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Update Folsäure

Junge Frauen schlecht mit Folsäure versorgt

Die Bevölkerung hierzulande ist in der Regel mit allen wichtigen Vitaminen gut versorgt. Eine Ausnahme macht die Zufuhr von Folat bei Frauen im gebärfähigen Alter. Dabei ist das Vitamin vor allem für werdende Mütter und die Entwicklung des Ungeborenen unverzichtbar.
Ulrike Becker
07.07.2020  09:30 Uhr

Folat zählt zu den wasserlöslichen B-Vitaminen und ist der Oberbegriff für verschiedene, chemisch ähnliche Verbindungen, die eine vergleichbare Vitaminwirkung zeigen. Der Name leitet sich von dem lateinischen Begriff »Folium« für »Blatt« ab, da der Nachweis des Vitamins in den 1940er-Jahren zuerst in Spinatblättern gelang. Alle natürlicherweise in Lebensmitteln vorkommenden Formen des Vitamins werden als Folate bezeichnet. Der früher verwendete Name Folsäure wird heute nur noch für die synthetisch hergestellte Form des Vitamins genutzt.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat ihre Empfehlungen anhand der aktuellen Studienlage zuletzt 2018 angepasst. Aktuell raten die Ernährungsexperten allen Menschen ab dem 13. Lebensjahr, 300 µg Folat am Tag aufzunehmen. In Schwangerschaft und Stillzeit steigt der Bedarf deutlich. Ein Folatmangel kann aufgrund einer einseitigen Ernährung entstehen. Aber auch Alkoholmissbrauch, die Einnahme von hochdosiertem Methotrexat, von Antikonvulsiva wie Phenytoin, trizyklischen Antidepressiva, hormonellen Verhütungsmitteln und verschiedenen Antibiotika wie zum Beispiel Sulfonamiden können zu einer schlechten Versorgungslage führen. Menschen, die an chronisch entzündlichen Darmerkrankungen leiden, sind ebenfalls gefährdet.

Aufgaben im Stoffwechsel

Folate sind im Körper an der Synthese von Nukleinsäuren beteiligt, den Bausteinen der Erbinformationen im Zellkern. Auch für eine störungsfreie Teilung, Differenzierung und Regeneration von Körperzellen ist das Vitamin unentbehrlich. Bei einer unzureichenden Versorgung mit Folat sind vor allem Bereiche mit hoher Zellteilungsrate betroffen, wie Blutbildung und Immunsystem, der Magen-Darm-Trakt und die Schleimhäute. Beim Ungeborenen kann ein Mangel zu schweren Fehlbildungen führen. Folat ist zudem unentbehrlich für den Abbau von Homocystein, das im Stoffwechsel als Zwischenprodukt entsteht und in höherer Konzentration die Gefäße schädigt.

Nach der Aufnahme in die Darmzellen werden die Folate aus der Nahrung in 5-Methyl-Tetrahydrofolat umgewandelt und gelangen über das Blut in die Leber. Das Organ speichert das Vitamin und reguliert die Versorgung des Körpers. Die Umwandlung gelingt jedoch nicht bei allen Menschen optimal, weshalb Präparate in der Apotheke oft 5-Methyl-Tetrahydrofolat enthalten. Die Vorräte im Leberspeicher versorgen den Körper bei unzureichender Zufuhr etwa drei bis vier Wochen, ehe die Serumwerte sinken.

Der Stoffwechsel der Folate ist unter anderem eng mit Vitamin B12 verbunden. Vitamin B12 wandelt inaktives Folat wieder in seine stoffwechselaktive Form um. Eine unzureichende Zufuhr an Vitamin B12 führt somit gleichzeitig zu Symptomen eines Folatmangels. Daher sollten bei Verdacht auf ein Vitamindefizit immer beide Vitamine bestimmt werden. Die sogenannte megaloblastäre Anämie, die mit vergrößerten Erythrozyten einhergeht, gilt als Leitbefund eines Folatmangels.

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