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Krebs verhindern

Jugend gegen HPV impfen

Verschiedene Krebsarten, die mit humanen Papillomaviren (HPV) assoziiert sind, würden gar nicht erst entstehen, wenn rechtzeitig dagegen geimpft würde. Professorin Dr. Ulrike Wieland stellte bei einer Fortbildungsveranstaltung Strategien vor, wie das klappen kann und etwa Gebärmutterhalskrebs praktisch nicht mehr auftritt.
Elke Wolf
29.04.2022  09:18 Uhr

»Die prophylaktische Impfung hat das Potenzial, Genitalwarzen und HPV-bedingte Dysplasien und Karzinome deutlich zu reduzieren beziehungsweise annähernd zu eliminieren«, sagte Wieland vom Institut für Virologie des Universitätsklinikums Köln bei der zentralen Fortbildung der Landesapothekerkammer Hessen. Bleibt eine HPV-Infektion nämlich bestehen, kann sich im Laufe der Zeit Krebs entwickeln, vor allem am Gebärmutterhals, aber auch an After oder Penis und in Mund und Rachen. Epidemiologische Daten aus Ländern wie Australien und Großbritannien mit hohen Impfraten bei Personen, die noch keinen Kontakt mit HPV hatten (HPV-naiv), zeigen einen signifikanten Rückgang von anogenitaler und oraler HPV-Verbreitung, von Vorstufen und Karzinomen des Gebärmutterhalses sowie Feigwarzen.

Allerdings wird diese Impfung hierzulande noch immer viel zu selten in Anspruch genommen, bemängelte die Leiterin des Nationalen Referenzzentrums für Papillom- und Polyomaviren, das am Uniklinikum in Köln angesiedelt ist. Nur rund 50 Prozent sowohl der 15- als auch der 18-Jährigen in Deutschland seien derzeit vollständig geimpft. »Dabei gehört die Impfung für Mädchen seit rund 15 Jahren zum Standardimpfprogramm«, sagte Wieland. Bei jungen Männern, für die erst seit 2018 die Impfung empfohlen wird, sehe es noch dürftiger aus. Lediglich 5,1 Prozent der 15-Jährigen weisen eine vollständige Impfserie auf. Die Ständige Impfkommission (STIKO) rät Mädchen und Jungen im Alter zwischen 9 und 14 Jahren zur zweimaligen Impfung in einem Abstand von einem halben Jahr. Bis zum 18. Lebensjahr werden Nachholimpfungen empfohlen, dann stehen allerdings drei Impftermine auf dem Programm.

Wieland sieht nur eine realistische Chance, hierzulande die HPV-Impfquote hochzutreiben. »Wir Ärzte müssen alles daransetzen, die U11- und die J1-Untersuchungen dazu zu nutzen, Mütter, Väter und ihre Kinder auf die Chance der Impfung aufmerksam zu machen. Die Möglichkeit der Schulimpfung wie etwa in Großbritannien ist hierzulande kaum umsetzbar.« Neben einer zielgruppenorientierten Aufklärungs- und Informationskampagne inklusive eines Einladungs- und Erinnerungssystems, wäre es laut Wieland auch hilfreich, die HPV-Impfung genauso wie die Masernimpfung als »dringend« einzustufen.

»Wichtig ist die Impfung zu einem Zeitpunkt vor der Aufnahme sexueller Kontakte. Das ist essenziell. Der beste Schutz vor Gebärmutterhalskrebs lässt sich erzielen, wenn Mädchen bereits mit 12 oder 13 Jahren geimpft werden. Denn das Risiko einer sexuell aktiven Frau, im Laufe ihres Lebens eine genitale HPV-Infektion zu erwerben, liegt bei mehr als 80 Prozent. Die Durchseuchung ist enorm hoch«, informierte die Virologin.

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