K.-o.-Tropfen im Getränk |
In einem unbemerkten Moment tropfen Täter die Substanzen in das Getränk. / Foto: Adobe Stock/Denis Stankovic
K.-o.-Tropfen wirken wie Drogen. Nach einigen Minuten wird den Betroffenen schwindelig, sie können nicht mehr klar denken und wirken und fühlen sich, als wären sie betrunken. Kurz darauf werden sie für Minuten oder auch mehrere Stunden bewusstlos. Die Täter nutzen diese Zeit für Sexualdelikte oder zum Ausrauben. Die Opfer können sich hinterher meist nicht mehr richtig daran erinnern. Das erschwert die Ermittlungen der Polizei. Zumal die Tropfen nicht lange im Körper nachzuweisen sind. »Im Blut sind es etwa sechs Stunden, im Urin zwölf Stunden«, sagt Céline Sturm von der Opferschutzorganisation Weißer Ring.
Welche Substanzen sind in den Tropfen also enthalten? »Darunter verstehen wir ganz viele verschiedene Substanzen, teilweise bis zu 200, die als K.-o.-Tropfen eingesetzt werden«, erläutert Céline Sturm. Dazu gehören etwa Ketamin, ein Narkosemittel aus der Tiermedizin, und GHB (Gamma-Hydroxybuttersäure), umgangssprachlich als Liquid Ecstasy bezeichnet. Die Mittel werden mitunter in geringer Dosis von Feiernden freiwillig als Partydroge in Clubs eingenommen. Viele dieser Substanzen sind in Deutschland faktisch frei erhältlich. Nach Angaben des Bundesdrogenbeauftragten Burkhard Blienert sind andere verschreibungspflichtige Arzneimittel, teilweise fallen sie unter das Betäubungsmittelrecht. Aber eben nicht alle.
Blienert verweist auf den Stoff GHB, der aus Gamma-Butyrolacton (GBL) und 1,4-Butandiol (BDO) entsteht. Das seien Industriechemikalien, die in großen Mengen hergestellt, gehandelt und industriell verarbeitet werden. Beide fallen nicht unter das Gesetz zum Umgang mit Betäubungsmitteln. In der Vergangenheit gab es immer wieder Forderungen, den Stoff GBL in das Gesetz aufzunehmen.
Der Weiße Ring sieht die Politik allerdings vielmehr in einem anderen Punkt in der Pflicht: »Wir müssen viel mehr Aufklärungsarbeit zu dem Thema leisten«, fordert Sturm. So sollten bereits Lehrer bei ihrer Aus- und Weiterbildung für das Thema sensibilisiert werden. Es sollte auch mehr dazu geforscht werden. »Wir wissen nicht, wie groß das Problem ist. Die Datenlage ist schlecht, wir haben ein riesiges Dunkelfeld«, so Sturm. »Es muss mehr Licht ins Dunkle gebracht werden, indem mehr dazu geforscht wird.« Nur so sei herauszufinden, wie groß das Problem sei.