sagt ganz einfach, wie man bei Veränderungen vorgehen kann. Wer sich einen Jobwechsel wünscht, bei dem ist höchstwahrscheinlich keine Liebe (mehr) für den Job vorhanden. Zunächst kann man dann versuchen, die Situation zu verändern. Denn wer zu schnell aufgibt, steht im nächsten Job früher oder später wieder vor der gleichen Situation. Der Kollege nervt, das Gehalt ist zu gering, die Arbeit zu anstrengend oder ähnliches.
Die Frage ist auch, wie lange der Zustand der Unzufriedenheit andauert. Wer etwa während einer Urlaubsvertretung kurzzeitig doppelt belastet ist, wird das als weniger schlimm empfinden, als wenn langsam aber stetig immer mehr Arbeit dazukommt. Wird die Situation jedoch zunehmend immer schlechter, sollte man »Stopp« sagen, bevor man ständig überlastet ist. Im Gespräch mit Kollegen, im Teammeeting oder direkt mit dem Chef sollte hier nach einer Lösung gesucht werden. Man sollte sich auf ein solches Gespräch gut vorbereiten, zum Beispiel eine Liste mit konkreten Beispielen anfertigen, die eine Änderung erfordern.
Wer merkt, dass es trotz mehrerer Gespräche keine positive Veränderung gibt, sollte sich noch einmal die Liste zur Hand nehmen und diese ganz bewusst betrachten. Rechtfertigen beziehungsweise erfordern all diese Punkte zusammen einen Stellenwechsel? Eine solche Liste kann später auch dabei helfen, bei der Auswahl des neuen Jobs bewusst auf die auf der Liste aufgeführten Punkte zu achten.
Gehen oder bleiben? Schwankungen gehören dazu, sollten aber nicht zu lange andauern. / Foto: Getty Images/Westend61 / Mareen Fischinger
Eine Phase der Ambivalenz, in der man zwischen Kündigen und Bleiben schwankt, gehört immer zum Prozess der Veränderung. Achten Sie aber darauf, dass diese Phase nicht zu lange andauert. Viele Menschen wünschen sich eine Veränderung, haben aber gleichzeitig Angst davor. Sie sprechen also zuerst mit ihrem Partner über die Probleme auf der Arbeit, dann mit Familie, Freunden und Bekannten über ihre Unzufriedenheit und Überlastung. Auch wenn solche Gespräche im ersten Moment entlasten, so verharrt man doch in der Situation. Es kostet auch die Gesprächspartner viel Kraft, sich immer wieder damit auseinanderzusetzen.
Daher sollte man möglichst konstruktiv mit seinen Ängsten umgehen. Machen Sie sich klar: Es gibt rationale und irrationale Ängste. Schreiben Sie diese so konkret wie möglich auf. Manch mulmiges Gefühl verschwindet, wenn Sie es genauer erforschen und konkretisieren. Nach diesem Schreibprozess bleiben meist maximal drei Befürchtungen übrig, an denen Sie arbeiten können.
Aber Vorsicht: Je konkreter Sie sich eine Situation vorstellen, desto stärker reagieren auch Gehirn und Körper. Sie stellen sich etwa vor, dass Sie auf der neuen Arbeitsstelle einen Chef haben, der sehr autoritär ist. Sie malen sich diesen gedanklich sogar noch mit drohender Körperhaltung und lauter Stimme aus. Ihr Gehirn wird dies als Gefahr erkennen und den Gedanken verdrängen. Das hindert Sie womöglich daran, sich überhaupt näher mit einem Stellenwechsel auseinanderzusetzen.
Das bedeutet auf der anderen Seite aber auch, dass das Gehirn positiv reagiert, wenn Sie sich beispielsweise vorstellen, dass es in der nächsten Apotheke sehr gut laufen wird. Achten Sie aber darauf, mit Befürchtungen und Hoffnungen realistisch umzugehen. Denn es hilft auch nicht, sich alles nur in den schönsten Farben auszumalen. Sie sollten die Situation möglichst klar betrachten und dann einen Plan erstellen, wie der Stellenwechsel gelingen kann.
Eine gute Methode, mit Befürchtungen umzugehen, ist es, Aufgaben zu formulieren. Viele Menschen haben zum Beispiel Angst vor Schuld: Wenn Menschen eine Veränderung selbst hervorrufen und anschließend mit Konflikten oder schwierigen Situationen konfrontiert werden, geschieht es häufig, dass sie sich selbst Vorwürfe machen. »Du hast es ja so gewollt.« Das ist aber falsch. Machen Sie sich vorher klar: Sie können nicht genau wissen, wie es werden wird, aber Sie können so gut wie möglich auswählen.
Aus dieser Sorge können Sie nun eine konkrete Aufgabe formulieren, zum Beispiel sich im Bekanntenkreis über Ihre mögliche neue Arbeitsstelle zu erkundigen. Nutzen Sie Ihr Netzwerk, irgendjemand aus Ihrem Umfeld weiß vielleicht, wie die Arbeit dort ist. Oder Ihre Freunde oder Sie selbst kaufen in der Apotheke, in der Sie sich bewerben wollen, ein. Ist die Atmosphäre auch bei Stress in Stoßzeiten noch gut? Das kann zumindest erste Anhaltspunkte liefern.
Probieren Sie Veränderungen auch im Kleinen aus: Wählen Sie einmal einen anderen Weg zur Arbeit oder kaufen Sie in einem anderen Geschäft ein. Ziehen Sie anschließend ein Resümee. Was war gut an dem neuen Weg, auch wenn er fünf Minuten länger dauerte? Was war in dem neuen Laden angenehm? So lernen Sie, dass eine Veränderung nicht immer mit Gefahr verbunden ist.
Machen Sie sich bewusst: Sich nicht zu entscheiden, ist auch eine Entscheidung, die mit Konsequenzen verbunden ist. Vielleicht hilft bei der Entscheidungsfindung auch das Bewusstsein, dass nichts endgültig ist. Natürlich wäre es schön, wenn die nächste Stelle so gut ist, dass Sie dort bis zum Ende des Berufslebens bleiben. Aber auch dort kann es Probleme geben, und Gegebenheiten können sich verändern, so wie Sie und Ihre Bedürfnisse sich auch mit der Zeit verändern können. Dann kann erneut ein Wechsel anstehen. Wichtig ist in jedem Fall, selbst aktiv zu werden und sich für seine eigenen Bedürfnisse einzusetzen.