Kaiserschnitt – mehr als nur Mode |
Immer mehr Frauen bringen ihr Kind per Kaiserschnitt zur Welt. Medizinisch notwendig ist das nicht immer. / Foto: Shutterstock/Martin Valigursky
Noch vor 150 Jahren war die Geburt für werdende Mütter und ihre ungeborenen Kinder ein lebensbedrohendes Ereignis. Bei Komplikationen blieben Geburtshelfern nicht viele Möglichkeiten. Grundsätzlich stand damals das Leben der Frau über dem des Ungeborenen. So war es gängige Praxis, den Kopf des Kindes mit einer Zange zusammenzupressen oder ganz zu zerstören, wenn ein Becken-Kopf-Missverhältnis vorlag. Als Alternative experimentierten Mediziner mit dem Einleiten von Frühgeburten oder dem Durchtrennen des Schambeins. Ein Kaiserschnitt wurde nur an verstorbenen Frauen durchgeführt, manchmal auch an Sterbenden, um das Kind zu retten oder getrennt von seiner Mutter bestatten zu können. Die Gründe dafür lagen in der Statistik: Einen Kaiserschnitt überlebten durchschnittlich 60 bis 70 Prozent der Frauen nicht. In einigen Regionen lag die Überlebenswahrscheinlichkeit sogar bei 0 Prozent. Im Vergleich dazu war die Müttersterblichkeit unter dem Einsatz von Zangen und ähnlichem mit 5 bis 10 Prozent deutlich geringer.
Den Grundstein für den heutigen Kaiserschnitt und damit die Möglichkeit, sowohl das Leben der Mutter als auch das des Kindes zu retten, legte der deutsche Gynäkologe Ferdinand Kehrer. Er operierte 1881 die 28-Jährige Emilie Schlusser in ihrem Wohnzimmer nach einer neuen Methode. Statt die Gebärmutter mit einem Längsschnitt zu öffnen, setzte Kehrer den Schnitt quer, knapp oberhalb des Schambeins an. Zudem nähte er, anders als damals üblich, sowohl die Gebärmutter als auch die darüberliegenden Gewebeschichten sorgfältig zu. Emilie Schlusser und ihr Baby überlebten den Eingriff. Zusammen mit dem steigenden Wissen über die Notwendigkeit der Keimfreiheit, führte die Operationsmethode von Kehrer in den nachfolgenden Jahren dazu, dass die Müttersterblichkeit beim Kaiserschnitt extrem stark sank. Schon Anfang des 20. Jahrhunderts berichteten einzelne Operateure von einer Sterberate von nur mehr zwei Prozent.